Milan van Waardenburg steht seit November als ‘Dimitri’ bei “Anastasia” in Stuttgart auf der Bühne. Wir haben ihn im Palladium Theater besucht und sprachen mit ihm über die seine Rolle, seine Bühnenpartnerin Judith Caspari, die Stadt Stuttgart und sein anstehendes Engagement in der niederländischen „Anastasia“-Produktion. Lest hier unser Interview oder schaut euch es euch als Video an:

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Musicalzone.de: Milan, kannst du dich bitte unseren Lesern vorstellen?

Milan van Waardenburg: Ich bin Milian, Milan van Waardenburg, 25 Jahre alt und ich spiele hier gerade ‚Dimitri‘ bei „Anastasia – Das Musical“ in Stuttgart.

MZ: Kannst du uns etwas über diese Rolle erzählen?

MvW: ‚Dimitri‘ ist ein Gauner, besser gesagt eine Straßenratte. Er ist eigentlich immer mit Vlad zusammen und sie sind die Könige der Straße, die verschiedene verbotene Sachen machen wie z.B. falsche Ausweise anfertigen. Dann trifft er auf Anja und hilft ihr bei Ihrer Reise in die Vergangenheit. Das schöne an der Rolle ist für mich, dass er am Anfang recht verschlossen und hart ist, bevor er am Ende eine komplett andere Person ist. Er ist dann viel offener, freundlicher, liebevoller… Das ist Dimitri!

MZ: Kanntest du den Animationsfilm schon aus der Kindheit?

MvW: Ich habe ihn schonmal gesehen. Das ist lange her und ich war nicht so ein Riesenfan, aber als ich gehört habe, dass ich die Rolle bekommen habe, habe ich ihn noch einmal angeschaut. Ich muss sagen, dass der Film etwas besonderes hat. Ich finde auch, dass den Film damals die Kombination aus dem Gezeichneten und moderner Technik ausgemacht hat, was man auch bei unseren Vorstellungen sieht: Man hat historische Kostüme kombiniert mit der riesigen LED-Wand, was altes und modernes Musical verbindet.

MZ: Was ist für dich der wichtigste Unterschied zur Filmvorlage?

MvW: Wenn man nach den Charakteren guckt, dann gibt es natürlich Rasputin und auch die kleine Fledermaus nicht mehr. Ich finde, dass das Musical erwachsener geworden ist und „allround“ nicht nur für Kinder, sondern etwas für die ganze Familie geworden ist. Sie haben auch versucht die Story von Rasputin in eine normale, menschliche Version zu gießen – und das funktioniert meiner Meinung nach viel besser!

MZ: Mit ‚Dimitri‘ stehst du nun deutlich länger auf der Bühne verglichen mit ‚Herbert‘. Wie ist da die Herausforderung die Hauptrolle acht Mal die Woche zu spielen?

MvW: Das ist sehr hart! ‚Herbert‘ war mein erster Job, meine erste Rolle sozusagen. Da dachte ich damals schon „Boah, das ist schwierig acht Mal die Woche zu spielen“, aber jetzt steht man morgens auf und dann weiß man, was man abends spielen muss. Man passt auf die Stimme auf, man geht ins Gym, ist gesund und die ganzen Wochen sind so organisiert, dass man abends die Show spielen soll. Samstags und sonntags spielen wir sogar doppelt und das ist echt hart, aber es macht auch Spaß! Das ist noch immer gut in Balance, glaube ich, und solange beide Seiten gut sind, dann geht’s.

MZ: Und konntest du dafür etwas von deinen erfahrenen Kollegen wie beispielsweise Daniela Ziegler oder Thorsten Tinney mitnehmen?

