Das Musical „Sister Act“ wurde 2006 von Stage Entertainment in Zusammenarbeit mit Whoopi Goldberg uraufgeführt. 15 Jahre nach der Premiere feiert das Musical in einer Neuinszenierung von Bill Buckhurst erneut großen Erfolg im Londoner West End. Seit Oktober ist ShowSlot mit der originalen Londoner Produktion auf Tournee in Deutschland und Österreich. Wir haben die Tour in Nürnberg besucht und berichten euch:

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Das Musical „Sister Act“:

Basierend auf der Kult-Komödie mit Whoopi Goldberg (1992) erzählt „Sister Act“ die Geschichte von Disco-Diva Deloris van Cartier, die gezwungenermaßen Rampenlicht gegen Kirchenbank tauscht. Nach einem Show-Gig wird sie zufällig Zeugin eines Mordes und findet sich im Zeugenschutzprogramm wieder. Um nicht in die Hände des Unterwelt-Bosses Curtis Jackson zu gelangen, versteckt Polizist Eddie Fritzinger sie im Kloster. Zwei Welten, die unterschiedlicher nicht sein könnten, prallen aufeinander. Nach Eingewöhnungsschwierigkeiten und diversen Meinungsverschiedenheiten mit der Mutter Oberin, findet Deloris dennoch ihren Platz in der Mitte der Schwestern. Kurzerhand übernimmt sie die Leitung des Chores und von diesem Moment an wird jeder Gottesdienst zum mitreißenden Konzert, das immer mehr Leute in die Kirche lockt. Das Highlight: Die Nonnen treten vor dem Papst auf! Die Gangster kommen Deloris durch diesen Auftritt auf die Spur und plötzlich ist nicht nur sie, sondern auch die Schwestern im Kloster in Gefahr…

Die Musik von Disney-Legende Alan Menken (Musik) und Glenn Slater (Liedtexte) wird von der achtköpfigen Band – an diesem Abend unter der Leitung von Daniel Weiß – aus dem Off eingespielt. Ein Mix aus Elektropop und souligen Klängen begleitet die Entwicklung des Stücks und spiegelt die Wandlung der Figuren wider. Wo zu Beginn des Stücks hallende Kirchenmusik ertönt, wird am Ende gerappt. Durch wiederkehrende Reprisen wie „Zeig mir den Himmel“ oder „Fabelhaft, Baby!“ sind Ohrwürmer garantiert.

Die Besetzung in Nürnberg:

Punita Lorch übernimmt am Abend in Nürnberg anstelle von Denise Lucia Aquino die Rolle der Deloris van Cartier und begeistert das Publikum mit ihrer kraftvollen Stimme! Neben den stimmgewaltigen musikalischen Nummern, zeigt sie spielerisch den quierligen Charakter von Deloris. Die Disco-Diva ist kaum aufzuhalten und strotzt nur so vor Selbstbewusstsein. Vereinzelt kippt die Darstellung etwas ins Überdrehte und nimmt der Figur der Deloris die Ernsthaftigkeit und Charaktertiefe. Davon abgesehen, verlieh Lorch ihrer Deloris definitiv den nötigen Pepp, den sie in Songs wie „Fabelhaft Baby“, „Zeig mir den Himmel“ oder „Sister Act“ mit enormen Volumen zum Ausdruck bringt.

Als Mutter Oberin ist Femke Soetenga an diesem Abend für Zucht und Ordnung zuständig. Als Autoritätsperson und Oberhaupt der Nonnen steht sie für Fleiß und Enthaltsamkeit. Deloris’ Lebensstil kann sie auf keinen Fall gut heißen. In „Hier an diesem Ort“ verdeutlicht sie das und betont ihre Liebe zum Glauben und zu Gott. Im Kloster zählt: Enthaltsamkeit und Fleiß. Trotz der Ernsthaftigkeit, lässt Soetenga eine kleine Portion Humor in die Rolle der Mutter Oberin einfließen, was sie trotz der Strenge nahbar und sympathisch macht.

Lorenzo di Girolamo verkörpert den jungen Polizisten Eddie Fritzinger – von Deloris auch neckisch ‚Teddy Eddy‘ gennant – mit einer spielerischen Melancholie. Gekonnt changiert er zwischen polizeilicher Verantwortung und seinem großen Wunsch nach Freiheit. „Tief in mir“ ist nach circa 45 Minuten die erste größere Ensemblenummer. Hier zeigt Eddie seine Gedankenwelt, welche durch Girolamos warmes Timbre schön zum Ausdruck kommt.Toller Moment: Der Bruch der Ballade hin zum Disco-Song mit großartigem Quickchange auf der Bühne.

