Das Musical ,,West Side Story“ findet als Grundpfeiler seines Genres regelmäßig Platz auf nationalen, sowie auch internationalen  Spielplänen. Ende Januar 2024 fand an der Volksoper Wien die Premiere der Neuinszenierung statt. Wir haben die Premiere in Wien besucht und berichten euch:

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Das Musical ,,West Side Story”:

,,West Side Story“ entfaltet sich als moderne Adaption von Shakespeares „Romeo und Julia“ in den belebten Straßen der West Side von New York. Das Drama entwickelt sich zwischen den rivalisierenden Jugendgangs, den Jets und den Sharks, die um Territorium und Anerkennung kämpfen. Die Liebe zwischen Tony, einem ehemaligen Jet-Mitglied, und Maria, der Schwester des Sharks-Anführers, ist von Anfang an von Konflikten geprägt. Die beiden Verliebten versuchen sich gegen die verfeindete Gruppendynamik zu stemmen, aber die tief verwurzelten sozialen Spannungen und Vorurteile der Gemeinschaft setzen die Liebenden unter Druck und führen zu tragischen Konfrontationen. Schlussendlich beeinflusst eine dramatische Wendung das Schicksal der Hauptcharaktere und deren Rivalitäten.

„West Side Story“ ist ein Meisterwerk mit der kraftvollen und rhythmischen Musik von Leonard Bernstein, den einfühlsamen Texten von Stephen Sondheim und der deutschen Übersetzung der Dialoge von Marcel Prawy. Das Originalbuch stammt von Arthur Laurents, das Musical selbst entspringt einer Idee von Jerome Robbins.

Ben Glassberg übernimmt mit Anfang 2024 die Musikdirektion an der Volksoper Wien und führt an diesem Premierenabend den Dirigentenstab mit viel Dynamik und Präzision. Sowohl lateinamerikanische, als auch klassischere Passagen unterstreichen aus dem Orchestergraben einheitlich und klangvoll das Geschehen auf der Bühne.

Die Besetzung der Premiere:

Anton Zetterholm hat schon 2018/19  die Rolle des ‚Tony‘ am Theater Dortmund verkörpert. Auch in Wien überzeugt er mit seiner lieblich klaren Stimme, welche durchaus auch Tiefe und Zerrissenheit projiziert. Die vorherrschenden emotionalen Liebesschübe und Verträumtheit werden durch ihn im zweiten Akt passend zu Wut, Rivalität und auch Verlustangst abgewandelt.

Jaye Simmons gibt sich als naive und kindliche ‚Maria‘. Ihre Darstellung ist geprägt von ihrem langziehenden Sopran, welcher einen Hauch Operette in den Musicalabend einziehen lässt. Stellenweise fehlende Lockerheit im Schauspiel werden so durch gesangliche Stärke überdeckt.

,Anita‘ wird am Premierenabend von Myrthes Monteiro temperamentvoll und energetisch dargestellt. Besonders hervorzuheben an ihrer Verkörperung ist die sichtbare Freude an den Tanzeinlagen.

Als Anitas Partner ‚Bernardo‘ gibt Lionel von Lawrence den Ton bei den Sharks an. Er tritt selbstbewusst, bestimmend und kampfbereit auf. Auchs stimmlich stellt er sich bei den Sharks in den Vordergrund mit bestimmendem Bariton.

Als Anführer der gegnerischen Gruppe der Jets gibt Oliver Liebl den ‚Riff‘. Mit klarer Stimme und proaktiver Gruppenführung setzt dieser den Ton der Jets, trotz kurzer Mikrofonprobleme.

Das Ensemble beider Gangseiten zeigt sich herausragend energiegeladen, spielfreudig und dynamisch. Besonders gut gelungen sind die jugendhaften und eindrucksvollen Choreografien von Bryan Arias, welcher an diesem Abend sein Debüt an der Volksoper gibtDiese bestechen mit Jugendhaftigkeit, passgenauer Untermalung des Geschehens und  eng getakteter Akzentuierung. Neben Taktgefühl, Musikeinsatz und Körperspannung, verlangen diese von den SchauspielerInnen auch viel Gefühl und Ausdruck ab.

Die Show in Wien:

Lotte de Beer gibt ihr Regie-Debüt in der Sparte Musical an der Volksoper Wien und setzt auf Gruppendynamik, Dialoge und eindrückliche Emotionen. Im Fokus der Inszenierung stehen die beiden rivalisierenden Gruppen, das Schicksal der beiden Verliebten wird in das große Ganze der Auseinandersetzungen und der Machtspiele zwischen den Jets und den Sharks eingewoben.  Das Bühnenbild (Christof Hetzer) ist hierbei ausbaufähig, da es hauptsächlich nur durch eine schwarze Wand dargestellt wird, welche situationsabhängig gedreht wird. Hier ist Potential verloren gegangen, welches sich positiv auf die stellenweise auftretende Langatmigkeit ausgeübt hätte. Die Kostüme (Jorine van Beek) und die Lichtakzente (Alex Brok) sind schlicht, aber ausreichend und unterstreichen die Handlung flüssig.

,,West Side Story“ ist ein kraftvolles Meisterwerk, das zeitlose Themen von Liebe, Vorurteilen und Konflikten in einem urbanen Umfeld erforscht.  Das Bühnenbild und die Kostüme werden bei dieser Inszenierung schlicht gehalten, das gewisse visuelle Extra hätte hier zu noch mehr Stärke verholfen. Die gesamte Besetzung und das Orchester überzeugen bei der Premiere an der Volksoper Wien, es wird ein emotionaler und rhythmischer Abend geboten. Besonders hervorzuheben ist die tänzerische Leistung des Ensembles bei den Choreografien von Bryan Arias, welche geprägt sind von Esprit, Dynamik und taktgenauer Rhythmik.

Weitere Informationen und Tickets für „West Side Story“ in Wien erhaltet ihr hier.

Besuchte Vorstellung: 27. Januar 2024 in der Volksoper Wien.

Vielen Dank an die Volksoper Wien für die freundliche Bereitstellung der Pressekarten für „West Side Story“.

(Bildquelle (c) Marco Sommer/ Volksoper Wien)

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