Seit knapp 23 Jahren läuft das Revival von „Chicago“ am New Yorker Broadway und wurde in dieser Zeit zu einem Klassiker des Genres. Derzeit gastiert die englischsprachige Tour in Deutschland:

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Das Musical spielt während den 1920er Jahren in einem Frauengefängnis, in dem die Tänzerin Roxie Hart nach dem Mord an ihrem Liebhaber eingesperrt wird. Dort trifft sie auf Velma Kelly, die Dank der Verteidigungsstrategie von Anwalt Billy Flynn in den Medien präsent ist. Als auch Roxies Fall von ihm übernommen wird, entsteht zwischen den beiden Tänzerinnen eine Rivalität über das Rampenlicht und die damit verbundene Karriere. In diesem Setting wirft das Stück einen unterhaltsamen, aber kritischen Blick auf Wahrnehmung und Wirklichkeit…

Thematisch passend wird die Geschichte revueartig mit mitreißender Jazz-Musik von John Kander erzählt. Die Big Band, unter der Leitung von Bryan Schimmel, intoniert diese voller Spielfreude, die spätestens beim Playout deutlich wird, und sorgt für einen vollen Big Band-Klang.

Samantha Peo verleiht ‚Velma Kelly‘ ihre rauchige Stimme, den spürbaren Ehrgeiz und einen trockenen Humor, mit dem sie gekonnt Spitzen gegen ihre Konkurrentin verteilt.

Carmen Pretorius zeigt als unschuldig wirkende ‚Roxie Hart‘ Talent für Situationskomik, lässt aber in ihren Auftritten die Starqualität der Rolle vermissen und bleibt recht blass.

Die beiden Tänzerinnen harmonieren gut miteinander, jedoch bleiben ihre eigenwilligen Stimmen den Abend über eher schwach.

Auch Craig Urbani überzeugt als schmieriger Anwalt ‚Billy Flynn‘ in erster Linie durch sein authentisches Schauspiel, mit dem er als Showman vor Gericht die Jury auf seine Seite zieht.

‚Mama Morton‘, Ilse Klink, hat eine starke Präsenz und macht direkt mit ihrem ersten Auftritt ihre starke Position im Gefängnis deutlich.

Das attraktive Ensemble macht nicht nur eine gute Figur (Kostüme: William Ivey Long), sondern besticht auch mit Talent in allen Bereichen. Die bekannte, anspruchsvolle Choreografie von Ann Reinking nach Bob Fosse präsentiert es bis zur kleinsten Geste punktgenau und füllt die kleinen Rollen samt ihren Eigenheiten gänzlich aus. Dank dieser Leistungen wird der „Cell Block Tango“, gesungen von den sechs Mörderinnen, zu einem Highlight des ersten Akts.

Die kurzweilige Inszenierung von Walter Bobbie ist schlicht gehalten und lässt der Geschichte samt ihren Darstellern sowie Musikern Platz, um ihre ganze Wirkung zu entfalten. Die schlichte Bühne (John Lee Beatty) bietet hierfür einen passenden Rahmen und sorgt mit der Band im Zentrum für den richtigen Nachtclub-Flair.

Ein Besuch bei „Chicago“ zeigt, warum das Stück in der gelungenen Fassung zu einem Broadway-Klassiker geworden ist. Es lebt von der starken Ensembleleistung, die die Schwächen der Hauptdarstellerinnen jedoch sichtbarer werden lässt.

Weitere Informationen und Tickets für „Chicago“ auf Tour erhaltet ihr hier.

Besuchte Vorstellung: 6. August 2019 im Deutschen Theater, München

Vielen Dank an das Deutsche Theater München für die freundliche Bereitstellung der Karten!

(Bildquelle (c) Jeremy Daniel)

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