„Dear Evan Hansen“ aus der Feder des Erfolgsduos Benj Pasek und Justin Paul mit dem Libretto von Steven Levenson zählt zu den erfolgreichsten Musicals der letzten Jahre. Es wurde 2017 mit 6 Tony Awards ausgezeichnet unter anderem für „Bestes Musical“, die Albumaufnahme bekam 2018 einen Grammy. 2021 fand das Musical auch seinen Weg auf die Kino-Leinwand. Nun fand in Gmunden die deutschsprachige Erstaufführung statt. Wir haben die Show dort besucht und berichten euch:

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Das Musical „Dear Evan Hansen”:

„Dear Evan Hansen“ erzählt die Geschichte von Evan Hansen — einem Teenager, der unter Angststörungen leidet. Aufgrund der Empfehlung seines Therapeuten und dem Nachdruck seiner Mutter schreibt er einen Brief an sich selbst. Dieser landet zufällig in den Händen seines Mitschülers Connor Murphy, der kurze Zeit später Selbstmord begeht. Als Connors Eltern den Brief bei ihrem Sohn finden, nehmen sie an, dass Evan dessen bester Freund gewesen sei. Dabei verstrickt sich Evan immer mehr in ein Geflecht aus Lügen und wird für die Murphys zum Ersatzsohn. Das hält zwar die ersehnte Anerkennung für Evan bereit, der Fall ist jedoch unvermeidlich und der Schwindel fliegt auf…

Die poppige Musik von Pasek & Paul geht ins Ohr und bietet großartige Texte mit eingängigen Botschaften (Übersetzung Nina Schneider) wie „Du bist nicht allein. Wenn deine Angst dich so verstört, du wirst gehört“. Allerdings ist vor allem im ersten Akt teilweise die Musik so laut und die Texte rasend schnell, dass sie sehr schwer zu verstehen sind.

Die Besetzung der deutschsprachigen Erstaufführung:

„Dear Evan Hansen“ in Gmunden ist hochkarätig besetzt und wird von acht großartigen Künstlern getragen.

Allen voran Dennis Riffel als Evan Hansen. Schauspielerisch brillant bringt er eine ganze Bandbreite an Emotionen so authentisch auf die Bühne, dass man als Zuschauer denkt „das kann doch nicht alles nur gespielt sein“. Evan redet in einem unglaublichen Tempo, wenn er nervös ist, seine Gefühle wechseln teilweise im Sekundentakt von himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt, er schwitzt, zittert u.v.m. — einfach genial!

Auch die anderen Darsteller sind gesanglich und schauspielerisch top. Sie stellen ihre Rollen mit großer Glaubwürdigkeit dar.

Anna Thorén spielt Evans Mutter Heidi, die nie Zeit für Evan hat, sich aber große Sorgen um ihn macht. Man spürt, dass sie das Beste für ihren Sohn will und wie sehr sie sich für Evan aufopfert. Das rührt zu Tränen.

Annemieke van Dam verkörpert Cynthia Murphy. Im Umgang mit Evan und in seiner Lügengeschichte scheint sie nach dem Selbstmord ihres Sohnes Connor Halt zu finden. Halt, den sie dringend zu brauchen scheint. Ihre Beziehung zu Larry scheint vor dem Ende zu stehen und durch Hobbies und neue Herausforderungen scheint sie eigene Probleme vergessen zu wollen.

Yngve Gasoy-Romdal geht als Larry Murphy auf seine Art mit der Trauer um. Er stürzt sich in Arbeit und versteht nicht, warum sein Sohn Probleme hatte. Konnte er ihm doch zumindest finanziell alles bieten, was er braucht.

Connor Murphy wird von Newcomer Jelle Wijgergangs gespielt. Connor fällt es schwer, seine Gefühle auszudrücken. Er fühlt sich nicht verstanden und greift deshalb zu Drogen und versucht durch Aggression gesehen zu werden.

Die Familie der Murphys komplettiert Michaela Thurner als Zoe. Dabei zeigt sie zunächst eine harte Schale, die jedoch immer mehr aufbricht.

Evans „Freunde“ werden durch Vanessa Heinz (Alana) und Savio Byrczak (Jared) dargestellt. Byrczak sorgt für die wenigen komischen Elemente im Stück. Gemeinsam erinnern sie immer wieder an die Kernbotschaft des Stücks: Niemand ist allein, jeder ist gut so wie er ist und wird gebraucht.

Die Show in Gmunden:

Regisseur Markus Olzinger nimmt das Publikum mit auf eine emotionale Achterbahnfahrt und bietet eine fesselnde Inszenierung, die man so kaum auf einer Theaterbühne sieht. Mit viel Fingerspitzengefühl bringt er ein Thema auf die Bühne, das auf den ersten Blick nicht unbedingt musicaltauglich ist. Gerade jedoch der erste Akt hätte etwas gestrafft werden können. Das Bühnenbild erinnert an einen Baucontainer, in dessen Inneren sich die beiden Hauptschauplätze, die Wohnung der Murphys und Evans Zimmer, befinden. Großflächige Videoprojektionen runden das Gesamtbild ab.

„Dear Evan Hansen“ fesselt, geht unter die Haut und macht nachdenklich. Dabei bleibt kaum ein Auge trocken. Nicht nur für Musicalfans ein Pflichtprogramm – unbedingt anschauen!

Weitere Informationen und Tickets für „Dear Evan Hansen“, das Musical in Gmunden erhaltet ihr hier.

Besuchte Vorstellung:  22.03.2024 (Premiere) im Stadttheater Gmunden

Vielen Dank an den Musical Frühling Gmunden für die freundliche Einladung zur Premiere von „Dear Evan Hansen“!

(Bildquelle (c) Rudi Gigler)

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