Nach einer erfolgreichen Spielzeit in der Freiluftarena Merzig kommt Andreas Gergens Corona-Fassung vom Musical „Jekyll & Hyde“ nun für ein Gastspiel ans Deutsche Theater München. Dort haben wir eine Vorstellung besucht und berichten euch:

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Das Musical „Jekyll & Hyde”:

Das Stück basiert auf der Novelle „Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ und erzählt vom Arzt Dr. Jekyll, der im Menschen das Gute vom Bösen trennen will. Nachdem er mangels Forschungssubjekt an sich selbst experimentiert, spaltet sich seine Persönlichkeit in einen guten Charakter (Dr. Jekyll) und einen bösen (Mr. Hyde).  Sein Handeln gerät dadurch völlig außer Kontrolle.  So beginnt er nicht nur eine Affäre mit der Prostituierten Lucy, worunter die Beziehung zu seiner Frau Lisa leidet, sondern übt auch Rache an seinen Gegnern. Autor Leslie Bricusse hat das Stück für die Bühne adaptiert, doch in der gekürzten Fassung bleiben nur wenige Dialoge.

So ist die mitreißende Musik von Frank Wildhorn umso präsenter, die vor allem von Rock und Balladen geprägt ist. Nachdem Marc Seitz eine siebenköpfige Band leitet statt eines großen Orchesters, sind die Rocksongs mit Bandcharakter und die Balladen teils akustisch neu arrangiert. So funktionieren die Kompositionen auch mit der reduzierten Besetzung, wenngleich die Abmischung in der Preview noch zu wünschen übrig ließ.

Die Besetzung in München:

Fabio Diso gibt einen charmanten, ambitionierten ‚Dr. Henry Jekyll‘ und kann stimmlich bei seinem Solo „Dies ist Stunde“ sowie zeitweise mit rockigen Falsett überzeugen. Leider bleibt seine schauspielerische Leistung dagegen schwach. Auch wenn er als ‚Edward Hyde‘ handelt, zeigt sich das kaum und ohne die beiden Extreme in ein und derselben Brust verliert das Stück einen elementaren Part. Immerhin bei der „Konfrontation“ der Doppelrolle sind die Unterschiede – zwangsläufig – am deutlichsten herausgearbeitet.

Milica Jovanović ist als ‚Lisa Carew‘ die starke, liebende Frau von Jekyll, die dessen Forschungen unterstützt. Mit der Zeit macht sie sich aber zunehmend Sorgen, denen sie stimmstark Ausdruck verleiht.

Miriam Neumaier verkörpert ‚Lucy Harris‘ als verruchte Prostituierte, die in der „Roten Ratte“ dominant den Ton angibt. Nach der Begegnung mit Jekyll bzw. Hyde zeigt sich aber auch ihre Sehnsucht deutlich – unterstützt von Neumaiers starken Belt.

Das Ensemble schlüpft direkt auf der Bühne mit Hilfe von kleinsten Accessoires sowie Kostümen im Gothic-Style (von Ulli Kremer) in die unterschiedlichen Rollen und unterstützt so die Geschichte. Stimmlich klingen die insgesamt 12 Personen durch die Abmischung teils zu schwach für Wildhorns Kompositionen, während sie die ausdrucksstarken, aber vorhersehbaren Choreografien von Till Nau interpretieren.

Die Show im Deutschen Theater:

Aufgrund der Stück-Kürzungen sind die Übergänge zwischen den Szenen bzw. Liedern nahtlos. Dadurch ist manches Geschehen – trotz mit (mehr oder weniger) passenden Hintergründen unterstützender LED-Wand von Momme Hinrichs – nicht gleich verständlich. Dies betrifft auch die Motivationen der Charaktere.  Durch die neue Struktur wurden aber auch Längen ausgemerzt und Lieder neu angeordnet. In Andreas Gergens bildlich düsterer Inszenierung zeigen sich immer wieder neue Ideen. So wurde beispielsweise der Charakter von ‚Lisa Carew‘ auch durch ihr aktives Handeln facettenreicher.

Die gekürzte Fassung von „Jekyll & Hyde“ verfolgt einen interessanten Ansatz und wartet mit stimmigen, neuen Band-Arrangements von Frank Wildhorns Musik auf. Dahingegen kommt die Geschichte, auch wegen einer undifferenzierten Darstellung der Doppelrolle, eher zu kurz.

Weitere Informationen und Tickets für „Jekyll & Hyde – das Musical“ am Deutschen Theater Theater München erhaltet ihr hier.

Besuchte Vorstellung: 2. Februar 2022 (Preview) im Deutschen Theater München.

Vielen Dank an das Deutsche Theater München für die freundliche Bereitstellung der Pressekarten für „Jekyll & Hyde – das Musical“!

(Bildquelle (c) Rolf Ruppenthal)

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