Am 4. Oktober 1997 bissen die Vampire im Wiener Raimund Theater zum ersten Mal zu und avancierten seitdem zum Kult-Musical mit großer Fanbase – Grund genug „Tanz der Vampire“ in Wien erneut zum Leben zu erwecken. Wir haben die Vorstellung zum 20-jährigen Jubiläum besucht und berichten für euch:

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Die Geschichte ist altbekannt und bleibt unverändert: Professor Abronsius reist mit seinem Assistenten Alfred nach Transsilvanien, um dort die Existenz von Vampiren zu beweisen. Als sie in Chagals Wirtshaus einkehren verliebt Alfred sich in die junge Wirtstochter Sarah, auf die auch der mysteriöse Graf von Krolock ein Auge geworfen hat…

Die Musik zum Musical stammt von Jim Steinman (Texte: Michael Kunze), der meist rockige Kompositionen gekonnt mit kräftigen Balladen kombiniert. Einige Melodien, wie z.B. „Total Eclipse of the Heart“,  kennt man bereits aus dem Repertoire von Bonnie Tyler oder Meat Loaf. Das 24-köpfige Orchester, unter der Leitung von Carsten Paap, sorgt für einen kräftigen Klang, bei dem auch die Streicher gut wirken.

Als ‚Graf von Krolock‘ steht zu Beginn der Spielzeit abermals Drew Sarich auf der Bühne. Er hat eine mysteriöse Ausstrahlung und einnehmende Bühnenpräsenz, die von Beginn an fesselt und seinen Höhepunkt in einer beeindruckenden „Unstillbaren Gier“ findet. In seinem Spiel baut er außerdem noch einige Details ein, die den Vampir menschlicher erscheinen lassen und ihm zusätzliche Tiefe verleihen. Durch seine hohe Tenor-Stimme ist er ein etwas anderer Graf, für den die Lieder auch teilweise höher arrangiert wurden – dadurch diese verlieren diese aber nicht an Wirkung.

Diana Schnierer verkörpert die junge ‚Sarah‘, das unschuldige Mädchen, welches das Leben außerhalb des Wirtshauses kennenlernen möchte und so der Einladung des Grafen folgt. Die Musical-Studentin kann mit ihrer kräftigen Stimme überzeugen, welche auch in den anspruchsvollen Passagen stets auf den Punkt trifft.

Den Assistenten ‚Alfred‘ spielt Raphael Groß, der derzeit auch noch am Wiener Konservatorium Musical studiert. Zu Beginn ist sein Alfred noch schüchtern und zurückhaltend, doch es zeichnet sich eine Entwicklung zu einem jungen Mann ab, der Sarah für sich gewinnen will. Sein „Für Sarah“ bleibt so, dank des energetischen Schauspiels und seiner starken Stimme, nachhaltig im Gedächtnis.

Sebastian Brandmeir steht als tattriger ‚Professor Abronsius‘ auf der Bühne. In dieser Inszenierung ist er einige Jahre älter als in der St. Gallener Fassung (die er ebenfalls spielte), aber diesen Altersunterschied kann er überwinden und die Rolle glaubhaft spielen. Auch das schnelle Sprechtempo sowie einige hohe Töne bereiten ihm keine Probleme.

Fernand Delosch stellt ‚Chagal‘ als schmierigen Wirt dar und sorgt für einige Lacher. Die Frau an seiner Seite ist Dawn Bullock als Rebecca, die diese als starke Frau mit weichem Kern zeigt. Stimmlich können die beiden – rollenbedingt – wenig herausstechen.

Die Magd ‚Magda‘ verkörpert Marle Martens, die die Rolle bereits in der letzten Wiener Produktion coverte. Ist sie zunächst noch rollenbedingt recht zurückhaltend, kann sie in „Tot zu sein ist komisch“ ihre kräftige Belt-Stimme zeigen und läuft zur Höchstleistung auf. Im zweiten Akt zeigt sie dann als Vampir ganz neue Facetten, die sie auch überzeugend spielen kann.

Charles Kreische ist als ‚Herbert‘ der schwule, untote Sohn des Grafens. In seiner Darstellung bedient er nicht nur die Klischees, sonders strahlt durchgehend etwas Bedrohliches aus und kann auch stimmlich überzeugen.

Florian Resetarits stellt als buckeliger ‚Koukol‘ den Diener des Grafens dar. Mit seinem Schauspiel kann er einige Witze in die stumme Rolle einbauen, die dennoch funktionieren.

Das Ensemble besteht aus Sängern mit kräftigen Stimmen und Tänzern, die die anspruchsvollen Choreographien von Dennis Callahan samt Hebefiguren meistern und so zu einigen beeindruckenden Szenen, wie den „Roten Stiefeln“ und dem „Gebet“, beitragen und auch gut mit dem Publikum interagieren.

Die Inszenierung von Cornelius Baltus (nach der Originalregie von Roman Polanski) ist weitestgehend identisch mit den vorherigen Produktionen und weist so dieselbe Detailverliebtheit, aber auch zeitweise Längen, auf. Eine sichtbare Veränderung fand im Finale statt, welches durch einige Charaktere erweitert wurde und so an Wirkung gewinnt. Das Bühnenbild sowie die Kostüme von Kentaur wurden überarbeitet und bilden ein stimmungsvolles Gesamtbild, welches funktioniert und in Kombination mit dem Lichtdesign (Hugh Vanstone) sowie den überarbeiteten Projektionen effektvolle Bilder erzeugt.

Insgesamt stellt die neue Wiener Aufführungsreihe eine würdige Jubiläums-Produktion dar, die mit einer Cast aus altbekannten Darstellern und Newcomern sowie dem Gesamterscheinungsbild vollends überzeugen kann.

Weitere Informationen und Tickets für „Tanz der Vampire“ in Wien erhaltet ihr hier.

Besuchte Vorstellung: 4. Oktober 2017 im Ronacher, Wien

(Bildquelle (c) Deen van Meer)

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