Das bereits vor 33 Jahren uraufgeführte Stück „Jekyll & Hyde“ wurde inspiriert von Robert Louis Stevensons Literaturklassiker von Steve Cuden und Frank Wildhorn für die Musicalbühne konzipiert. Seitdem wurde das Stück unzählige Male auch in Deutschland gespielt. Diese Spielzeit ist es mit Alexander Klaws im Staatstheater Darmstadt zu sehen und die Nachfrage war bereits so hoch, dass nun zusätzliche Spieltermine angeboten werden. Wir haben die Premiere für euch besucht und berichten euch:

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Das Musical „Jekyll & Hyde”:

Die Geschichte von Leslie Bricusse spielt im viktorianischen London Ende des 19. Jahrhunderts und ist thematisch von dessen Problemen wie soziale Gegensätze und Doppelmoral geprägt, die nach wie vor relevant sind. Es geht um den Forscher & Arzt Dr. Henry Jekyll, dessen Ziel es ist das Gute und Böse im Menschen zu spalten. Auf diese Weise möchte er die menschliche Bösartigkeit unter Kontrolle bringen. Doch nach einem Selbstexperiment tritt das Gegenteil ein. Jekylls dunkles Alter Ego Edward Hyde erwacht und treibt unkontrolliert in London sein Unwesen.

Die zum Teil rockig-poppige, schaurig-düstere, aber stellenweise auch ruhige und emotionale Musik von Frank Wildhorn unterstützt die Handlung perfekt. Es werden an passenden Stellen bestimmte Passagen geschickt wiederholt, was auch den Inhalt der entsprechenden Lyrics unter die Haut gehen lässt. Die Liedtexte von Bricusse, Cuden & Wildhorn wurden von Susanne Dengler und Eberhard Storz treffend ins Deutsche übersetzt. Das Ganze wird getragen von einem beachtlichen Orchester des Staatstheaters Darmstadt unter der Leitung von Nicolas Kierdorf, das für umfassenden Hörgenuss und vollen Klang sorgt.

Die Besetzung der Premiere:

Alexander Klaws verkörpert die Doppelrolle des Dr. Jekyll & Mr. Hyde und überzeugt hierbei vor allem schauspielerisch. Der Wechsel zwischen Edward Jekyll und seinem Alter Ego gelingt ihm auch gesanglich stets flüssig und eindeutig, sodass man immerzu weiß, welchen der beiden man vor sich hat. Seine Bewegungen als Edward Hyde wirken so authentisch, bewusst unkontrolliert und bedrohlich, dass es einem nicht schwer fällt, sich vor ihm zu fürchten. Besonders die Szene der ersten Verwandlung, in der man zum ersten Mal Hydes Bewegungen und technisch betont düstere Stimme erlebt, geht unter die Haut.

Barbara Obermeier spielt die engelsgleiche Verlobte Lisa von Jekyll, die trotz Bedenken ihres Vaters, dargestellt von Volker Metzger, hinter ihrem Zukünftigen und seinen Überzeugungen steht. Sie spielt die Rolle mit ihrem stimmstarken Sopran einfühlsam, selbstbewusst und ergreifend. Besonders ihr Schrei in der klimatischen Schlussszene sorgt im Publikum für Gänsehaut.

Klaws Ehefrau Nadja Scheiwiller übernimmt die Rolle der Lucy, eine Prostituierte, die eine besondere Ausstrahlung auf Jekyll hat und von Hyde regelmäßig heimgesucht wird. Sie spielt Lucys verruchte Seite, die für Lust & Leidenschaft steht, aber auch ihre zerbrechliche Seite, die in Liedern wie „Mitgefühl, Zärtlichkeit“ herauskommt, glaubhaft. Ihre Tanzbewegungen sind flüssig und ihre Stimme passend zur Rolle sowohl verführerisch als auch emotional.

Ebenfalls die weiteren Rollen wie unter anderem Livio Cecini als Jekylls Freund und Anwalt, die einflussreiche als auch mittellose Londoner Gesellschaft werden vom Ensemble sowie dem Opernchor und der Statisterie des Staatstheaters Darmstadt passend und gesanglich stark ausgefüllt. Dies sorgt für die richtige Atmosphäre und vermittelt einem das Gefühl, die viktorianischen Straßen Londons auf der Bühne zu erleben. Dies ist auch der dazu passenden Inszenierung zu verdanken.

Die Inszenierung in Darmstadt:

Gil Mehmerts Inszenierung lässt einen gut in die Handlung eintauchen und diese gespannt verfolgen. Einzig die Beziehung zwischen Jekyll/Hyde und Lucy wirkt manchmal etwas unklar und die Szenen um ihren Charakter etwas langwierig. Das kann aber ebenso auf die Vorlage zurückzuführen sein. Immer wieder besonders beeindruckend ist das Bühnenbild von Jens Kilian, das mit einer opulenten Dreh- und Hebebühne arbeitet. Diese ist in vier Passagen unterteilt, die immer wieder passend zur Szene umgestaltet werden und ermöglicht dadurch fließende Szenenübergänge. Das facettenreiche Bühnenbild wird zudem durch stimmungsvolles Licht und Nebel in Szene gesetzt und schafft dadurch die richtige Atmosphäre. Die Kostüme von Falk Bauer sind passend zum viktorianischen Zeitalter und den Rollen gestaltet. Auch zusammen mit den Choreografien von Simon Eichenberger sorgt dies für visuellen Hochgenuss.

Das Staatstheater Darmstadt bringt Wildhorns, Cudens und Bricusses tragisch-düsteres Stück „Jekyll & Hyde“ gekonnt auf die Bühne. Mit überzeugendem Cast, einem beeindruckenden Bühnendesign und Orchester ist es absolut sehenswert und lässt einen ins finstere London vergangener Zeit eintauchen.

Weitere Informationen und Tickets für das Frank Wildhorn-Musical „Jekyll & Hyde“ am Staatstheater Darmstadt erhaltet ihr hier.

Besuchte Vorstellung vom Musical „Jekyll & Hyde“: 3. November 2023 im Staatstheater Darmstadt

Vielen Dank an das Staatstheater Darmstadt für die freundliche Bereitstellung der Pressekarten zum Musical „Jekyll & Hyde“!

(Bildquelle (c) Martin Sigmund)

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