Bizets „Carmen“ ist eine der bekanntesten Opern weltweit. Das Musical „Carmen la Cubana“ interpretiert die Vorlage neu und ist derzeit auf internationaler Tour. Wir haben uns das Stück bei der Premiere in München angeschaut:

Anzeige*

Es spielt am Vorabend der Revolution in Kuba, wo die aufmüpfige Zigeunerin Carmen fern der Hauptstadt lebt. Nach einem Streit in der Zigarrenfabrik wird sie verhaftet, doch bei ihrer Überführung verliebt sich der junge Soldat José in sie und zusammen fliehen sie in die Hauptstadt, wo sie sich jedoch schnell für den Boxer El Niño interessiert und es in Folge dessen zu einigen Konflikten kommt… Die Produktion wird komplett in spanischer Sprache aufgeführt, doch deutsche Übertitel helfen beim Verständnis.

Die Melodien von Georges Bizet hat der preisgekrönte Arrangeur Alex Lacamoire („Hamilton“) für eine 14-köpfige Latin-Big-Band neuausgearbeitet, was man bereits bei den ersten Tönen weltbekannten Ouvertüre deutlich hört. Durch die neuen Arrangements passt die authentisch, lateinamerikanische Musik bestens zum kubanischen Setting und den kraftvollen Tönen der Band (Leitung: Hector Martignon) zu lauschen ist eine spannende Hörerfahrung.

Luna Manzanares Nardo verleiht ‚Carmen‘ neben einer starken Persönlichkeit auch eine verführerische Ausstrahlung, die von ihrer rauchigen Stimmfarbe nochmals unterstützt wird.  Stimmlich kann sie vollends mit ihrem kräftigen Organ überzeugen.

Als Soldat ‚José‘ steht ihr Saeed Mohamed Valdés zur Seite, der mit seiner klassisch-ausgebildeten Stimme auf Augenhöhe ist. Den befehlsorientierten und durch Carmen später leidenschaftlichen Charakter spielt er jedoch recht blass.

Joaquín García Mejías macht als Boxer ‚El Niño‘ eine gute Figur, da er zu der passenden Statur auch den benötigten Charme und eine starke Stimme mitbringt.

‚La Señora‘ (Albita Rodríguez) fungiert als Erzählerin und schlüpft in unterschiedlichste Rolle, in denen sie stets mit einer ausgeprägten Präsenz besticht.

Auch die Nebenrollen sie passend besetzt und bringen teils ein tolles komödiantisches Talent, aber auch klare, klassische Stimmen mit. Das Ensemble tanzt die temporeichen Choreografien (Roclan González Chávez) problemlos und mit einem hohen Energielevel, ist aber nicht immer komplett synchron.

Die Inszenierung von Christopher Renshaw, der auch am Buch mitarbeitete, arbeitet mit eindrucksvollen Bildern und ist dynamisch, wirkt aber durch die Sprachbarriere zum spanischen für Zuschauer, die der Sprache nicht mächtig sind, deutlich langatmiger.  Das Einheitsbühnenbild (Tom Piper) stellt den Schauplatz authentisch dar und wirkt durch stimmungsvolle Lichtstimmungen (Fabrice Kebour) stets passend.

Insgesamt ist „Carmen la Cubana“ eine spannende Neuinterpretation der Vorlage, die in einem stimmungsvollen Gesamtbild von einem hervorragenden Cast gezeigt wird. Durch die Sprachbarriere ist das Stück jedoch eher für Opernliebhaber geeignet, die mit der Vorlage vertraut und diese Barriere gewöhnt sind, anstatt für Musical-Besucher, die sich davon vorwiegend einen unterhaltsamen Abend erhoffen.

Weitere Informationen und Tickets für „Carmen la Cubana“ in München erhaltet ihr hier und für die  weitere Tour hier.

Besuchte Vorstellung: 17. Oktober 2018 (Premiere) im Deutschen Theater, München

Vielen Dank an das Deutsche Theater & BB Promotion für die freundliche Einladung zur Premiere!

(Bildquelle (c) Marie Noelle Robert)

Teile das mit deinen Freunden via: