Während Jason Robert Browns Musical „Parade“ aktuell in einem Revival am Broadway zu sehen ist, erlebt das Stück hierzulande seine professionelle deutschsprachige Erstaufführung am Theater Regensburg. Wir haben die aufwendige Produktion dort besucht und berichten euch:

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Das Musical „Parade”:

Das Stück von Alfred Uhry (Deutsch von Wolfgang Adenberg) erzählt die wahre Geschichte von Leo Frank, der als Betriebsleiter einer Bleistiftfabrik in Atlanta ein strebsames Leben führt. Doch als ein Mädchen in der Fabrik vergewaltigt und ermordet wird, wird er des Verbrechens beschuldigt. Populisten nutzen den Fall, um Leo Frank als Jude aus den Nordstaaten nach dem verlorenen Bürgerkrieg zum Feind zu erklären und ein ambitionierter Staatsanwalt strebt für seine Karriere eine Verurteilung an. So beginnt inmitten sozialer Unruhen ein ungerechter Prozess, den Lucille Frank nicht auf sich beruhen lassen möchte…

Jason Robert Brown vertont die Geschichte mit einer Bandbreite an unterschiedlichen Musikstilen von klassischen Broadway-Balladen über Folk bis hin zu Blues. Seine Kompositionen gehen geschickt ins Ohr, während die Lieder die Protagonisten inhaltlich immer weiter ins Verderben stürzen. Das Orchester unter der Leitung von Alistair Lilley sorgt stets über alle Stile hinweg für einen vollen Klang, welcher die Sänger aber teils übertönt.

Die Besetzung der Premiere:

Alejandro Nicolás Firlei Fernández stellt Leo Frank als gefühllosen, abweisenden Buchhalter dar. Doch mit der Zeit zeigt er die sensible Seite unter dem harten Kern und sorgt mit seiner sanften Stimme für Mitgefühl.

Fabiana Locke ist als Lucille Frank trotz Leos kalter Art eine liebende, engagierte Ehefrau. Sie steht mitfühlend für ihren Ehemann ein und überzeugt mit einem kräftigen Mezzosopran.

William Baugh wirkt als Hausmeister Jim Conley schelmisch und begeistert mit seiner souligen Stimme.

Seymur Karimov zeigt als lebensfroher Gouveneur Slaton seinen klassischen Bariton und entdeckt entschlossen seinen Gerechtigkeitssinn wieder, während Benedikt Eder als berechnender Staatsanwalt Hugh Dorsey Aussagen zu Gunsten seiner Karriere manipuliert.

Er wird unterstützt vom bedrohlichen Populisten Tom Watson (Michael Daub). Dahingegen verfolgt der Reporten Britt Craig (Paul Kmetsch) die Geschichte mit einem Glänzen in den Augen.

Das große Ensemble bildet der Opern- und Jugendchor, welcher zusammen für einen klassischen, vollen Klang sorgt und gut harmoniert. Wenn jedoch einzelne Chormitglieder Soli übernehmen, kommen teils schwache Stimmen zum Vorschein und auch das Schauspiel kann nicht immer überzeugen.

Die Show in Regensburg:

Regisseur Simon Eichenberger nutzt alle Gewerke des Theaters Regensburg, um die weiterhin relevante Geschichte eindrucksvoll auf die Bühne zu bringen. Sam Madwar hat diese Bühne als wandelbaren Gebäudekomplex gestaltet. Immer wieder werden Elemente ausgefahren, um die Handlung einzuordnen und auch das einfache Licht von Martin Stevens wird mit Nebel geschickt versetzt. Die Kostüme von Aleš Valášek sind ebenso wie die Bühne zeitgemäß gehalten.

Das Theater Regensburg nutzt für das Musical „Parade“ alle Möglichkeiten des Stadttheaterbetriebs aus. So entsteht eine eindrucksvolle Produktion, welche eine heute nach wie vor relevante Geschichte erzählt.

Weitere Informationen und Tickets für „Parade“, das Musical am Theater Regensburg erhaltet ihr hier.

Besuchte Vorstellung: 08.06.2023 am Theater Regensburg.

Vielen Dank an das Theater Regensburg für die freundliche Bereitstellung der Pressekarten für „Parade“!

(Bildquelle (c) Marie Liebig)

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