Riccardo Greco ist derzeit als ‚Sam‘ bei „Ghost“ im Hamburger Operettenhaus zu sehen. Es ist die Hauptrolle, die er schon in der deutschsprachigen Erstaufführung am Landestheater Linz 2017 verkörperte. Dort haben wir ihn vor einer „Hedwig and the Angry Inch“-Vorstellung getroffen, um über „Ghost“ und sein Engagement in Linz zu sprechen. Lest hier unser Interview oder schaut euch es euch als Video an:

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Musicalzone.de: Riccardo, kannst du dich bitte unseren Lesern vorstellen?

Riccardo Greco: Hi, ich bin Riccardo Greco – halb Sizilianer, halb Pole – und arbeite nun seit elf Jahren als Musical-Darsteller. Derzeit bin ich Teil des festen Ensembles am Landestheater Linz und gleichzeitig spiele ich ‚Sam‘ bei „Ghost“ im Operettenhaus in Hamburg.

MZ: Kannst du uns etwas über diese Rolle erzählen?

RG: Sam Wheat ist ein Bänker und steht mit beiden Beinen im Leben. Er hat eine Freundin, Molly Jensen, und zusammen haben sie sich gerade eine neue Bude in Brooklyn gekauft, wo sie gerade einziehen. Sie ist Künstlerin und er hat auch einen besten Freund, Carl. Leider trifft die beiden mit Sams Tod jedoch ein schwerer Schicksalsschlag. ER kommt dadurch in eine Art Zwischenwelt, wo dann auch der Thriller in das Stück einfließt als Molly in Gefahr ist. Durch die Spiritistin Oda Mae Brown, die ihn hören kann, versucht er Kontakt aufzunehmen und Molly zu warnen. So kommt Comedy, Drama, Romantik und Thriller in diesem Stück zusammen und… für das Ende müsst ihr nach Hamburg kommen!

MZ: Hast du eine besondere Beziehung zur bekannten Filmvorlage?

RG: Den Film „Ghost“ habe ich in den 90ern mit meinen Eltern – auf einen von drei Sendern im Fernsehen – gesehen und ich kann mich tatsächlich nicht mehr an viel erinnern… Ich weiß noch, dass Demi Moore kurze schwarze Haare hatte, irgendwie ist das hängengeblieben, und ich sehr über Whoopie Goldberg lachen musste. Sie war für mich der Hit und als Kind habe ich darüber sehr gelacht.

MZ: Was hebt das Musical in deinen Augen von dem Film ab?

RG: Tatsächlich das Live-Entertainment. Ich habe den Film vor kurzem nochmal gesehen und war etwas enttäuscht, weil ich finde, dass das Musical so große Emotionen hat. Ich wurde komischerweise vom Film nicht berührt, einfach weil ich das Stück nun so gut kenne und behaupten darf, dass man das Publikum mit dem Stück emotional sehr gut bekommen kann. Man hört, wenn die Taschentücher herausgeholt werden und dann weiß man „Okay – ich habe es richtig gemacht!“. Es kann einen auf der Bühne also einfach mehr packen und tatsächlich ist unsere Oda Mae Brown, die Marion Campbell, einfach so lustig! Obwohl ich nun mit ihr geprobt habe und mit ihr spiele, muss ich immer noch über sie lachen.

MZ: Hattest du anfangs Schwierigkeiten als Geist keinen Anspielpartner mehr auf der Bühne zu haben oder konntest du dich da schnell reinfinden?

RG: Es war schon damals mit der Ana Milva und Anais unsere Challenge, weil Sam ihre Namen viel rumbrüllt und sie mich als Schauspielerinnen dann angeschaut haben. Ana Milva hat dann immer kurzer Zeit mit „Nein – du bist nicht da!“ reagiert und weggeschaut. So ging es Anais auch und bei den Proben mit Roberta ist es wieder passiert: ich habe „Molly“ gerufen und sie hat geschaut, was eben normal ist. Ich glaube, dass die Challenge eher bei den anderen liegt mich nicht zu sehen – für mich ist es einfach nur frustrierend. Als Sam ist man viel alleine, weshalb ich besonders die ersten 20 Minuten der Show genieße in denen ich noch lebe. Dann beginnt das Drama und ich bin alleine. Auch wenn man als Sam an wenigen Stellen off-Stage ist und man einen Schluck trinken kann, dann ist meistens das ganze Ensemble auf der Bühne und ich sehe niemanden. Das ist etwas schade.

MZ: Wie du gerade erwähnt hast, hast du die Hauptrolle bereits hier in Linz gespielt. Wie ist es für dich jetzt in diese Rolle zurückzukehren?

