Eine Woche vor der Weltpremiere von Disneys „Hercules“ gaben Komponist Alan Menken und Produzent Thomas Schumacher in Hamburg exklusive Einblicke in den Entstehungsprozess und einen Vorgeschmack auf das neue Musical:

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Auf der Bühne des KENT-Clubs unter der Neuen Flora kamen die langjährigen Kollaboratoren für ein heiteres Gespräch unter Freunden am Flügel zusammen. Dort gab der EGOT-Preisträger Alan Menken Einblicke in sein Schaffen: Er erzählte wie ihn “Fantasia” mit der Kombination aus klassischer Musik und beeindruckenden Bildern inspirierte, er sich als Komponist als Architekt versteht und vor allem in Form für zu Gunsten einer bestimmten Geschichte und für die einzelnen Charaktere komponiert. Zu Beginn seiner Karriere hat Menken auch Libretti geschrieben, bevor er Howard Ashman kennenlernte und mit ihm in Kollaboration für u.a. “Arielle, die Meerjungfrau” & “Die Schöne und das Biest” fortan noch freier komponierte. Für “Aladdin” schrieb Menken zunächst den Titel “The World At Your Feet”, bevor Ashman den Titel für den Liebessong zu “A Whole New World” veränderte – um nicht nur Fußfetischsten anzusprechen wie die beiden scherzten.

Vom Team hinter “Aladdin” wurde die Idee für den Animationsfilm „Hercules“ direkt an den Komponisten herangetragen, nachdem ein Mitarbeiter von Disney Animation die Adaption der Sage gegenüber der Studio-Leitung in einem internen Gameshow-Format vorschlug. Zunächst dachte der Komponist für den Stoff an klassische griechische Musik a la „Candide“, doch das Team hatte die Idee mit Gospel-Musik zu arbeiten, die auch an die Götter gerichtet ist und so v.a. durch die fünf Musen den Film prägt. Nicht alle seiner Songs haben es schließlich in den Film geschafft und so sang Menken am Piano die berührende Ballade „Shooting Star“, die nicht zum maskulinen Charakter von „Hercules“ passte. Schließlich wurde der Song vom nun oscar-nominierten Titelsong “Go The Distance” ersetzt, welchen Hauptdarsteller Benét Monteiro als „Endlich angekommen“ präsentierte (seht das Video dazu auf Instagram).

Nach dem Animationsfilm aus 1997 brauchte es einige Jahre bis die Bühnenadaption weiterverfolgt wurde. Zwischenzeitlich gab Alan Menken bereits den Impuls via Twitter, nachdem er ein Medley auf einer Kreuzfahrt im Beisein seiner Tochter live erlebte. Letztendlich gab das Team von PUBLIC WORKS in New York aber den entscheidenden Impuls, indem sie das Stück für ihr Sommertheater mit über 200 Amateuren im New Yorker Central Park auswählten, wobei sich 287.000 Menschen um 7.000 Tickets bewarben und Disney dazu brachte die Entwicklung weiterzuverfolgen.

Im Rahmen der Bühnenadaption war Menken schnell klar, dass der Bösewicht Hades noch einen neuen Song braucht und auch neues Material für die Musen, Meg, Phil & andere Charaktere geschrieben werden muss. Trotz der Sprachbarriere wurde dem amerikanischen Team bei der ersten Preview anhand der Publikumsreaktionen schnell klar, welche Teile der Strukturen funktionieren. Dabei ist der Komponist direkt in den Prozess involviert und nutzt die letzten Tage aktiv, um die Show mit dem Kreativteam weiterzuentwickeln – allein am Tag nach der ersten Preview gab es von ihm vier Mails mit Verbesserungsvorschlägen in vielen Bereichen, die mit Hochdruck diskutiert werden, bevor Disneys “Hercules” am 24. März im Stage Theater Neue Flora in Hamburg offizielle Weltpremiere feiert.

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Nach dem Event nahm sich Disneys Chief Creative Officer Thomas Schumacher noch Zeit für ein exklusives Interview und teilte weitere Einblicke rund um die Weltpremiere in Hamburg:

Musicalzone.de: Sie haben gerade über die ersten Try-Outs von Hercules bei Public Works im New Yorker Central Park gesprochen. Wie hat sich die Show seither entwickelt?

Thomas Schumacher: Oh, sie hat sich dramatisch verändert! Als wir sie im Central Park aufgeführt haben, war es sehr komprimiert in nur einen Akt ohne Pause – das ist wahrscheinlich der größte Unterschied. Außerdem hatten wir eine große Anzahl von Amateuren auf der Bühne, sodass es weniger wie ein traditionelles Musical wirkte, sondern eher wie ein Festspiel, das auf der Idee von „Hercules“ aufbaute. Und natürlich fand es im Freien statt, sodass es fast keine Kulissen gab – es gab nur riesige Säulen auf der Bühne, die die Säulen widerspiegeln, die wir auch in diesem Theater sehen.

