Samstagabend, der 4. Juli 2015: Gleich fällt der erste Vorhang für „Bussi – Das Munical“ in der Münchener „Reithalle“. Der Zeitpunkt könnte nicht passender sein: Die Geschichte spielt in einer Samstagnacht der 80iger im Szenelokal „Bussi“, wo sich jeder trifft, der etwas auf sich hält. Ob sich ein Besuch im „Bussi“ allerdings auch 2015 lohnt, könnt ihr in unserer Kritik erfahren.

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Das „Munical“ versetzt den Besucher in das Jahr 1984 zurück. Der Neu-Münchner Ritchie wird von seinem Kumpel ins „Bussi“ mitgenommen, bevor dieser zum Bund muss. Dort lernt Ritchie das Münchner Nachtleben kennen und entdeckt in der Barfrau Stella seine neue Liebe. Doch nicht alle freuen sich über das neue Paar und so ist diese Beziehung einigen Intrigen des Szene-Reporters und Ex-Freunds Wolf Wahn ausgesetzt.

Sabrina Weckerlin spielt die Barfrau Stella. Diese ist durch ihre coole Art zu Beginn erst unnahbar, doch lässt sie sich mit der Zeit immer mehr auf ihre neue Liebe ein.
Thomas Herrmanns sagte: „Coolness kann man nicht spielen – entweder man hat sie oder eben nicht“ – das Attribut „Cool“ schreibt man Stella schon nach dem ersten Auftritt zu. Allerdings wirkt sie auch zu den richtigen Zeiten verletzlich und erscheint so wie eine ganz „normale“ Person, die für alle greifbar ist. Stimmlich holt Sabrina Weckerlin bei den Songs viel mehr raus, als es in den Original-Arrangements der Fall war. So wird ihr lautes „Neue Männer braucht das Land“ zu einem Highlight der Show.

Benjamin Sommerfeld ist der Neu-Münchner Ritchie. Nach und nach tritt die Unschuld vom Land immer mehr in den Hintergrund, doch niemals fällt das Leitmotiv weg. Ritchie wirkt durchgehend wie ein „normaler“ Mensch – und das ist gut so! Eine normale Person macht Fehler und kann Gefühle entwickeln, anders wäre die Rolle nicht greifbar. Seine Performance von „Ich will Spaß“ macht auch allen Zuschauern Spaß!

Leon van Leeuwenberg verkörpert den Szenereporter Wolf Wahn. Außerdem ist er der Ex von Stella, weshalb er mit Intrigen Stolpersteine für die Beziehung legt. Leon van Leeuwenberg spielt die Figur sehr überheblich und machohaft, aber dennoch mit einem aalglatten Charme. Seine Selbstinszenierung erreicht in „Kosmetik“ ihren grandiosen Höhepunkt.

Enrico De Pieri spielt die Heli – eine „Transe“. Als Dauergast im „Bussi“ ist die Stylistin Teil des Nachtlebens. De Pieri spielt Heli mit einer überspitzen Art und einer damit verbundenen Komik, doch auch die Wandlung zu Hellmut ist klar erkennbar und gut dargestellt. Die große Shownummer „Heiß“ um Heli ist durch die Inszenierung in Kombination mit einer starken Stimme ein absolutes Highlight.

Unterstützt werden die Hauptrollen von einem starken Ensemble, bei welchem auch die kleineren Rollen gut besetzt sind.

Einen Gastauftritt hat außerdem Marianne Sägebrecht als „Bavaria Toleranta“, die mit ihrem Plädoyer für Toleranz wirbt.

Die gesamte Band, unter der Leitung von Andreas Kowalewitz, bringt einen starken Sound in die gesamte Halle und setzt die neuen Arrangements passend um.

Die offene Bühne wird die ganze Zeit über gut genutzt und man hat das Gefühl, dass man Teil des Clubs wäre. Auch die kleinen Umbauten sind clever gemacht und alle Kostüme sind originalgetreu und (somit) teilweise sehr schräg gestaltet.

Wer bei „Bussi“ einen anspruchsvollen Abend erwartet, wird enttäuscht sein. Wer aber in die 80iger Jahre zurückversetzt werden will oder einen spaßigen Abend haben möchte, der kommt im „Bussi“, dank guter Stimmen und tollen Arrangements, voll auf seine Kosten!

Mehr Infos zur Show gibt es hier.

Besuchte Vorstellung: 4. Juli 2015, Welturaufführung in der „Reithalle“ in München

Vielen Dank an das Gärtnerplatztheater für die freundliche Einladung!
(Bildquelle © Christian POGO Zach)

 

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