1982 wurde Maury Yestons Musical „Neun“ uraufgeführt und in dem Jahr mit fünf Tony Awards prämiert, 30 Jahre später erlebte das Stück nun an der Bühne Baden seine österreichische Erstaufführung mit einem prominenten Ensemble. Wir haben die Show dort besucht und berichten euch in unserer Kritik:

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Das Musical „Neun”:

„Neun“ (Buch: Arthur Kopit) erzählt die Geschichte des italienischen Starregisseurs Guido Contini, der einen neuen Film drehen soll. Doch nach einigen Misserfolgen findet er sich ohne Inspiration und umgeben von zahlreichen Frauen wieder. Diese stellen unterschiedliche Forderungen, die ihn im Produktionsprozess konfrontieren…

Die Musik von Maury Yeston wird vom großen Orchester der Bühne Baden wohlklingend intoniert, nachdem zu Beginn abstrakte Tonfolgen Guidos Stimmenwirrwarr deutlich machen. Christoph Huber leitet das Orchester fortan mit sichtlicher Spielfreude und so klingen die temporeichen Shownummern präsent, während die ruhigen Balladen mit feinen Streichklängen bestechen.

Die Besetzung der österreichischen Erstaufführung:

Drew Sarich springt als ‚Guido Contini‘ fast manisch zwischen künstlerischen Visionen und ebenso großen Versprechungen, aber auch Verzweiflung über seine Ideenlosigkeit und die Verstrickungen hin und her. Sarichs energiegeladene Darstellung der Rolle gleicht einer Tour de Force, welche er mit ausdrucksstarken Blicken und Stimme vermittelt.

Milica Jovanović ist als ‚Luisa Contini‘ eine liebevolle Ehefrau, die ihren Mann aus dem Hintergrund heraus tatkräftig unterstützt. Sie kennt ihren Mann und seine Makel, resigniert letztlich aber stimmstark und sichtlich leidend.

Dorina Garuci präsentiert sich dagegen als ‚Carla Albanese‘ als eine temperamentvolle Verführerin. Als naive Geliebte erwartet sie mehr von der Beziehung und reagiert dramatisch aufbrausend, um sich Gehör zu verschaffen.

Ann Mandrella ist als Schauspielerin ‚Claudia Nardi‘ eine ehemalige Muse, die in ihrem melancholischen Solo an die gemeinsame Zeit erinnert.

Die Prostituierte ‚Sarraghina‘ ist ebenfalls eine Erinnerung in der Jacqueline Braun mit sichtlicher Spielfreude und hörbarer Inbrunst von der Liebe erzählt.

Andrea Huber ist als ‚Guidos Mutter‘ um dessen Wohl besorgt und stellt mit warmer Stimme einen nostalgischen Zufluchtsort dar.

Patricia Nessy ist als ‚Liliane La Fleur‘ die aufgebrachte Produzentin auf Guidos Fersen, die selbst vom Rampenlicht träumt. Mit ihrer Nummer holt sie sich ihren Moment in diesem Rampenlicht, den Nessy mit ihrer großen Persönlichkeit voll auskostet.

Sie wird unterstützt von der Kritikerin ‚Stephanie Necrophorus‘, die ebenfalls eindeutige Meinungen zu Guidos Arbeit hat. Wietske van Tongeren bringt diese in ihrer energetischen Shownummer deutlich zum Ausdruck.

Die zahlreichen Frauen werden in ihren einzelnen Nummern von einem Ensemble aus Opernchor und Ballett unterstützt, welche in ihrer Disziplin technisch gekonnt auftreten.

Die Inszenierung in Baden:

Die Inszenierung von Ramesh Nair wechselt nahtlos zwischen realer Welt und den Stimmen in Guidos Kopf. So beginnt der erste Akt mit einigen Längen zwischen den Shownummern, bevor sich Guido mit dem Publikum immer intensiver reinsteigert. Auf der Bühne (Karl Fehringer & Judith Leikauf) macht nur flimmerndes Licht solche Momente innerer Krise deutlich, während sich das Geschehen zwischen zwei einfachen Wänden mit funktionalen Elementen abspielt. Die farbenfrohen Kostüme von Friederike Friedrich ordnen derweil die Rolle im mediterranen Stil ein.

„Neun“ ist eine abstrakte Selbstfindungsreise bei der Drew Sarich in der Hauptrolle zu Hochtouren aufläuft, wobei die ihn umgebenden Frauen jeweils ebenso starke Auftritte abliefern.

Weitere Informationen und Tickets für „Neun“, das Musical an der Bühne Baden erhaltet ihr hier.

Besuchte Vorstellung: 11. November 2022 an der Bühne Baden.

Vielen Dank an die Bühne Baden für die freundliche Bereitstellung der Pressekarten für das Musical „Neun“!

(Bildquelle (c) Gregor Nesvadba)

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