Im Jahr 1984 erschien der Film „Footloose“ mit Kevin Bacon und Lori Singer in den Kinos, 1998 debütierte das Musical am Broadway und war im Jahr danach für vier Tony Awards nominiert – 2025 schickt ShowSlot das Stück in einer Neuinszenierung in zahlreichen Städten auf Tour. Wir haben die Show beim ersten Tourstop in Köln besucht:
Das Musical „Footloose“:
Inhaltlich bleibt das Stück dem gleichnamigen Film weitestgehend treu: Nach der Trennung seiner Eltern ist der Teenager Ren McCormack zu einem Umzug in die provinzielle Kleinstadt Bomont gezwungen. Er und seine Mutter Ethel merken schnell, dass die bibeltreue Gemeinde – unter dem strengen Regiment von Reverend Shaw Moore – anders ist, als das zurückgelassene Chicago: Neben Alkohol und Rock-Musik ist auch das Tanzen, aufgrund eines schmerzlichen Vorfalls in der Vergangenheit, strengstens untersagt. Ein Leben ohne Musik oder gar das Tanzen kann sich Ren nicht vorstellen. Schnell sorgt er dafür, dass sämtliche Augen der Kleinstadt auf ihn gerichtet sind. Als sich er und die Tochter des Reverend Ariel näherkommen, gerät die Situation zunehmend außer Kontrolle. Es beginnt ein Kampf gegen Ungerechtigkeiten und für die Freiheit in der Kleinstadt.
Der Soundtrack des Films findet sich mit wenigen Ausnahmen im Musical wieder und wird durch weitere Songs ergänzt. Die Musik ist vor allem durch Pop-Rock und Dance-Elemente geprägt – auch die für die 80er-Jahre klassischen Synthesizer-Sounds kommen nicht zu kurz. Ohrwurmgefahr vorprogrammiert!
Die Besetzung der Vorstellung:
Der tanzbegeisterte Ren McCormack wird von Magnus Jahr verkörpert. Jahr wächst während der Vorstellung mehr und mehr in seine Rolle hinein. Seine tänzerische Darbietung sprüht vor Leichtigkeit und Euphorie für die Musik. Besonders hervorzuheben ist seine schauspielerische Leistung, als er dem scheinbar übermächtigen Reverend gegenübertritt, um seinen Standpunkt zu vertreten. Stimmlich überzeugt Jahr sowohl bei den Up-Tempo-Songs wie „I Can’t Stand Still“ oder „Footloose“ als auch in der Ballade „Almost Paradise“.
Diese bringt er gemeinsam mit Helena Lenn auf die Bühne, die eine rebellische aber doch innerlich zerrissene Ariel Moore spielt. Mit klarer und kraftvoller Stimme meistert Lenn ihre Gesangsparts und zeigt spätestens bei „Holding Out For a Hero“, was sie kann.
Begleitet wird Lenn’s Ariel von ihren drei Freundinnen gespielt von Carina Fitzi, Pia Wäbs und Lorena Dehmelt. Letztere bringt eine zu Ariel gegensätzliche Rusty auf die Bühne: ein wenig naiv und doch bestimmt, begeistert Dehmelt vor allem bei „Somebody’s Eyes“ und „Let’s Hear it for the Boy“ und beweist dabei auch ihr komödiantisches Talent.
Dieses zeigt auch Torben Bach als Ren’s Freund Willard. Zu Beginn als einfacher Bauerntrampel mit Aggressionsproblem dargestellt, entwickelt sich seine Figur im Laufe des Stücks zu einem treuen Unterstützer von Ren und singt sich mit „Mama sagt“ in die Herzen des Publikums.
Mit lehrmeisterhafter Brillanz spielt Ethan Freeman. Bei seinen gesanglichen Parts lässt sich buchbedingt nur erahnen, welch kraftvolle und warme Stimme sich in ihm verbirgt. Schauspielerisch zeigt er ebenfalls sein Können in strengen als auch nachdenklichen Szenen. Gleiches gilt für Kerstin Ibald als dessen Frau „Vi“. Mit glasklarer Stimme bewegt sie sich überzeugend in einem Konflikt zwischen der bedingungslosen Loyalität zu ihrem Mann und der Fürsorge für ihre Tochter.
