Die Neuproduktion des mit Tony Awards ausgezeichneten Musicals „Into the Woods“ nimmt das Publikum am Theater Basel mit auf eine Reise voller Tiefgang, Nachhall und Selbstreflexion – in englischer Sprache mit Untertiteln in Englisch und Deutsch. Wir haben die Premiere am Theater Basel besucht und berichten euch in unserer Kritik:

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Das Musical „Into the Woods”:

„Into the Woods“ vereint die faszinierende Musik und Texte von Stephen Sondheim mit dem durchdachten Buch von James Lapine. Während Sondheim als Texter von Leonard Bernsteins „West Side Story“ (wir berichteten kürzlich von der Produktion in Wien hier) berühmt wurde, zeichnen sich seine eigenen Werke durch musikalische Komplexität und tiefgründige Erzählung aus. Mit „Into the Woods“ schufen er und Lapine eine hinterfragende Interpretation der allseits bekannten Märchen der Brüder Grimm, die deren klassische Motive hinterfragt und über das Happy End hinausblickt.

Der erste Akt von „Into the Woods“ präsentiert eine meisterhafte Verknüpfung der Grimmschen Märchen (die Bühne geben sich unter anderem Rotkäppchen, Rapunzel oder aber auch Aschenputtel), welche mit Witz, musikalischer Raffinesse und emotionaler Tiefe aufgerollt werden – ganz nach dem Märchenbuch der Brüder Grimm. Am Ende des ersten Aktes wird die klassische Märchenwelt mit dem bekannten „Und wenn sie nicht gestorben sind …“ scheinbar abgeschlossen, während sich subtil bereits erste Anzeichen einer tiefgreifenden Veränderung ankündigen. Die märchenhafte, teils verträumte Bühnenwelt verliert nach und nach ihren Zauber, während die Kostüme in moderne Alltagskleidung übergehen. Gleichzeitig durchlaufen die Charaktere eine Entwicklung, die neben Schmeicheleien und Liebkosungen auch kleinere Konflikte sowie zunehmend selbstreflektierende Phasen umfasst.
Nach der Pause entwickelt sich die Szenerie weiter und bildet den anschließenden Bogen zwischen Märchen und Musical: Die Bühne wird schrittweise zu einem leeren Raum, in dem ein existentialistisches Drama entfaltet wird. Dieser radikale Umbruch verdeutlicht die Konfrontation der Figuren mit ihren Ängsten, ihrer Schuld und den Konsequenzen ihrer Wünsche.

Das Sinfonieorchester Basel, unter der Leitung von Thomas Wise, meistert Sondheims komplexe Partitur mit beeindruckender Präzision. Der fließende, musikalische Ausdruck und die dynamische Instrumentation heben die emotionale Tiefe des Werkes hervor und bilden das musikalische Rückgrat der Inszenierung von Martin G. Berger.

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Die Besetzung der Premiere:

Alen Hodzovic und Julia Klotz überzeugen als ‚Bäcker‘ und ‚Bäckerin‘ und bilden das emotionale Herzstück der Inszenierung. Ihre Innigkeit als kinderloses Paar sowie ihre lebendigen Solo-Nummern überzeugen sowohl gesanglich als auch schauspielerisch. Delia Mayer gibt eine kraftvolle ‚Hexe‘, deren Präsenz auf der Bühne unvergesslich bleibt. Mit stimmlicher Stärke und pointiertem Charme gelingt ihr die Verkörperung der gewissenhaften und lehrenden Rolle unter den Märchenfiguren.

Álfheiður Erla Guðmundsdóttir verleiht ‚Aschenputtel‘ eine beeindruckende Mischung aus Eleganz und Stärke, während Jan Rekeszus in der Doppelrolle als ‚Aschenputtels Prinz‘ und ‚Wolf‘ zwischen charmantem Liebhaber und gefährlichem Verführer pendelt. Vanessa Heinz als freches ‚Rotkäppchen‘ begeistert durch ihren Witz und die subtilen Nuancen, ihr stimmliches Register ist angenehm ausgeglichen und ihr schauspielerischer Elan erfrischend.

Oedo Kuipers brilliert als ‚Jack‘ mit kindlicher Naivität, die einen deutlichen Reifeprozess durchläuft, besonders in seinen Solo-Nummern, die er mit klarer Stimme vorträgt.

Stefan Kurt überzeugt als ‚Erzähler‘ und ‚Mysteriöser Mann‘, dessen charismatische Präsenz und gut platzierter Humor die Handlung des Musicals trägt.

Die weiteren Rollen, darunter Frauke Willimczik als ‚Jacks Mutter‘ und ‚Aschenputtels Mutter‘ sowie Sonja Koppelhuber in den Rollen der ‚Aschenputtels Stiefmutter‘ und ‚Großmutter‘, ergänzen die Inszenierung mit feinen Nuancen und prägnanten Akzenten.

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Die Show in Basel:

Martin G. Bergers Inszenierung nimmt das Publikum mit auf eine Reise in einen metaphorischen Wald, ein rotierendes Spiegelkabinett, das wortwörtlich die inneren Konflikte und Wünsche der Charaktere reflektiert. Die Projektionen von Träumen, Begehren und Ängsten verleihen der Inszenierung eine visuelle Stärke, die den introspektiven Ton des Musicals unterstreicht.

Mit „Into the Woods“ gelingt es dem Theater Basel, dieses Musical als anspruchsvolles Musiktheater neu zu orientieren. Die Kombination aus starker Bildsprache, musikalischer Präzision und narrativer Tiefe hebt die Produktion weit über konventionelle Musicalunterhaltung hinaus. Sie fordert das Publikum emotional und intellektuell heraus und hinterlässt einen bleibenden Eindruck.

Weitere Informationen und Tickets für „Into the Woods“, das Musical in Basel  erhaltet ihr hier.

Besuchte Vorstellung: 16. 11.2024 (Medienpremiere von „Into the Woods“) im Theater Basel.

Vielen Dank an das Theater Basel  für die freundliche Bereitstellung der Pressekarten zur Premiere von „Into the Woods“ in Basel.

(Bildquelle (c) Ingo Hoehn)

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