MvW: Klar! Die beiden arbeiten schon 10, 15 Jahre in diesem Business, Daniela noch länger und es ist immer interessant, wenn man da wieder reinkommt – auch für sie ist es interessant wieder mit jüngeren Leuten zu arbeiten. Mathias Edenborn ist auch sehr erfahren und wenn man die Leute im Probenprozess sieht, während du dir denkst „Oh man… Mache ich das gerade richtig? Ich finde es schwer, ist es das für die anderen auch?“ und merkst, dass sie es auch noch schwierig finden, dann realisierst du, dass wir alle gleich sind, den gleichen Job machen und es manchmal auch nicht schlimm ist einen schlechten Tag zu haben. Ich finde es immer schön, man lernt immer etwas!

MZ: Und wie war die Spielzeit mit Judith Caspari an deiner Seite, deiner ‚Anja‘, bisher?

MvW: Das ist glaube ich das größte Geschenk, welches ich während meines Lebens auf der Bühne jemals bekommen habe! Wir haben uns von der ersten Sekunde an so gut verstanden und tun das immer noch, sodass eine sehr tiefe Freundschaft daraus geworden ist. Es wird sehr wehtun, wenn ich Judith hier zurücklasse, aber ich hoffe, dass wir uns noch einmal wiedersehen. Ich meine, es ist die beste Spielpartnerin auf der Bühne, die man sich wünschen kann und das ist echt schön!

MZ: Was macht das Zusammenspiel aus deiner Sicht so besonders?

MvW: Ich glaube, dass wir einander sehr gut verstehen – auch ohne Worte, sodass manchmal ein Blick reicht, um sich über das Spiel zu verständigen. Wir sind beide positiv, wir wollen das gerne, wollen hart arbeiten und sind einfach immer zusammen auf einer Linie. Das ist echt etwas besonderes und dass wir uns hinter der Bühne auch noch so gut verstehen, nimmt man automatisch mit auf die Bühne und das bringt noch etwas extra, glaube ich.

MZ: Gibt es eine Szene, die du jeden Abend gerne wieder spielst?

MvW: Es sind eigentlich sehr viele Momente, die mir immer Spaß machen… Ich finde „Learn to do it“ zu dritt mit Thorsten und Judith zusammen noch immer cool, das Duett ist jeden Abend wieder schön. Manchmal hat man einen nicht so schönen Tag, geht in die Show und denkt sich „dieser Ton war nicht so schön“, aber bei „Unter all den Menschen“ sind wir nur zu zweit auf der Bühne und können jeden Abend in Ruhe das Duett singen, was immer schön ist und noch immer funktioniert – nach ca. 180 Mal.

MZ: Davor warst du ja beim „Glöckner von Notre Dame“ zu sehen, was allein von der Atmosphäre ein ganz anderes Stück ist. Was magst du an Drama oder doch leichterer Kost lieber?

MvW: Es ist schwierig zu sagen… Wie du sagst, es sind zwei komplette unterschiedliche Produktionen. Was ich zum Beispiel mag ist, dass „Anastasia“ etwas positiver endet und man mit einem positiveren Gefühl rausgeht. „Glöckner“ habe ich ca. ein Jahr und acht Monate gemacht und man fühlt wirklich die schwarzen Seiten und das Drama dieser Story, was man automatisch in das Privatleben mitnimmt. Man fühlt sich einfach schlechter und hier endet es positiver, was ich mag. Beide Vorstellungen mag ich, könnte mich auch für keinen Favoriten entscheiden, aber bei einer längeren Spielzeit gehe ich lieber positiv raus.

MZ: Und konntest du zwischen den Theatern, gegenüber das Apollo Theater und hier hast du bereits „Tanz der Vampire“ gespielt, einen Unterschied feststellen?

