Als Stage Entertainment ankündigte, dass sie mit einer „Mjusicäl“-Version des Kino-Erfolgs „Fack ju Göhte“ ein neues Theater im Münchner Werksviertel eröffnen werden, war die Skepsis groß. Wir haben das neue Stück besucht und verraten euch, ob die Komödie auch auf der Bühne funktioniert:

Anzeige*

Zeki Müller wird zu Beginn des Stücks aus dem Gefängnis entlassen, wo er aufgrund eines Bankraubs 13 Monate absitzen musste.  Draußen muss er feststellen, dass die Prostituierte Charlie seinerzeit die Beute auf einer Baustelle vergraben hat – nun steht dort die Sporthalle der Göthe-Gesamtschule. Um an die Beute zu kommen möchte er sich dort als Hausmeister bewerben, wird durch eine Verwechslung jedoch als Aushilfslehrer angestellt. Als Lehrer der 10b, der „Amok-Klasse“, steht er nun vor neuen Herausforderungen…
Das Buch von Nico Rebscher, Kevin Schröder und Simon Triebel orientiert sich in weiten Teilen an der Film-Vorlage des ersten Teils und erzählt so die kurzweilige Geschichte mit vielen bekannten Witzen. Die Bühnenadaption setzt jedoch passende Akzente und baut vor allem die Schulaufführung von „Romeo & Julia“ sowie das Ende aus. Zeilen wie „Unser Leben ist ein leeres Blatt Papier […] nimm den Stift und schreib deine Zeilen“ haben dem Stück außerdem etwas mehr Tiefgang gegeben.

Dazu wird die Bühnenfassung mit Musik aus der Feder des vorgenannten Autoren-Trios ergänzt, die mit Pop, Hip Hop sowie Rap und weniger klassischen Musical-Klängen gut zum modernen Setting passt. Die 5-köpfige Band, unter der Leitung von Philipp Gras, sorgt für einen kräftigen Sound, mit dem die Kompositionen gut klingen.

Max Hemmersdorfer verkörpert ‚Zeki Müller‘, der als Aushilfslehrer gerne auch zu rabiateren Erziehungsmethoden greift. Dabei wirkt sein Schauspiel stets authentisch und auch den trockenen Humor bringt er gut herüber. Wenn er singt hört man jedoch, dass er kein ausgebildeter Sänger ist.

Die überkorrekte Referendarin ‘Lisi Schnabelstedt‘ spielt Johanna Spantzel. Diese Rolle stellt sie den ganzen Abend über glaubhaft dar – selbst wenn sie aufgrund von Sexual-Hormonen halluziniert. Außerdem kann sie mit ihrer, an den passenden Stellen kräftigen, Stimme überzeugen und bringt ihre Gags stets gekonnt im richtigen Moment.

Die strenge, klebstoff-schnüffelnde Direktorin ‚Frau Gerster‘ wird von Elisabeth Ebner gemimt. Dabei nimmt man ihr die Rolle sofort ab, wobei sie ebenfalls mit ihrem trockenem Humor punkten kann.

Lukas Sandmann ist als aggressiver ‚Danger‘ Teil der 10b. Trotz seines im Vergleich zur Filmvorlage jüngeren Aussehens, merkt man dank des überzeugenden Schauspiels sofort sein Testosteron-Problem, was für einige Lacher gut ist. Seinen gekonnten Sprechgesang kann er besonders als ‚Romeo‘ in der Musical-Neuinterpretation von ‚Romeo & Julia‘ zeigen.

Die Tussi ‚Chantal‘ wird von Rebekka Corcodel gespielt. Mit ihrem Schauspiel und der etwas dümmlich wirkenden Sprechstimme steht sie der beliebten Filmfigur in nichts nach. Gesanglich ist sie jedoch etwas schwächer als das restliche Ensemble.

Die komplette 10b ist mit Anthony Curtis Kirby als ‚Burak‘, Susi Studentkowski als ‚Zeynep‘ und Robin Cadet als ‚Jerome‘ passend und nah an der Filmvorlage besetzt.

‚Laura‘ ist Lisi’s pubertierende Schwester. Als Außenseiterin hat sie mit einigen Problemen zu kämpfen, was Sandra Leitner glaubhaft darstellt. Gesanglich kann sie außerdem – stellenweise auch mit ihrem Belt – überzeugen.

Als Prostituierte ‚Charlie‘ ist Jennifer Siemann zu sehen, die mit Berliner Dialekt und ihrer überdrehten sowie herzlichen Art für einige Lacher sorgt.

Das komplette Ensemble legt den ganzen Abend eine Spielfreude und Energie an den Tag, die ansteckt. Auch können alle mit komödiantischem Talent punkten und die anspruchsvollen, modernen Choreografien von Fredrik Rydman meistern.

Die Inszenierung von Christoph Drewitz ist kurzweilig, unterhaltsam und bleibt nah an der Filmvorlage, doch hat sie auch einige eigene kreative Einfälle.
Die Bühne (Andrew D. Edwards) ist von drei Seiten aus einsehbar, wobei der ganze Platz genutzt wird und man als Zuschauer immer nah am Geschehen ist. Insgesamt hat das ganze Theater einen urbanen Flair und so sieht der Zuschauerraum mit Bühne wie eine Sporthalle aus. Dabei wird die Szenerie mit Sportgeräten umgebaut und so beispielsweise geschickt in ein Schwimmbad oder auch einen Strip-Club verwandelt. Die modernen, überwiegend alltagsnahen Kostüme von Reto Tuchschmid passen zum restlichen Erscheinungsbild.

Insgesamt ist „Fack ju Göhte“ ganz anders als ein typisches Musical. Der moderne Stil der Musik und auch der Inszenierung sowie das neue, urbane Theater passen jedoch gut zum Stück, sodass die Umsetzung des Musicals gut gelungen ist – man muss sich jedoch darauf einlassen und mit dem teils ordinären  Humor, der bereits aus dem Film bekannt ist, etwas anfangen können.

Weitere Informationen und Tickets für „Fack ju Göhte“ in München erhaltet ihr hier.

Besuchte Vorstellung: 23. Januar 2018 im Werk7 Theater, München

Vielen Dank an Stage Entertainment für freundliche Bereitstellung der Karten!

(Bildquelle (c) Stage Entertainment)

Teile das mit deinen Freunden via: