Nach einer weniger erfolgreichen Uraufführung am Broadway versucht ATG Entertainment nun mit der deutschsprachigen Fassung von „Mrs. Doubtfire – Das Musical“ an die erfolgreiche Spielzeit des Stückes am Londoner West End anzuknüpfen. Wir haben die Medienpremiere im Düsseldorfer Capitol Theater besucht:
„Mrs. Doubtfire – Das Musical“
Das Stück erzählt die herzerwärmende und zugleich turbulente Geschichte von Daniel, einem Vater, der nach der Scheidung von seiner Frau Miranda nur noch eingeschränkten Kontakt zu seinen drei Kindern hat. Um weiterhin bei ihnen sein zu können, verwandelt er sich mit Hilfe seines Bruders Frank in das schottische Kindermädchen Mrs. Doubtfire. Doch wie lange kann Daniel sein aufwendiges Doppelleben wirklich geheim halten – und was passiert, wenn Mrs. Doubtfire plötzlich mehr über die Familie weiß als Daniel selbst? Das Musical behandelt zentrale Themen wie die Suche nach der eigenen Identität, die Liebe zu den Kindern und die Herausforderungen, die eine Familie nach einer Trennung meistern muss.
Musikalisch setzen die Komponisten Karey und Wayne Kirkpatrick auf einen vielseitigen Stil-Mix. Die Partitur verbindet klassische Broadway-Klänge mit modernen Pop- und Rock-Elementen. Große Ensemblenummern wechseln sich dabei mit emotionalen Balladen ab. Die Lieder sind nahtlos in die Handlung eingebunden und spiegeln stets die jeweilige Stimmung der Szenen wider.
Die deutschsprachige Übersetzung von Johannes Deny, Ruth Deny und Kevin Schroeder ist außerordentlich gut gelungen und trägt entscheidend zur Wirkung des Musicals bei. Viele der bekannten englischen Texte wurden wortwörtlich übersetzt, und dennoch gelingt es, dass die Dialoge und Lieder jederzeit natürlich und flüssig klingen. Selbst bei humorvollen oder emotionalen Szenen wirkt die Sprache niemals gestelzt oder fehl am Platz.
Die Besetzung der Show
Thomas Hohler verkörpert Daniel Hillard alias Mrs. Doubtfire mit beeindruckender Bühnenpräsenz. Es gibt kaum Szenen, in denen Hohler nicht auf der Bühne steht. Seine Leistung besticht durch eine perfekte Kombination aus komödiantischem Talent, überzeugendem Schauspiel und makellosem Gesang. Innerhalb weniger Sekunden wechselt er zwischen den Rollen auf und hinter der Bühne, vollzieht bei jedem Kostümwechsel einen glaubwürdigen Charakterwandel vom emotionalen und kämpfenden Vater zu einem schrulligen Kindermädchen mit britischem Akzent. Seine Leistung verdient höchste Anerkennung und genau diese schenkt ihm das Publikum nach nahezu jedem seiner Auftritte.
Jessica Kessler überzeugt in der Rolle von Mirandas Ex-Frau. Sie zeigt eindrucksvoll, wie sich ihre Figur von einer in der Ehe verlorenen Frau zu einer selbstbewussten, starken Persönlichkeit entwickelt. Es ist eine Freude, dieser Entwicklung auf der Bühne zu folgen.
Die drei Kinder der Hillards ziehen die Aufmerksamkeit des Publikums besonders auf sich. Alina Simon als Lydia beeindruckt mit klarer Stimme und geschicktem, schwesterlichem Spiel. Im Vater-Tochter Duett „Einfach so tun“ harmonieren Simon und Hohler sehr gut und rühren beinahe zu Tränen. Mika und Grete glänzen in den Rollen von Christopher und Natalie mit bemerkenswerter Bühnenpräsenz und komödiantischem Talent.
Nicolas Tenerani spielt Franks Bruder Frank mit hervorragendem Gespür für Timing und Humor. Seine Darbietung ist ein echter Angriff auf die Lachmuskeln, gesanglich überzeugt er ebenso. Zusammen mit Malick Afocozi als seinem Bühnen-Ehemann Andre sind sie die Protagonisten der Ensemblenummer „Ich muss ’ne Frau sein“, in der sie das Publikum mitreißen. Das Duo lockert die teils schwermütige Geschichte auf charmante Weise auf.
