Im Jahr 2014 gewann Deutschland die Fußball-Weltmeisterschaft. Das Musical „Das Wunder von Bern“ hatte im selben Jahr seine Welturaufführung im neuen Stage Theater an der Elbe in Hamburg. Damit landete Stage Entertainment zumindest zeitlich mit dem Stück einen Volltreffer, doch ob auch das Stück der große Wurf ist verraten wir euch in unserer Kritik.

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Das Stück spielt im Nachkriegs-Deutschland. 1954 wartet die Familie Lubanski in Essen auf die Heimkehr des Vaters von Matthias, welcher bis zuletzt in Kriegsgefangenschaft war. Der kleine Matthias ist aufgrund seiner Leidenschaft für Fußball Taschenträger vom Nationalspieler Helmut Rahn, welcher für Deutschland bei der Weltmeisterschaft in der Schweiz spielen soll. Gleichzeitig kehrt der Vater Richard heim, doch er ist ganz anders, als Matthias ihn sich vorgestellt hatte. Man erlebt im Musical die rührende Familiengeschichte (vor dem Fußballhintergrund), wie die Familie und eine ganze Nation wieder zueinander finden.

Auf Grundlage des gleichnamigen Films von Sönke Wortmann schrieb Gil Mehmert das Buch für das „Wunder von Bern“ und führte dabei auch Regie. Die Musik schrieb Martin Lingau und die Texte dazu verfasste Frank Ramond. Die Nummer können dabei in ganz verschiedene Stilrichtungen eingeordnet werden und sind dabei mal ruhig & emotional, mal fetzig. Sie bringen die Geschichte nicht alle deutlich voran, allerdings machen sie doch Spaß, sodass man auf sie nicht verzichten möchte.

Der kleine Matthias Lubanski ist die Kinderrolle, um die sich die Geschichte dreht und das Bindeglied zwischen der Familie und Fußball. Er wurde gespielt von Mark, welcher die gesamte Show trug und für sein Alter sehr gut sang und auch im schauspielerischen Bereich überzeugen konnte.

Die Mutter Christa Lubanski wurde gespielt von Vera Bolten. Sie verkörpert eine starke Frau die für die ganze Familie sorgte und trotz der großen Belastung immer noch nicht emotional kalt wurde, wie sie u.a. in „Wunder gescheh ‘n“ stimmgewaltig beweist. Schauspielerisch kann sie in vielen Facetten überzeugen.

Mark Weigel spielt den Kriegsheimkehrer Richard, welcher durch sein Schicksal verbittert ist und seinen Platz in der Familie nicht wiederfindet. Er ist durch seine kalte Art, welche man auch in der rauen Stimme wiederfindet, von Anfang an unsympathisch. Erst nach seiner rührenden Ballade „Die Krähe“ fängt er an sich zu öffnen und wird zugänglicher für seine Familie und das Publikum. Danach entwickelt er sich im zweiten Akt zu einem Muster-Vater. Diese Wandlung wird nach und nach authentisch gezeigt.

Die älteren Geschwister Bruno und Ingrid Lubanski, welche gespielt wurden von Patrick A. Stamme und Marie-Anjes Lumpp, helfen auch viel in der Familie mit und unterstützen den kleinen „Mattes“. Als der Vater jedoch heimkehrt, wollen sie ihr eigenes Leben führen und symbolisieren den Aufbruch der Jugend, welche unabhängiger sein möchte. Das wird in den rockigen Nummern „Immer nur gehorchen“ und „Ich will doch nur leben“ deutlich. Beide können durch emotionales Schauspiel und starke Stimmen überzeugen.

Das Ehepaar Ackermann sind die Sympathisanten des Publikums. Das unterhaltsame Zusammenspiel des Sportreporters Paul, gespielt von Andreas Bongard, und der weniger Fußball-affinen Anette, gespielt von Elisabeth Hübert, welche durch ihre unterschiedlichen Arten sehr amüsant anzuschauen sind. Ein Highlight der beiden ist die Unterhaltung über die Flitterwochen in „Da muss man doch gewesen sein“.

Dominik Hees spielt den Fußballhelden Helmut Rahn. Er ist ein Vorbild für den kleinen Matthias, obwohl er sich auch oft falsch verhält. Seine fürsorgliche Art gegenüber Matthias macht ihn auch für den Zuschauer sympatisch, aber er sorgt auch für so manchen Lacher. Stimmlich ist er in seinen wenigen Soloparts überzeugend.

Unterstützt werden die eben genannten Hauptrollen von einem starken Ensemble, welches nicht nur die Nationalmannschaft und Soloparts, sondern auch einige überraschende Rollen beherbergt, daher würde eine genauere Analyse der anderen Solisten einige Überraschungen verderben.

Besonders bemerkenswert ist das Geschehen auf der Bühne. Die gesamte Cast agierte in einer gelungen Inszenierung auf einer großen Bühne, welche hochtechnisierte und doch teilweise so einfache Bühnenelemente verbindet, um damit auf einer gut ausgestatteten Bühne in authentischen Kostümen spielen. Allein die technische Umsetzung des Endspiels rechtfertigt schon einen Besuch.

Das „Wunder von Bern“ ist direkt neben Disneys „Der König der Löwen“ eine emotionale Geschichte für die ganze Familie, die durch die nahe Verbindung zu unserem Leben jedes Familienmitglied anspricht und auch für jeden einen Ohrwurm bereithält. Wer für seine Familie also eine Alternative zu dem altbekannten „Löwenkönig“ sucht ist 100 Meter weiter ebenfalls gut beraten.

Tickets für das „Wunder von Bern“ könnt ihr hier bestellen!

Besuchte Vorstellung: 14. Mai 2015 im „Stage Theater an der Elbe“ in Hamburg

(Bildquelle (c) Stage Entertainment)

 

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