Vor 13 Jahren feierte „Die Päpstin“ Uraufführung in Fulda und wurde danach in den Jahren 2014, 2018 und 2019 wiederaufgenommen. Nun kehrt das Musical als Neuinszenierung mit neuem Bühnenbild, neuen Kostümen und zusätzlichen Songs zurück in die Domstadt. Wir haben die Neuinszenierung in Fulda besucht und berichten euch:

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Das Musical „Die Päpstin“:

Basierend auf dem gleichnamigen historischen Roman von Donna Woolfolk Cross aus dem Jahr 1996 wird die Geschichte von Johanna erzählt, einer außergewöhnlichen Frau, die im Mittelalter den gesellschaftlichen Zwängen trotzt und als Mann verkleidet ins Kloster geht. Was als mutiger Schritt beginnt, entwickelt sich zu einer spannungsvollen Reise. Durch ihre herausragenden Fähigkeiten steigt sie zum Leibarzt des Papstes auf – doch ihre größte Herausforderung steht ihr noch bevor: Letztendlich wird sie selbst zum Oberhaupt der katholischen Kirche ernannt. Ihr Weg ist ein Versteckspiel, geprägt von Misogynie und Missgunst. Vom Vater verstoßen, muss Johanna früh lernen, ihren eigenen Weg zu gehen und die Hoffnung nicht aufzugeben.

Wie es für Spotlight-Musicals üblich ist, gibt es kein Live-Orchester aber dafür einwandfreie Klänge vom Band. (Sounddesign: Fabian Kampa und Maximilian Becker) Die Musik changiert zwischen ruhigen Balladen, tiefen Kirchenklängen und energetischen Soli der Hauptfiguren. Die Texte des musikalischen Kreativteams rund um Dennis Martin garantieren dabei den ein oder anderen Ohrwurm.

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Die Besetzung in Fulda:

Sabrina Weckerlin besticht in ihrer Paraderolle als Johanna mit einer facettenreichen Bandbreite von Gefühlen. Gleich zu Beginn des Stücks zeigt der neue Song „So viel mehr“ wer Johanna wirklich ist, wenn sie sich nicht zurückhalten und verstecken muss. Nahbar verkörpert Weckerlin Johannas Mut und Intelligenz sowie Hoffnung und Ehrgeiz. Zielstrebig geht sie ihren Weg, will mehr Wissen erlangen und sich emanzipieren. Demgegenüber zeigt sie sich verletzlich und angreifbar in Songs wie „Wehrlos“ oder „Einsames Gewand“, die direkt unter die Haut gehen.

Mathias Edenborn schlüpft, wie in der Uraufführung, in die Rolle des Markgrafen Gerold und ist an diesem Abend für die großen Gefühle verantwortlich. Als Retter in der Not, nimmt er Johanna als Kind bei sich auf und wird im Laufe ihres Lebens zum engsten Vertrauten und Geliebten. Edenborn verkörpert Gerold mit einer Mischung aus Stärke und Sensibilität, die dem Publikum die innere Zerrissenheit und die bedingungslose Loyalität der Figur nahebringt. Trotz begrenzter Bühnenzeit füllt er die Rolle in allen Momenten aus und transportiert vor allem mit seinem kraftvollen Gesang seine inneren Konflikte – aber auch seine emotionale Verbundenheit zu Johanna.

Christof Messner und Livio Cecini verkörpern als Vater-Sohn-Duo die Antagonisten der Geschichte. Abstammend aus einer elitären römischen Familie streben sie weiter nach Macht und Ansehen und arbeiten darauf hin, Anastasius auf den Papstthron zu bringen. In „Zum Ruhme der Familie“ zeigen beide, vor allem aber Christof Messner, wozu sie gesanglich in der Lage sind. Ein weiterer neuer Song mit dem Titel „Ein Paradies auf Erden“ lässt die Figur des Anastasius in der Neuinszenierung weiter in den Mittelpunkt rücken und bietet Messner extra Raum für sein Spotlight-Debüt.