Alexander die Capri verkörpert den Unterwelt Boss und Deloris’ Lover Curtis Jackson mit einer gehörigen Portion Überheblichkeit. Begleitet wird er von seinen drei Handlangern TJ (Kevin Gordon Valentine), Joey (Sander van Wissen) und Pablo (Francesco Alimonti) – der eine unbeholfener als der andere. Wo das ungeschickte Trio zum Einsatz kommt, hinterlässt es meist mehr Chaos als vorher. Lacher garantiert! Im Song „Ich mach’ sie kalt“ kommt Curtis’ Bedrohung und Prahlerei zum Ausdruck, der im Kontext von Gewalt an Frauen einen unpassenden Beigeschmack in der ansonsten humorvollen Komödie hinterlässt.

Die drei Nonnen – Mary Robert (Janina Maria Wilhalm), Mary Patrick (Melanie Kastaun) und Mary Lazarus (Sylvia Moss) – stechen im Ensemble besonders hervor und bringen auf ihre ganz eigene Weise Leben und Humor in die Geschichte. Mary Robert, anfangs ein stilles Mauerblümchen, erblüht unter Deloris’ Anleitung und gewinnt an Selbstbewusstsein. Die reine Stimme von Janina Maria Wilhalm passt perfekt zu der jungen Frau. Mary Patrick ist der Tatendrang in Person, stets bereit die Sache mit voller Energie – und voller Stimmkraft von Melanie Kastaun! – anzugehen. Für die meisten Lacher sorgt definitiv Sylvia Moss. Die Entwicklung ihrer Mary Lazarus von der eingestaubten Chorleiterin hin zur Hip-Hop-Ikone ist eines der Highlights des Abends.

Theodor Reichardt unterstreicht als witziger Monsignore O’Hara wunderbar den Lauf der Geschichte. Anfänglich gefangen in seiner kirchlichen Robe, trägt er am Ende Basecap und Sonnenbrille.

Das Ensemble trägt mit großer Versiertheit zur gelungenen Inszenierung bei, indem es nicht nur geschickt die Umbauten zwischen den Szenen unterstützt, sondern auch verschiedene Nebenfiguren zum Leben erweckt. Ob als feiernde Gäste in der Bar, entschlossene Polizisten oder zusätzliche Nonnen im Kloster – die Darstellerinnen und Darsteller schlüpfen mühelos in die Rollen. Sie bereichern das Geschehen auf der Bühne, indem sie den Szenen gesanglich und tänzerisch zusätzliche Energie verleihen.

Die Show auf Tour:

Die Inszenierung von Bill Buckhurst setzt vor allem auf Leichtigkeit und Humor. Der britische Humor ist das Markenzeichen der Aufführung und sorgt für viele Lacher. An einigen Stellen hätte es der Geschichte gut getan, den Witz etwas zurückzunehmen, um mehr Raum für Tiefgründigkeit in den Szenen zu schaffen – so bleibt vieles eher oberflächlich und ulkig. Im Fokus des Stücks steht der Welten-Clash von frommer Kloster-Atmosphäre und glitzernden Disko-Vibes der siebziger Jahre. Die Ausstattung der Bühne (Morgan Large) wurde aufgrund der Anforderungen einer Tournee bewusst reduziert gehalten. Mit fahrbaren Möbeln und Requisiten gelingt es dennoch mühelos, die Szenen im Handumdrehen zwischen Kloster, Club und Polizeistation zu verwandeln. Unterstützt wird das Set von toll eingesetzten Licht-Effekten (Tim Mitchell). Die Bühne wird umrahmt von einer beeindruckenden Fensterrose, die je nach Stimmung in verschiedene Farben getaucht wird. Die kirchliche Atmosphäre wird perfekt untermalt durch einen von der Tontechnik (Tom Marshall) eingesetzten Hall, der den Eindruck erweckt, als befände man sich tatsächlich in einer Kirche. Die Kostüme (Morgan Large) fügen sich harmonisch in den Flair der Siebzigerjahre ein und spiegeln die Zeitperiode mit viel Liebe zum Detail. Besonders beeindruckend sind die funkelnden Glitzerroben, die im Finale zu „Lass die Liebe rein“ zum Einsatz kommen. Diese strahlenden, opulenten Gewänder bilden nicht nur einen visuellen Höhepunkt, sondern symbolisieren auch eindrucksvoll den Bruch mit alten, festgefahrenen Werten und den Aufbruch zu einer neueren, freieren Perspektive. Die Energie im Finale wird außerdem durch die schwungvollen Bewegungen und die einfallsreiche Choreografie von Alistair David transportiert – ebenso in vorherigen Ensemblenummern.

„Sister Act“ beschert den Besucherinnen und Besuchern einen unterhaltsamen Abend mit vielen Lachern. Der wohlbekannte Plot des Films wurde von ShowSlot detailgetreu auf die Bühne übertragen und das eingespielte Ensemble reißt das Publikum mit souligen Nummern mit.

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Weitere Informationen und Tickets für die Tournee von „Sister Act – Das Musical“ erhaltet ihr hier.

Besuchte Vorstellung:  13.12.2024 in der Meistersingerhalle Nürnberg.

Vielen Dank an ShowSlot  für die freundliche Bereitstellung der Karten für „Sister Act – Das Musical“ auf Deutschland-Tour!

(Bildquelle (c)  Nico Moser)

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