2001 kam Michael Bully Herbigs „Der Schuh des Manitu“ in die Kinos und seitdem hat die Komödie mit markanten Sprüchen in Deutschland Kult-Status erlangt, 2008 feierte das Musical in Berlin seine Uraufführung, nun wurde erstmals in München der Klappstuhl ausgegraben. Wir waren bei der Premiere im Deutschen Theater dabei und berichten euch:

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Das Musical:

Die Westernkomödie parodiert die alten Karl-May-Verfilmungen und erzählt die Geschichte von den Blutbrüdern Abahachi und Ranger. Abahachi leiht sich von den Schoschonen Geld, um für die Apachen ein Lokal zu kaufen, wird aber vom Makler betrogen und im Trubel stirbt der Sohn des Häuptlings. Auf der Flucht vor dem Stamm machen sie sich auf die Suche nach einem Schatz, um ihre Schulden zu begleichen. Dafür müssen sie aber zunächst die Karte von vier unvergesslichen Charakteren zusammentragen und auch die Ganoven sind schnell hinter dem Gold her. Das Buch von John von Düffel orientiert sich sehr nah an der Filmvorlage, sodass Fans der Komödie kein einziges Zitat missen müssen und die Geschichte wie erwartet präsentiert bekommen.

Mit neuen Songs – abseits dem bekannten Lied aus der Superperforator-Werbung – wurde die Erzählung passend für die Bühne adaptiert. Die Lieder fügen sich Dank der komödiantischen, bewusst stumpfen Texte von Heiko Wohlgemuth gut in die bekannte Geschichte und ihren Ton einfügen. Die Kompositionen von Martin Lingau sind klassische Shownummern sowie theatralische Balladen, oft kann man aber auch Anklänge von Folklore oder Sirtaki hören. Die 13-köpfige Band unter der Leitung von Philipp Gras sorgt für eine volle Klangkulisse, wobei durch die Abmischung zwischenzeitlich einige Stimmen untergingen.

Die Besetzung von „Der Schuh des Manitu“:

Mathias Schlung verkörperte bereits bei der Weltpremiere ‚Abahachi‘ und ist nun erneut in dieser Rolle zu sehen. Er verleiht der Rolle die passende, überdrehte Energie und pointiert mit seinem komödiantischen Timing perfekt.

Daron Yates hat als ‚Ranger‘ eine harte Schale, aber auch weichen Kern, was man ihm problemlos abnimmt. Seiner Komik fehlt aber am Premierenabend eine gewisse Leichtigkeit.

Miriam Neumaier wird als ‚Uschi‘ mit großen Erwartungen angekündigt und präsentiert sich bereits bei ihrem ersten Auftritt mit einer Ausstrahlung, die das Publikum in ihren Bann zieht. Weiterhin sorgen ihre starke Stimme und der trockene Humor für ein rundes Gesamtbild.

Marc Seitz wirkt als schwuler Zwillingsbruder ‚Winnetouch‘ schauspielerisch wie direkt aus dem Film entnommen und sorgt so mit seiner Art für einige Lacher, wenngleich u.a. die Rolle vor Augen führt, wie das Stück mitsamt manch stereotypischen Humor in den letzten 20 Jahren gealtert ist.

Hans Neblung tritt mit seiner dominanten Ausstrahlung, verschlagenen Art und dunklen Stimme auf, wie man es sich vom Ganoven ‚Santa Maria‘ wünscht. Auch sein tänzerisches Defizit wird mit Hilfe von seinem Stepp-Assistenten Philipp Dietrich gekonnt überspielt, welcher sonst eigentlich am Bühnenrand für die passenden Effekte sorgt.

Fabio Diso bleibt als charmanter Grieche ‚Dimitri Stoupakis‘ in Erinnerung und Sebastian Smulders gehört als ‚Falscher Hase‘ kurzzeitig wohlverdient das Rampenlicht. Auch die weiteren Nebenrollen sind allesamt passend besetzt.

Das ganze Ensemble tanzt die schwungvollen Choreographien von Simon Eichenberger mit viel Energie und ist den Abend über mit einer Spielfreude dabei, die auf das Publikum überspringt.

Die Inszenierung in München:

Die Inszenierung von Andreas Gergen ist als Show in der Show konzipiert, was in Anbetracht des Showcharakters der meisten Nummern wunderbar funktioniert. Zwar ist das Tempo der Show nicht so schnell wie der Film und die Komödie braucht etwas Zeit, um in Fahrt zu kommen, aber v.a. im zweiten Akt sorgen einige Überraschungen für Erheiterung. Auch sind die Interaktionsmöglichkeiten des Publikums ein kreativer Einfall, zur gelungen Umsetzung fehlt allerdings oft noch der Hinweis auf den genauen Zeitpunkt des Einsatzes. Dieser ist nur bei der 3D-Brille gegeben, sodass der innovative Effekt bei der mitreißenden Lorenfahrt gut funktioniert. Das ganze Stück über wird mit Projektionen von Sam Madwar gearbeitet, die im reduzierten Bühnenbild für das passende Setting sorgen, sodass für die Lacher abseits des ins Auditorium herausragenden Gerüsts nur noch kleinere Elemente auf der Bühne benötigt werden. Die Kostüme von Conny Lüders orientieren sich stark an der Vorlage, für die Shownummern wurden diese passend überspitzt.

„Der Schuh des Manitu“ wurde gekonnt auf die Bühne gebracht und sorgt für einen unterhaltsamen Theaterabend, sodass am Ende bestimmt kein Fan mit der Gesamtsituation unzufrieden ist.

Mehr Informationen:

Weitere Informationen und Tickets für „Der Schuh des Manitu – Das Musical“ in München erhaltet ihr hier.

Besuchte Vorstellung: 14. Oktober 2021 (Premiere) im Deutschen Theater München.

Vielen Dank an das Deutsche Theater München für die freundliche Einladung zur Premiere von „Der Schuh des Manitu – Das Musical“!

(Bildquelle (c) Tobias Witzgall)

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