Cirque du Soleil begeistert seit der Gründung 1984 die Besucher mit Artistik auf hohem Niveau. 2016 brachten sie mit „Paramour“ ihr erstes Musical auf die Bühne, was knapp ein Jahr am Broadway spielte. Nun feierte eine überarbeitete Produktion im April Europapremiere. Wir haben die das Spektakel in Hamburg besucht:

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„Paramour“ erzählt von der Goldenen Ära Hollywoods. Zu dieser Zeit ist AJ Golden ein angesehener Regisseur, der Spektakel für die Leinwand inszeniert. Sein aktuelles Projekt steht jedoch vor dem Aus, nachdem seine Hauptdarstellerin drogensüchtig ist und nicht mehr erscheint. Deshalb muss er innerhalb einer Woche umbesetzen. Durch ein Lied, welches der junge Komponist Joey auf dem Studiogelände abgegeben hat, verschlägt es AJ in einen Nachtclub. Dort trifft er auf die Sängerin, die er castet und unter dem Namen ‚Indigo‘ zum Star macht. Sein besitzergreifendes Wesen und die heimliche Liebe Joeys zu ihr sorgen jedoch für komplizierte Situationen am Set, wobei das Motiv dieses Liebesdreiecks auch immer wieder in AJs Filmen zu finden ist.

Die Lieder von Andreas Carlsson sind in weiten Teilen entweder Balladen oder energetische Ensemblenummern, die passend zu den Settings Anklänge unterschiedlicher Stilrichtungen haben. Trotz der Eingängigkeit mancher Lieder, sticht keines besonders hervor. Die Band, unter der Leitung von Markus Kuczewski, intoniert den Score gekonnt und sorgt für einen kräftigen Klang.

Pasquale Aleardi zeigt als ‚AJ Golden‘ nicht nur in seinem Handeln die Macht des Regisseurs, sondern strahlt diese mit seiner Präsenz von Beginn an aus. Auch in den besonnenen Momenten verkörpert er die Rolle glaubhaft und füllt sie mit seiner dunklen Stimmfarbe gänzlich passend aus.

Vajèn van den Bosch spielt ‚Indigo‘, die starke Frau mit Träumen von einer Hollywood-Karriere. Sie besticht von Anfang an mit einem einzigartigen Charme und kräftiger, markanter Stimme, die in der Kombination die Starqualität der Rolle plausibel macht.

Rune Høck Møller stellt den jungen Komponisten charmant dar. Zwar bleibt er in seinem Spiel vergleichsweise blass, dennoch zeigt er Joeys Leidenschaft in den entsprechenden Szenen.

Buster (Aaron Sebastian Dewitz) ist der pantomimische Clown, der nicht nur sympathische Pausenunterhaltung darbietet, sondern auch als Anspielpartner der Hauptrollen dient, wenn sie sich mit ihren Gedanken & Zweifeln beschäftigen.
Das Spiel der weiteren Nebenrollen bleibt weitestgehend eindimensional und stockt durch hörbaren Akzent stellenweise.

Das Ensemble der Show besteht aus zwei Teilen: Tänzern und Artisten. Alle Beteiligten greifen nahtlos Hand in Hand und sind auf den Punkt genau abgestimmt.

Die von Sergio Trujillo inszenierte Show wird dem Begriff Spektakel gänzlich gerecht: Essenzieller Bestandteil sind die Kunststücke der Cirque du Soleil-Artisten, die sehenswerte Akrobatik verschiedenster Disziplinen darbieten. Im ersten Akt wirken kleinere Kunsstücke allerdings zeitweise erzwungen, bevor der zweite Akt reibungslos in einander greift und gänzlich ohne Längen auskommt. Das Bühnenbild von Jean Rabasse unterstützt die opulente Optik im Zusammenspiel mit Licht (Ryan O‘Gara) sowie Projektionen (Olivier Simola) passend, wobei auch die funktionale Komponente nicht zu kurz kommt.

„Paramour“ ist inhaltlich eher schwach, kann aber mit der Optik samt den aufwendigen Kunststücken gänzlich überzeugen. Insgesamt ist es das Spektakel, was es verspricht und bringt dieses mit talentierten Künstlern im Hollywood-Setting opulent auf die Bühne.

Weitere Informationen und Tickets für „Paramour“ in Hamburg erhaltet ihr hier.

Besuchte Vorstellung: 26. Juni 2019 in der Neuen Flora, Hamburg

Vielen Dank an Stage Entertainment für die freundliche Bereitstellung der Karten!

(Bildquelle (c) John Davis)

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