Alle zwei Jahre gastiert das Theater Ulm mit einem Musical auf der historischen Wilhelmsburg und präsentiert dieses Jahr passend zur Umgebung „Dracula“. Wir haben die Open Air-Produktion besucht und berichten euch von dem Erlebnis:

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Das Stück:

Der Anwalt Jonathan Harker reist zu Beginn in die Karpaten, wo er den Kaufvertrag für ein neues Grundstück in London mit Graf Dracula abwickelt. Dieser entdeckt in Jonathans Gepäck ein Bild seiner Verlobten Mina, die seine Begierde weckt und sucht den telepathischen Kontakt mit ihr, bevor er sich selbst auf die Reise nach England macht. Doch nach seiner Ankunft kommt ihm Professor van Helsing schnell auf die Spur, womit eine unheimliche Jagd beginnt… Das Buch von Christopher Hampton & Don Black (deutsche Übersetzung von Roman Hinze) stellt die verschiedensten Figuren nahtlos hintereinander vor, womit der Zugang im ersten Akt etwas schwer fällt, bevor alle Handlungsstränge im zweiten Akt ineinander übergehen.

Frank Wildhorn hat für das Musical zahlreiche, eingängige Rocksongs mit markanten Gitarrenriffs komponiert, die sich mit gefühlvollen Balladen abwechseln. Der ganze Score wird vom Orchester unter der Leitung von Hendrik Haas mit vollem Klang intoniert und dröhnt beinahe aus den Boxen, was die Nummern umso energetischer wirken lässt.

Die Besetzung:

Thomas Borchert kehrt in die Titelrolle des ‚Graf Dracula‘ zurück und zieht das Publikum direkt ab dem ersten Auftritt mit seiner mythischen Aura in den Bann, sodass seine Präsenz fortan über allen Geschehnissen schwebt. Sein voller Bariton verstärkt den bedrohlichen Eindruck nochmal zusätzlich, wobei er seine Stimme auch gekonnt zur Verführung einsetzt.

Patrick Stanke als ‘Professor van Helsing‘ ist mit stattlicher Präsenz und kräftiger Stimme ein würdiger Gegenspieler, der nach einem traumatischen Erlebnis auf den Kampf mit dem Vampir fixiert ist, welchen er aber mit kühler Präzision führt.

Die unschuldige Mina Murray verfällt nach und nach der Dunkelheit. Ihren inneren Kampf zwischen Konvention und Versuchung stellt Alexandra-Yoana Alexandrova glaubhaft dar, wobei ihr Solo „Wär ich frei“ mit ihrem starken Belt ein emotionales Highlight der Show ist.

Ihr Verlobter Jonathan Harker (hingebungsvoll gespielt von Philip Schwarz) steht ihr als tapferer Beschützer zur Seite, wobei er beinahe selbst der Verführung durch drei Vampirbräute erliegt.

Die Show:

Alex Balgas kurzweilige Inszenierung macht sich die Open Air-Bedingungen optimal zu Nutze. So kommen auf dem Bühnengerüst (von Petra Mollérus) mit Elementen aus dem viktorianischen London und dem düsteren Schloss) eher einfache Requisiten wie Tücher, die sich im Wind bewegen, zum Einsatz, während das große Ensemble u.a. als Schatten oder auch Gemeinde die Bühne ausfüllt. Eine unvergleichliche Atmosphäre entsteht im Innenhof der Burg spätestens nach der Pause, wenn es Nacht ist und das stimmungsvolle Licht (von Michael Grundner) mit Hilfe von viel Nebel seine volle Wirkung entfalten kann.

„Dracula“ auf der Wilhelmsburg erzählt die bekannte Gruselgeschichte in einer Szenerie, die kaum passender sein könnte und entsprechend atmosphärisch wirkt. Auch wenn das Buch Schwächen hat, punktet das Musical mit kräftigen Rocksongs, die in Ulm Dank einem starken Cast und großem Orchester ein wahrer Hörgenuss sind.

Mehr Informationen:

Weitere Informationen und Tickets für „Dracula“ in Ulm erhaltet ihr hier.

Besuchte Vorstellung: 19. Juni 2021 auf der Wilhelmsburg.
Vielen Dank an das Theater Ulm für die freundliche Bereitstellung der Karten!

(Bildquelle (c) Jochen Klenk)

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