Bevor Gil Mehmerts Inszenierung von „Cabaret“ in der nächsten Spielzeit am Theater Dortmund zu sehen sein wird, wurde diese nochmal an der Volksoper Wien wiederaufgenommen. Wir haben das Stück besucht und berichten euch:

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Das Musical „Cabaret“:

Der Amerikaner Cliff Bradshaw kommt in das Berlin der 1930er Jahre, wo er auf der Suche nach Inspiration für seinen Roman ist (Buch: Joe Masteroff). Den ersten Abend verbringt er im legendären Kit Kat Club. Dort wirft die Nachtclubsängerin Sally Bowles ein Auge auf ihn und es entwickelt sich in Folge eine turbulente Beziehung zwischen den beiden. Ihr Alltag spielt sich in der Pension von Fräulein Schneider ab, zwischen deren Gästen die Veränderung des politischen Klimas ersichtlich wird.

Die Musik von John Kander ist von schwungvollen Shownummern, anrührenden Duetten und Balladen geprägt, während Fred Ebbs intelligente Lyrics den Gedanken der Charaktere Ausdruck verleihen. Bereits in der kultigen Eröffnungsnummer kann das Orchester unter der Leitung von Lorenz C. Aichner voll aufspielen und mitreißen.

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Die Besetzung in Wien:

Ruth Brauer-Kvam führt als aufgedrehter ‚Conférencier‘ durch den Abend. In dieser Funktion dirigiert sie im Hintergrund alle Beteiligten und führt einige Nummern im Club ausdrucksstark an.

Bettina Mönch (im Interview) hat als verruchtes Showgirl ‚Sally Bowles‘ ein einnehmendes Wesen – im privaten Bereich kommt diese aus einer tiefen Unsicherheit heraus, während sie die Bühne mit ihrer Präsenz einnimmt. Schließlich zeigt sie abseits dieser in ihrem verzweifelten Solo „Maybe this Time“ ihre ganze Stimmgewalt, die beeindruckt.

Oliver Liebl ist als unschuldiger ‚Clifford Bradshaw‘ auf der Suche nach Inspiration und sich selbst. Als er Sally trifft, verliebt er sich glaubhaft in diese und will sie fortan beschützen, weswegen er dominanter wird.

Robert Meyer ist als ‚Herr Schultz’ ein sympathischer Gentleman, der voller Lebenslust um die Gunst von Fräulein Schneider buhlt. Zwar ist er jüdischen Glaubens, aber auch in dieser Position nicht der Bedrohung bewusst…

Derweil ist ‚Fräulein Schneider‘ als Witwe auf sich allein gestellt und gezwungenermaßen rational. Im Zusammenspiel mit Herrn Schultz zeigt Barbara Schnitzler eine herzliche Beziehung mit jugendlicher Verliebtheit, während die einspringende Schauspielerin auf den ersten Blick zu jung wirkt.

Das ganze Ensemble unterstützt die schwungvollen Shownummern mit lasziven Choreografien von Melissa King, während auch der politischen Komponente Bedeutung verliehen wird.

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Die Inszenierung an der Volksoper:

Die Inszenierung von Gil Mehmert nutzt den ersten Akt um das Setting mit einigen Längen aufzubauen, bevor der zweite Akt seine beklemmende Wirkung entfaltet. Beide Welten verbindet eine aufwendige Drehbühne von Heike Meixner, mit der Pension auf der einen Seite und dem Club auf der anderen – samt überdimensionierten Klavier als Bühne. Aber auch die Kabarettnummern sind mit politischen Metaphern aufgeladen, weshalb neben den showtypischen, teils genderfluiden Kostümen (Falk Bauer) auch Fratzen politischer Charaktere sichtbar werden. Neben dem Showlicht (Michael Grundner) sorgen v.a. Feuereffekte für beeindruckende Bilder.

Während „Cabaret“ im ersten Akt eher seichte Unterhaltung mit einigen Längen bietet, besticht v.a. die zweite Hälfte mit eindrücklichen Szenen. Der starke Cast, angeführt von Bettina Mönch als Leading Lady, nimmt das Publikum von Anfang an mit auf den Tanz auf dem Vulkan.

Weitere Informationen und Tickets für das Musical „Cabaret“ an der Volksoper Wien erhaltet ihr hier.

Besuchte Vorstellung: 05. März 2022 in der Volksoper Wien.

Vielen Dank an die Volksoper Wien für die freundliche Bereitstellung der Pressekarten für „Cabaret“!

(Bildquelle (c) Barbara Pálffy/Volksoper Wien)

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