Bereits 1997 veröffentlichte 20th Century Fox den Zeichentrickfilm „Anastasia“, der sich großer Beliebtheit erfreute. 2017 feierte die Bühnenadaption am Broadway-Premiere und kürzlich folgte die Deutschland-Premiere in Stuttgart. Wir haben das Musical besucht und berichten für euch:

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Das Stück (Buch: Terrence McNally, übersetzt von Ruth Deny) behandelt den Mythos, um die russische Zarentochter Anastasia, die als einziges Familienmitglied die Ermordung der Zarenfamilie während der Revolution überlebt haben soll. Ihre Großmutter lebt zu dieser Zeit bereits in Paris und schreibt eine Belohnung für die Finder aus, weshalb sich das gerissene Duo aus Dimitri und Wlad auf die Suche nach einer Doppelgängerin macht. Dabei finden sie Anja, die ihr Gedächtnis verloren hat und auf der Reise nach Frankreich mehr über sich herausfindet.

Die Musik von Stephen Flaherty mit Lyrics von Lynn Ahrens (Übersetzung: Wolfgang Adenberg) ist an einigen Stellen bereits durch den Film bekannt, jedoch passen auch die neuen Lieder des Duos wie „Unter all den Menschen“ gut zu dem Score. Insgesamt werden russische Klänge, aber auch schwungvollere Stile der 1920er Jahre wie der Charleston, gerade im zweiten Akt, genutzt. Diese Bandbreite deckt die Band, unter der Leitung von Boris Ritter, problemlos und mit vollem Klang ab.

Als ‚Anja‘ steht Judith Caspari auf der Bühne, die mit ihrem natürlichen sowie ausdrucksstarkem Spiel die Zuschauer schnell einfängt, sodass man gerne ihrer Geschichte folgt. Besonders in ihren Soli kann sie mit ihrer klaren und starken Stimme glänzen.

Milan van Waardenburg verkörpert ‚Dimitri‘ als charismatischen Straßenjungen, der anfangs Startschwierigkeiten mit Anja hat, doch schon bald bestens mit ihr harmoniert und so ein wunderbares Paar abgibt.  Auch gesanglich kann er mit einer angenehmen, kräftigen Stimme überzeugen.

Thorsten Tinney sorgt als ‚Wlad‘ mit unterhaltsamem Schauspiel und komödiantischen Timing für einige Lacher. So auch Jacqueline Braun, die als energiegeladene ‚Gräfin Lily‘ gut an seine Seite passt.

Daniela Ziegler verleiht der Zarenmutter in ihrem facettenreichen Schauspiel stets einen würdevollen Auftritt und weist außerdem eine starke Bühnenpräsenz auf.

Mathias Edenborn hat als Kommunist ‚Gleb‘, der in der Bühnenfassung den Antagonisten darstellt, ebenfalls eine starke, autoritäre Ausstrahlung. Seine einnehmende Stimme unterstützt diese außerdem.

Das Ensemble fungiert gekonnt als Einheit und füllt die Nebenrollen gut aus. Tänzerisch (Choreographien von Peggy Hickey) kann besonders die Ballett-Szene mit gekonnter Technik sowie Präzision überzeugen.

Die Geschichte wird in der Inszenierung von Darko Tresnjak in einem angenehmen Tempo erzählt, wobei es vereinzelte Längen gibt. Die sympathischen Charaktere können sich darin jedoch nachvollziehbar entwickeln und auch eindrucksvolle Bilder finden ihren Platz. Dabei gibt das Bühnenbild (Alexander Dodge) einen guten Rahmen, um die Reise zu erzählen und stellt die Orte auf der großen LED-Wand mit Tiefeneffekt anschaulich dar. Das unaufdringliche Licht (Donald Holder) sowie vereinzelte Effekte harmonieren damit und auch die oft pompösen, stets zeitgenössischen Kostüme von Linda Cho fügen sich gut ein.

„Anastasia“ ist eine gelungene Bühnenadaption, die mit schöner Musik und erstklassigen Darstellern aufwartet. Insgesamt thematisiert das Musical einen interessanten Mythos und entführt die Zuschauer gekonnt in diese Welt.

Weitere Informationen und Tickets für „Anastasia“ in Stuttgart erhaltet ihr hier.

Besuchte Vorstellung: 21. November 2018 im Palladium Theater, Stuttgart

Vielen Dank an Stage Entertainment für freundliche Bereitstellung der Karten!

(Bildquelle (c) Johan Persson)

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