1997 hat das Musical „Titanic“ unabhängig vom Kinoerfolg Broadway-Premiere gefeiert und den Tony Award als „Bestes Musical“ gewonnen. Rund 25 Jahre später erlebt das Musical am Landestheater Linz große österreichische Erstaufführung, die wir für euch besucht haben:

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Das Musical „Titanic“:

Das Buch von Peter Stone erzählt die wahre Geschichte von Besatzung und Passagieren aller Klassen auf der Titanic, die sich allesamt mit unterschiedlichen Bestrebungen im Rahmen der Jungfernfahrt auf die Reise nach Amerika begeben haben. So werden im ersten Akt die Ambitionen und Träume sämtlicher Charaktere weitestgehend ohne wirklichen Spannungsbogen und mit einfachen Texten vorgestellt, bevor diese echten Menschen im dramatischen zweiten Akt jeweils unterschiedlich mit der legendären Katastrophe umgehen.

Bereits in den ersten 15 Minuten der Show kommt die preisgekrönte Partitur von Maury Yeston mit ihrem rauschenden Orchesterklang vollends zur Geltung. Im Opening erklingen einige der charakteristischen Motive zu denen sich im Laufe der Vorstellung mitreißende Tänze und der schwelende Untergang gesellen. Der volle Klang des Bruckner Orchesters unter der Leitung von Juheon Han ist ein Genuss, wenngleich die große Besetzung teilweise im Zusammenspiel mit der verspäteten Tontechnik die Stimmen wiederholt übertönt und es zum Verständnis Übertiteln bedarf.

Die Besetzung der Show:

David Arnsperger verdeutlicht als Konstrukteur ‚Thomas Andrews‘ zu Beginn mit seinem vollen Bariton die Bestrebungen hinter dem Rekordschiff. Während er im Interessenskonflikt mit dem prahlenden Besitzer ‚J. Bruce Ismay‘ (Karsten Kenzel) und dem seniorigen, aber nachgiebigen Kapitän ‚E. J. Smith‘ (Dean Welterlen) die analytische Rolle einnimmt, plagen ihn schließlich eindrücklich seine Schuldgefühle an der Tragödie.

Teil der Crew sind der engagierte Funker ‚Harold Bride‘ (Lukas Sandmann) und der romantische Heizer ‚Frederick Barrett‘ (Christian Fröhlich), die im ersten Akt mit ihren warmen Stimmen bei einem Duett an ihre jeweilige Liebe bestechen. Peter Lewys Preston gibt an Bord als charismatischer Kapellmeister ‚Wallace Hartley‘ den Takt an.

Zu Gast auf dem Schiff ist u.a. das alte Ehepaar ‚Straus‘ aus Martin Berger & Luzia Nistler, das nach 40 Jahren gemeinsam ihrem Schicksal entgegensieht. Bereits ihr emotionaler Dialog berührt, während ihr charmantes Duett dramaturgisch eher ausbremst.

Hannah Kastner findet derweil als forsche Irin ‚Kate McGown‘ erst an Bord in ‚Jim Farrell‘ (Gernot Romic) ihren Ehemann, mit dem sie direkt spielerisch harmoniert und anrührend auf ein besseres Leben in Amerika hofft.

Insgesamt erwecken 46 Personen die 2200 Personen an Bord der RMS Titanic das ganze Spektrum in unterschiedlichsten Rollen mit jeweils kleinen Momenten glaubhaft zum Leben und werden insgesamt zu einem stimmgewaltigen Ensemble.

Die Inszenierung in Linz:

Simon Eichenberger etabliert im ersten Akt die euphorisch hoffenden Menschen, deren dramatische Schicksale im zweiten Akt v.a. an den Rettungsbooten umso intensiver wirken. Unterstützend wirken das stimmungsvolle Licht von Michael Grunder und die Bühne von Charles Quiggin, die mit Hilfe von Schnürboden und Hubpodien mit kippt. Zuvor wurden diese Möglichkeiten genutzt, um das beeindruckende Ausmaß des Schiffes auf sämtlichen Ebenen zu zeigen. Weiterhin werden Dank der stilechten Kostüme von Aleš Valášek die Unterschiede zwischen den Klassen deutlich.

Das Landestheater Linz zeigt „Titanic“ so wie es ein Drama von diesem Ausmaß verdient hat: Das große Orchester, die durchgängig glaubhafte Besetzung sowie die opulente Ausstattung sorgen für ein beeindruckendes Theatererlebnis.

Weitere Informationen und Tickets für „Titanic“ am Landestheater Linz erhaltet ihr hier.

Besuchte Vorstellung: 28. Mai 2022 im Musiktheater Linz

Vielen Dank an Landestheater Linz für die freundliche Bereitstellung der Pressekarten für „Titanic“!

(Bildquelle (c) Barbara Pálffy)

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