Die eher klein gehaltene Rolle von Ren’s Mutter Ethel spielt Nadine Kühn mit spürbarer Liebe für ihren Sohn und gleichzeitiger Unsicherheit vor den missgünstigen Blicken der Menschen in ihrer neuen Heimat. In „Let’s Make Believe we’re in Love“ bricht sie in ihrer zweiten Rolle als Cowgirl kurzzeitig aus dieser Rolle aus – hier gelingt es Kühn besonders das Publikum an ihre Stimme zu fesseln. In diesem Lied zu Beginn des zweiten Aktes performt sie gemeinsam mit Julius Störmer, der abseits dieser Szene als Antagonist Chuck Cranston mit präsenter Stimme auftritt. Er legt die Rolle arrogant und impulsiv an, schafft es aber auch humorvolle Momente zu kreieren.
Das Ensemble täuscht durch häufige Kostüm- und Rollenwechsel geschickt über seine tatsächliche Größe hinweg und überzeugt stimmlich.
Die Show auf Tour:
Die Neuinszenierung findet auf einer – für Tour-Produktionen üblichen – klein anmutenden Bühne statt. Das Publikum blickt durch ein vermeintlich stählernes Bühnenportal, welches durch zahlreiche bewegliche Bühnenflügel ergänzt wird. Diese verwandeln die Bühne gelungen je nach Szene in eine Kirche, eine Werkstatt und ein Bahnhofsgelände. Besonders gelingt dies durch eine integrierte Lichttechnik, die je nach Szene andere Schemen und Formen zeigt. Auch das übrige Lichtdesign von Michael Grundner fällt positiv auf. Komplettiert wird das Bühnenbild von Sam Madwar durch schiebbare Requisiten, die eifrig durch das Ensemble in Stellung gebracht werden.
Regisseur Erik Petersen verleiht der eher oberflächlich anmutenden Coming-of-Age-Geschichte einen fesselnden Tiefgang. Vor allem die stilleren Momente schaffen durch das gezeigte Spiel und die Dialoge eine Verbindung zwischen dem Publikum und den Darstellenden.
Die Kostüme von Mara Lena Schönborn entführen das Publikum auf authentische Art und Weise in das Amerika der 1980er Jahre, ohne dabei klischeehaft zu wirken.
Die Choreographien von Nicole Eckenigk und Timo Radünz nehmen die Dynamik der Musik und die Stimmung der Erzählung auf. Sie steigern sich in ihrer Komplexität im Laufe der Show und münden zum Ende des zweiten Aktes in einem kraftvollen und präzise dargebotenen Finale.
Eine Live-Band oder gar ein Orchester sucht man leider vergebens. Die Aufnahme der Musik entstand unter der musikalischen Leitung von Pascal Kierdorf und wird wirkungsvoll in die Vorstellung implementiert. Das Publikum merkt zu keinem Zeitpunkt, dass es sich hierbei nicht um live dargebotene Musik handelt.
Mit „Footloose“ bringt ShowSlot einen Filmklassiker erneut auf die Bühne. Musik mit Ohrwurmcharakter und mitreißende Choreographien entführen das Publikum gelungen in eine amerikanische Kleinstadt, wobei auch der Tiefgang nicht zu kurz kommt.
Noch bis Anfang Mai 2025 tourt „Footloose – Das Musical“ durch Deutschland, Österreich und die Schweiz. Tickets sind ab 39,99€ hier erhältlich – ein attraktiver Preis für einen kurzweiligen Theaterabend, den man mit einem Lächeln und Ohrwürmern verlässt.
Besuchte Vorstellung von „Footloose – Das Musical“: Abendvorstellung am Sonntag, den 16. Februar 2025 – Auf Tour in der Motorworld Köln
Vielen Dank an ShowSlot für die freundliche Bereitstellung der Pressekarten für “Footloose – Das Musical” auf Tour 2025!
(Bildquelle (c) Nico Moser)
Tim ist 27 Jahre alt und seit Anfang 2025 Mitglied des Musicalzone.de-Teams. Seit seinem ersten Musicalbesuch im Alter von acht Jahren bei „Starlight-Express“ sind Musicals nicht mehr aus seinem Leben wegzudenken. Nach seinem Job im öffentlichen Dienst besucht er in seiner Freizeit gerne das Theater und fachsimpelt im Anschluss mit anderen Fans. Daneben hat er eine Leidenschaft für diverse Sportarten, Brettspiele und das Entdecken neuer Reiseziele – am besten solche, die sich mit einem Musicalbesuch verbinden lassen.