MvW: Ich liebe diese beiden Häuser! Sie sind so schön, groß und die Leute, die auf beiden Seiten hinter der Bühne arbeiten sind so unglaublich lieb, aber es ist schwierig zu sagen, da sie eigentlich zwei unterschiedlich Atmosphären haben. Ich glaube auch, dass „Anastasia“ auf der anderen Seite eine andere Atmosphäre haben würde – rein vom Gefühl her. Auch wie das Theater aufgebaut ist: Das Palladium hier ist etwas weiter und schmaler, das Apollo dafür breiter und näher, was dein Spiel gegenüber dem Publikum natürlich auch verändert. Aber was es genau ist, kann ich dir nicht sagen…

MZ: Und wie gefällt dir die Stadt Stuttgart bisher?

MvW: *lacht* Ich finde Stuttgart schon schön, aber es ist nicht meine Lieblingsstadt. Man kann es kaum vergleichen, aber ich habe auch lange in Berlin gewohnt, was eher meine Richtung ist. Hier in Stuttgart findet man vermutlich eher Ruhe als in Berlin, es gibt sehr schöne Natur…. Ich lebe hier jetzt auch schon ein Jahr und acht Monate, also habe ich inzwischen meinen Weg gefunden und es ist ganz schön.

MZ: Bald gibt es für dich ja wieder einen Ortswechsel, nach dem du ‚Dimitri‘ in der niederländischen Produktion in Scheveningen verkörpern wirst. Warum hast du dich entschieden, dass du die Rolle dort noch einmal in deiner Muttersprache spielen möchtest?

MvW: Weil ich eigentlich noch nie etwas in meiner Muttersprache gemacht habe, da ich im letzten Jahr meines Studiums für „Tanz der Vampire“ direkt nach Deutschland gezogen bin. Ich habe nur Musicals auf Deutsch gemacht und immer gesagt „Ich muss nicht unbedingt zurück nach Holland, es gefällt mir hier“, aber die Rolle ist mir jetzt so ans Herz gewachsen und so etwas Besonderes. Als die Chance für Holland also vorbeikam… Das Ding ist, dass auf Deutsch – auch wenn die Sprache immer mehr Spaß macht und ein bisschen einfacher wird – ein Abstand da ist. Ich glaube, dass ich auf Holländisch noch ein bisschen tiefer in die Rolle eintauchen kann und darüber freue ich mich sehr!

MZ: Musstest du dafür den Auditionsprozess ganz normal durchmachen oder gab es direkt ein Angebot?

MvW: Ich habe nur die letzte Runde, die Finals, gemacht, da man natürlich mit den verschieden Anjas, die damals da waren, zusammenspielen muss. Es war also nicht einfach so, dass sie es mir angeboten haben, sondern ich musste vorsingen und es waren auch noch andere Dimitris damals da… Aber ich habe es bekommen und das ist echt cool!

MZ: Nachdem du vorhin meintest, dass es dir hier gefällt: Du würdest gerne nach Deutschland zurückkommen, oder?

MvW: Ja. Es gibt schon einen Plan über den ich leider noch nichts sagen kann, aber ich freue mich sehr!

MZ: Wir bleiben gespannt! Was würdest du deinem Nachfolger hier, Thomas Hohler, für die Rolle mitgeben?

MvW: Puh… Gute Frage! Er muss wirklich wieder seine eigene Version finden und alles, was bisher von mir oder den Covern gemacht wurde, hinter sich lassen, Spaß mit Judith haben und es so eine tolle Produktion, so eine tolle Rolle… Er wird das fantastisch machen – da bin ich mir sicher! Ich glaube, eine eigene Version ist das wichtigste, aber das wird er sowieso machen und das wird alles klappen!

MZ: Dann vielen Dank für deine Einblicke und alles Gute weiterhin!

Das Interview könnt ihr hier als Video (inklusiver einiger Szenen aus der Show) anschauen:

Wer Milan van Waardenburg in „Anastasia“ live sehen möchte, kann hier Tickets für das Musical in Stuttgart bestellen.

Vielen Dank an Milan van Waardenburg für die Beantwortung der Fragen und an Stage Entertainment für die Interview-Möglichkeit!

(Bildquelle (c) Johan Persson)

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