Rudi Reschke verdeutlicht als Johannas Vater gleich zu Beginn der Geschichte in dem Song „Wechselbalg“ was er von seiner Tochter und im Allgemeinen von Frauen hält. Der Song geht ins Ohr und zeigt einen engstirnigen Wüterich. Dem Gegenüber tritt er im zweiten Akt als gewissenhafter Papst Sergius auf.

André Bauer ist als ‚Rabanus‘ ein weiterer Unterstützer Johannas und weckt sofort Sympathie. Schon als Kind hat er ihre Wissbegierde unterstützt, sie lesen und schreiben gelehrt und so den Grundstein für ihren Weg gelegt. Er strahlt Sanftheit aus und setzt sich nicht nur einmal mit seinem Leben für Johanna ein. „Hinter hohen Klostermauern“ erzählt von seinem Leben im Kloster und seinen Zweifeln.

Femke Soetenga beherrscht bei jedem Auftritt als zweite hervorstechende Frauenfigur die Bühne. Stimmgewaltig und charismatisch verkörpert sie die Bordellinhaberin ‚Marioza’. Diese ist bestens über die römische Politik informiert und verbündet sich mit Anastasius. Zwischen Verführung und Intrige ist es ihr Ziel, sich als Senatorin in der Männerwelt durchzusetzen und noch weiter in die elitären Kreise aufzusteigen. Die Diven-Nummer „Cäsarin von Rom“ gehört zu einem der stärksten Momente der Show.

Das Ensemble ist fast durchgehend auf der Bühne präsent und verleiht jeder Szene die nötige Tiefe. Mehr gesanglich als tänzerisch untermalen sie die Geschichte und bauen fließend die Szenenwechsel in ihr Spiel ein. Besonders hervor stechen Lea-Katharina Krebs als Johannas Mutter, Tobias Korinth als Kaiser Lothar und Lee Anne Hierzer als Wahrsagerin.

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Die Show in Fulda:

In der Neuinszenierung nimmt Regisseur Gil Mehmert das Publikum mit auf eine nostalgische Reise mit altem Bekanntem und innovativen Neuerungen. Insgesamt wirkt die Ausstattung der Bühne reduzierter und damit konzentrierter. Bühnenbildner und Tony-Award-Gewinner Christopher Barreca hat mit großen als Mauer verkleideten Säulen und beweglichen Treppenelementen den perfekten Rahmen geschaffen. Durch einfache Verschiebbungen der Bühnenbildelemente, Videoprojektionen (Austin Switser) und gezieltem Lichtdesign (Michael Grundner) entstehen unterschiedlichste Räume und Atmosphären. Das Kostümbild von Claudio Pohle besteht aus einer farbintensiven Mischung aus auffälligen Mustern und edlen Stoffen. Vor allem die in unterschiedlichen Beige- und Cremetönen gehaltenen Roben des Klerus ziehen die Blicke auf sich. Der Choreografin Andrea Kingston ist es gelungen, das Ensemble in den Szenen so zu organisieren, dass es die Situationen gekonnt umrandet und auch in unterschiedlichen Ebenen nicht willkürlich platziert wirkt. Im Vergleich zur Originalversion ist die Neuinszenierung trotz hinzugefügter Songs straffer und etwas düsterer. Einzelne Figuren wie ‚Marioza‘ und ‚Anastasius‘ bekommen mehr Charaktertiefe. Der Einsatz von zusätzlichen Reprisen und das neue Finale komplettieren das Gesamtwerk.

Die Neuinszenierung beschert Fans ein erfreuliches Wiedersehen und lädt Neulinge zu einem spannenden ersten Treffen ein. Die Überarbeitung verdichtet das Stück und bietet nicht nur den beiden Hauptrollen genug Raum zur Entfaltung. Neue Songs und ein neues Finale runden die Show ab und heben die Message der Geschichte deutlich hervor.

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Weitere Informationen und Tickets für „Die Päpstin“ beim Musical Sommer Fulda 2024 erhaltet ihr hier.*

Besuchte Vorstellung:  07.06.2024 im Schlosstheater Fulda

Vielen Dank an Spotlight Musicals  für die freundliche Bereitstellung der Karten für „Die Päpstin“!

(Bildquelle (c)  Michael Werthmueller)

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