Tamara Wörner überzeugt als strenge Jugendamtsmitarbeiterin Wanda Sellner mit klarer, bestimmter Darstellung. Besonders in der Ensemblenummer „Du spielst mit dem Feuer“ wird deutlich, dass sie neben ihren schauspielerischen Qualitäten auch stimmlich überzeugen kann.
Christian Funk verkörpert Stuart Dunmire – zunächst als Geschäftspartner, später als neuer Liebhaber von Miranda – und bildet dabei einen bewussten Kontrast zu Daniel. Trotz einer anfangs oberflächlichen Wirkung gewinnt die Figur durch Funks Darstellung an Tiefe im Fortlauf der Geschichte.
Das gesamte Ensemble beeindruckt: tänzerisch, gesanglich und darstellerisch auf höchstem Niveau. Die häufigen Kostüm- und Rollenwechsel sind eine wahre Augenweide für das Publikum – und lassen es vielen Stellen staunend, mit offenem Mund, zurück. Die Spielfreude des gesamten Ensembles springt sofort auf das Publikum über.
Die Show in Düsseldorf
Regisseur Jerry Zaks, der auch die Broadway-Produktion inszenierte, lässt den bekannten Film auf der Bühne tatsächlich lebendig werden. Obwohl das Stück stark auf Humor setzt, lässt die Szenenführung auch ruhigere und nachdenkliche Momente zu. Diese tragen wesentlich dazu bei, die Wirkung der Geschichte zu verstärken und die Charakterentwicklung in den Vordergrund zu stellen, die im gesamten Stück eine zentrale Rolle spielt.
Besonders hervorzuheben ist die Szene „Ich muss ’ne Frau sein“. Den musikalisch eingängigen Song performt nahezu das gesamte Ensemble und beeindruckt mit komplexen Choreografien, schnellen Kostümwechseln und humorvollen Twists. Man wünscht sich, diese mitreißende Szene würde niemals enden – denn genau das ist Musical in Bestform!
Das Bühnenbild von David Korins ist einfach gehalten, schafft es jedoch, das Publikum mühelos in verschiedene Szenen zu entführen. Es wirkt weder überladen noch kahl, sondern überzeugt durch ausgewogene Gestaltung. Ergänzt durch das Lichtdesign von Philip S. Rosenberg entstehen stimmungsvolle Szenenbilder, die auch ohne große Requisiten eine bildgewaltige Wirkung entfalten.
Die zahlreichen Kostüme von Catherine Zuber spiegeln die Persönlichkeit der Figuren treffend. Mal wirken sie exzentrisch und humorvoll, mal alltagsnah und zurückhaltend – stets unterstützen sie gekonnt die Wirkung und Atmosphäre der jeweiligen Szene.
Die Choreografien von Lorin Latarro entfalten ihre volle Wirkung besonders in den Ensemblenummern. Während einige Bewegungsabläufe bewusst einfach und klar gehalten sind, beeindrucken vor allem die komplexen und schnellen Sequenzen, die voller Energie und Dynamik sprühen. Von klassischem Musical-Stepptanz bis hin zu leidenschaftlichem Flamenco ist hier eine vielfältige Tanzpalette vertreten.
„Mrs. Doubtfire – Das Musical“ begeistert mit viel Herz und noch mehr Humor. Ein mitreißendes Ensemble, eingängige Musik und eine liebevoll gestaltete Bühne – Musical in Bestform, das Publikum und Ensemble gleichermaßen strahlen lässt. Unbedingt ansehen!
Weitere Informationen und Tickets für „Mrs. Doubtfire – Das Musical“ erhaltet ihr hier.
Besuchte Vorstellung: Medienpremiere am 05.11.2025 – Capitol Theater Düsseldorf
Vielen Dank an ATG Entertainment für die freundliche Einladung zur Medienpremiere von „Mrs. Doubtfire – Das Musical“.
Bildquelle (c) Joshua Hoffmann

Tim ist 28 Jahre alt und seit Anfang 2025 Mitglied des Musicalzone.de-Teams. Seit seinem ersten Musicalbesuch im Alter von acht Jahren bei „Starlight-Express“ sind Musicals nicht mehr aus seinem Leben wegzudenken. Nach seinem Job im öffentlichen Dienst besucht er in seiner Freizeit gerne das Theater und fachsimpelt im Anschluss mit anderen Fans. Daneben hat er eine Leidenschaft für diverse Sportarten, Brettspiele und das Entdecken neuer Reiseziele – am besten solche, die sich mit einem Musicalbesuch verbinden lassen.




