Nach „On the Town“ steht in dieser Saison mit „Chess“ wieder eine halbszenische Musical-Produktion auf dem Spielplan des Landestheaters Linz, für die die unterschiedlichen Sparten des Theaters zusammenarbeiten. Wir haben eine Aufführung besucht und berichten euch:

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Im Stück geht es um zwei Schach-Weltmeisterschaften in den 1980er Jahren, wo Vertreter der USA und UdSSR gegeneinander antreten. Doch vor dem Hintergrund des kalten Kriegs wandert das Spiel in den Hintergrund und die Politik gewinnt an Bedeutung, sodass die Beteiligten sich als Figuren eines Spiels wiederfinden.

Die Musik stammt von Benny Andersson & Björn Ulvaeus, ehemalige Mitglieder von ABBA, die das Stück nahezu durchkomponiert haben. Zwischen popigen Highlights wie „One Night in Bangkok“ fallen die klassischeren Teile wie „Hymn to Chess“ hörbar ab und wirken somit langwieriger. Intoniert vom Bruckner Orchester sowie einer zusätzlichen fünf-köpfigen Band, allesamt unter der Leitung von Tom Bitterlich, wird der gesamte Score zum Hörgenuss.

Dem russischen Herausforderer ‚Anatoly Sergievsky‘ verleiht Christian Fröhlich mit seiner kräftigen Stimme und authentischem Schauspiel Ausdruck.

Gernot Romic gibt sich als amerikanischer Schach-Star ‚Freddy Trumper’ arrogant.  Nach eindimensionalem Auftreten im ersten Akt  zeigt er in der zweiten Hälfte stimmstark seine verletzliche Seite.

Anaïs Lueken verkörpert als ‚Florence Vassy‘ die rechte Hand des amerikanischen Vertreters, steht letztendlich jedoch für sich selber ein und macht ihren Standpunkt mit eindrucksvollem Belt deutlich.

Im Duett „I know him so well“ harmoniert Hanna Kastner als ‚Svetlana Sergievskaya‘ gut mit Florence, der neuen Frau an Anatolys Seite. Bereits bei ihrem ersten Auftritt im zweiten Akt kann sie ihre angenehme Stimme zur Geltung bringen.

Ariana Schirasi-Fard bleibt als Schiedsrichterin betont unparteiisch und vermittelt zwischen den Parteien. Bei ihrer Vorstellung sieht man ihr den Spaß an der Rolle an, die in früheren Produktionen von einem Mann verkörpert wurde.

Die intriganten Deligationsleiter beider Nationen werden von Darian Anderson Worrell & Rafael Helbig-Kostka jeweils mit gefährlicher Präsenz dargestellt.

Ein Pop-Ensemble sowie großer Chor unterstützt die Hauptdarsteller mit einem lückenlosen Klangteppich, der jedoch an einigen Stellen schwer verständlich ist.

Das Staging von Petra Jagušić ist sehr reduziert, dennoch wird der Inhalt nach einigen raschen Szenenwechseln durch Gespräche in deutscher Sprache im Zusammenspiel mit den englischsprachigen Lyrics von Tim Rice klar. Das zweite Spiel untermalen je drei Tänzer und Tänzerinnen in schwarzen bzw. weißen Kostümen gekonnt mit einer präzisen Balletteinlage.

Insgesamt bietet die halbszenische Aufführung von „Chess“ einen Hörgenuss, der in Sachen Orchester, Besetzung und Akustik kaum Wünsche offen lässt. Es spricht für den Abend, dass das Publikum die Playout-Musik geschlossen vom Platz genossen hat und die Darsteller durch nicht enden-wollenden Applaus zur erneuten Verbeugung aus ihren Garderoben geholt wurden.

Weitere Informationen und Tickets für „Chess“ am Landestheater Linz erhaltet ihr hier.

Besuchte Vorstellung: 15. Juni 2019 im Musiktheater am Volksgarten, Linz

Vielen Dank an das Landestheater Linz für die freundliche Bereitstellung der Karten!

(Bildquelle (c) Sakher Almonem)

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