MZ: Am Sonntagabend fand die erste Vorpremiere von Hercules hier in Hamburg statt. Was haben Sie aus den Reaktionen des deutschen Publikums mitgenommen?

TS: Nun, es ist natürlich schwierig, weil wir den Leuten zuhören, wie sie eine Show in ihrer Muttersprache sehen und wir lernen sie aus dem englischen Skript wie unsere Autoren, Robert Horn und Kwame Kwei-Armah, es geschrieben haben. Und dann ist da natürlich noch die Musik von Alan und David Zippel, die wir in der Übersetzung hören. Wir wussten also nicht, wie der Rhythmus des Lachens sein würde. Eine der größten Freuden für mich war, wie viel es zu lachen gab, denn es ist eine sehr herzergreifende Geschichte. Am Ende ist es eine sehr berührende Geschichte, aber auf dem Weg dorthin wird viel gelacht. Was den Applaus und das Lachen und all das angeht, so entsprach es in etwa meinen Erwartungen – es gab jedoch mehr davon, als ich erwartet hatte. Das bedeutet aber auch, dass wir auf die Stille achten… „Oh, das müssen wir kürzen“, „Das könnten wir ändern“… Wir haben also intensive Gespräche geführt und Casey Nicholaw, unser Regisseur und Choreograf, arbeitet in diesem Moment im Theater an einigen neuen Dingen. Und wir werden die Show weiter optimieren, so wie wir es bei jeder Show getan haben, die wir je gemacht haben.

MZ: Was sind Ihre Pläne mit Hercules nach der Weltpremiere?

TS: Wäre das nicht lustig, darüber zu reden? Als erstes muss die Show hier zur Premiere kommen…

MZ: Ja, natürlich. Und warum haben Sie sich ausgerechnet Hamburg für die Weltpremiere ausgewählt?

TS: Wenn man ein neues Musical anfängt ist das natürlich sehr kompliziert, weil man eine Menge Dinge braucht. Man braucht fantastische Leute, um eine neue Show zu erschaffen. Außerdem braucht man ein Theater, in dem man es aufführen kann, welches bereits ein Publikum hat, das es unterstützt. Und so hat es nach der Pandemie aufgrund unserer großartigen Beziehung zu Stage Entertainment Sinn gemacht, dass wir es hier machen würden – allein in diesem Theater ist es meine dritte Show und zwei andere spielen aktuell in der Stadt. Es ist ungewöhnlich, denn das waren immer Originalshows, die wir produziert und hierher gebracht haben, um sie zu replizieren. Die Möglichkeit „Hercules“ hier als neue Show aufzubauen ist einzig und allein unserer Beziehung zu Stage Entertainment und deren Team zu verdanken, welches wir sehr, sehr gut kennen. Und zu einem Zeitpunkt, an dem es nur noch um Timing und Theater als Immobilie geht und sich die Frage stellte, wo wir die Show auf die Beine stellen können, war es nach der Pandemie sinnvoll, hierher zu kommen und es hat sich als richtig erwiesen.

MZ: Warum, glauben Sie, reagiert das deutsche Publikum so positiv auf Disney-Musicals?

TS: Ich denke, es gibt eine Reihe von Gründen, warum das deutsche Publikum darauf anspricht. Ich denke, es ist wichtig zu erkennen, dass diese Geschichten hierzulande aufgrund der Filme bekannt sind, auf denen sie basieren – auch wenn diese Filme bereits Musicals waren. Wir nehmen Musicalfilme, adaptieren die Musik und fügen mehr für die Bühne hinzu. Das Stück ist hier also bereits bekannt und diese Lieder sind hier bereits bekannt. Das ist also die eine Seite der Medaille. Das zweite ist, dass wir in den über 20 Jahren, in denen wir mit Stage Entertainment arbeiten, ein Publikum aufgebaut haben. Als wir hierher kamen, warst du noch ein kleines Kind und bist mit Musicals aufgewachsen… Die Menschen hier sind mit diesen Musicals aufgewachsen, weil Joop van den Ende Pionierarbeit geleistet hat als er das Stage Entertainment hier aufbaute.

MZ: Auf jeden Fall. Ich freue mich auf alles, was da noch kommen wird und wünsche viel Erfolg für die Weltpremiere von Disneys „Hercules“ hier in Hamburg!

Weitere Informationen und Tickets für Weltpremiere vom Disney-Musical „Hercules“ in Hamburg findet ihr nun hier.

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Vielen Dank an Thomas Schumacher für die Beantwortung der Fragen und an Stage Entertainment für die Einladung zum Preview-Event sowie die Interview-Möglichkeit zu „Hercules“!

(Bildquelle (c) Martin Bürger / algo images)

 

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