RG: Ich habe die Produktion hier in Linz geliebt! Das war alles: Die Kollegen, das Stück und diese Rolle neu zu entwickeln, war ein riesiges Geschenk. Ich habe mich dann aber ziemlich schnell, nach der achten Vorstellung, verletzt und mir den Meniskus auf der Bühne gerissen, wodurch ich über zehn Shows verloren habe. Es war „zum Glück“ nur der Meniskus und dann hat mein Kollege Gernot Romic die Rolle in nur drei Tagen übernommen – das war eine Meisterleistung von ihm! Wir haben uns dann ein paar Shows die Rolle geteilt, was etwas crazy war, und dann hat er auch alleine gespielt.  Ich muss sagen, dass wenn wir hier in Linz sonst ein Stück spielen, dann bin ich zur letzten Vorstellung mit dem Stück im Reinen. Manchmal ist das etwas mehr schade, wenn einem die Rolle sehr am Herzen liegt und man sich denkt „Ein paar hätten wir noch spielen können“, aber mit „Ghost“ war ich nie fertig. Auf einmal kam dieser Anruf aus Berlin „Kannst du für Sam einspringen?“ und dachte mir „Wie toll! Ich darf die Rolle noch einmal spielen.“. Dann bin ich ca. fünf Mal eingesprungen und als das Angebot für Hamburg kam, da habe ich gar nicht nachgedacht und natürlich sofort angenommen. Es war in Linz tatsächlich eine meiner Lieblingsrollen und ich wollte dieses Stück unbedingt noch einmal spielen – da ist wirklich ein Traum für mich in Erfüllung gegangen!

MZ: Mittlerweile gehörst du seit 2014 zum festen Musicalensemble am Landestheater Linz und spielst unterschiedlichste Rollen. Wie wichtig ist dir diese Abwechslung?

RG: Als ich herkam habe ich zu allen meinen Kollegen, mit den ich davor Long-Runs gespielt habe, gesagt „Ich mache das nur ein Jahr – mehr schaffe ich nicht“ als sie meinten „Boah Riccardo… Das sind sechs oder sieben Stücke im Jahr…“. Ich dachte, dass es mich überfordern würde und dann ging es mit „Les Misérables“ los, es folgte „World goes round“, „Company“ und noch mehr und „Tommy“… Als wir dann aber alle Stücke konnten und nur gespielt haben, fand ich diese Abwechslung so erfrischend und hat mich künstlerisch herausgefordert und wachgehalten… Ich wurde wieder kreativ. In den Jahren davor hatte ich nicht gemerkt wie diese Long-Run-Betrieb meine Kreativität zwangsläufig gestoppt hatte, weil du jeden Tag die gleiche Show spielst und du in einen Automatismus kommst. Das hier hat diese Kreativität wachgerüttelt und so habe ich beschlossen, dass ich bleiben muss – mittlerweile sind das vier Jahre und ich liebe es noch immer.

MZ: In welchen Rollen wirst du in dieser Spielzeit dort noch zu sehen sein?

RG: Diese Spielzeit hat für mich mit einem nicht ganz leichten Stück begonnen, „Lazarus“ von David Bowie. Darin spiele ich den Alien ‚Newton‘ und jetzt kommt „Ein Amerikaner in Paris“, wo ich leider nicht drin bin. Das nächste Stück wird „Ragtime“. Ich weiß gar nicht, ob ich schon sagen darf, welche Rolle ich da spiele… Aus den vier Gruppen der Farbigen, den reichen Amerikanern, den Weißen und den Juden bin ich in der Gruppe der Juden. Leute, die das Stück kennen, die werden wahrscheinlich schon wissen wen ich dann spielen werde und da freue ich mich wahnsinnig drauf! Es ist eine sehr schöne Rolle und Aufgabe. Dann kommt die Uraufführung „Der Hase mit den Bernsteinaugen“, wofür wir jetzt schon Workshops hatten – Regie führt Henry Mason. Die Musik stammt von Thomas Zaufke und ich bin ein Riesen-Fan!  Ich kenne seine Stücke aus Berlin bereits musikalisch sehr gut und die Musik dazu ist das Schönste, was ich in den letzten Jahren gehört habe. Darauf kann man sich freuen und dort spiele wieder einen Juden. Dazwischen spiele ich noch im Ensemble „Chess“. Natürlich darf auf „Hedwig“ nicht fehlen, sonst hätte ich wohl nicht diese schön-lackierten Nägel, wofür ich heute in jeden Supermarkt und beim Kauf eines Frauen-Parfüms schief angeschaut wurde. Ich muss sagen, dass ich mich ohne Bart oft recht nackt fühle, aber ich liebe diese verrückte Kuh namens ‚Hedwig‘ – eigentlich Hedwig Schmidt. Und für die heutige Vorstellung ist der Nagellack noch drauf… *lacht*

MZ: Viel Spaß dabei und vielen Dank für deine Zeit und weiterhin alles Gute!

RG: Danke – dir auch!

Das Interview könnt ihr hier als Video (inklusiver einiger Szenen aus der Produktion) anschauen:

Wer Riccardo Greco in „Ghost – Das Musical“ live sehen möchte kann sich hier Tickets für das Musical in Hamburg sichern.

Vielen Dank an Riccardo Greco für die Beantwortung der Fragen und an das Landestheater Linz für die Interview-Möglichkeit!

(Bildquelle (c) Reinhard Winkler)

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