„Wenn man Musicals mag, dann muss man „Elisabeth“ wirklich mal gesehen haben!“ so sprach Mark Seibert bei uns im Interview über sein aktuelles Engagement. Dieses Musical ist derzeit auf großer Tour und spielt im Moment im „Deutschen Theater München“. Wir haben uns die Produktion angeschaut und sagen euch, ob wir dieses Zitat so unterschreiben können.

Anzeige*

Das Musical war das Erste aus der Feder des „Dreamteams“ Kunze/Levay: Sylvester Levay hat die große Orchestermusik geschrieben, welche neben vielen Balladen mindestens genauso viele Rocknummern beinhaltet – jede Figur hat ein Thema bereit. Das Buch mit viel Bedeutung und tiefgreifende Symbolik hat Michael Kunze geschrieben.

Die Geschichte dreht sich um die Kaiserin Elisabeth von Österreich, aber nicht wie man sie aus den „Sissi-Filmen“ mit Romy Schneider kennt, sondern viel mehr um ihr Streben nach Selbstbestimmung in Kombination mit ihrer Todes-sehnsucht.
Sie wird erzählt von ihrem Mörder Luigi Lucheni, der sich gegenüber der Stimme des Richters für den Mord rechtfertigt. Er erzählt dem Publikum von dem traurigen Leben der „Sissi“ und ihrer Liebschaft mit dem Tod.

Roberta Valentini, spielt die Elisabeth als starke Frau. Selbst in der Verzweifelung erkennt man noch viel Stärke, die sich vor allem in ihrer kraftvollen Stimme wiederspiegelt. Gerade ihr „Nichts, nichts, gar nichts“ verbindet die beiden Elemente zu einer wunderbaren Kombination. Sie transportiert die Emotionen einwandfrei und man nimmt ihr jedes Spielalter ohne Probleme ab. (20.5.)

Mark Seibert hat als Tod eine starke Bühnenpräsenz. Sein rockiger Tod sticht sofort aus der Masse heraus und nimmt, nicht nur durch seine dominante Stimme, die Aufmerksamkeit des Publikums ein. Am meisten kann er bei der Reprise von „Die Schatten werden länger“ überzeugen, da er dort nach einigen leiseren Tönen auch wieder seine starke Rock-Stimme zeigen kann.

Kurosch Abbasi ist zwar der Mörder, jedoch durch die viele Interaktion mit dem Publikum ein absoluter Sympathie-Träger. Mit seiner starken Stimme werden viele Ensemblenummern mit Lucheni-Part sowie sein Solo „Kitsch“ zu Highlights der Show.

Maximilian Mann spielt den Kaiser Franz Joseph in jeder Altersstufe. Man nimmt ihm seine Entwicklung vom „Muttersöhnchen“ bis hin zum eigenständigen Kaiser sehr leicht ab. Auch stimmlich zeigt er, dank der Altersentwicklung, viele Facetten – besonders gut kann er sich beim Liebesduett „Boote in der Nacht“ präsentieren.

Angelika Wedekind übernimmt den Part der strengen Kaiser-Mutter Sophie. Durch ihre vielen Intrigen wirkt sie unsympathisch, aber nach „Bellaria“ erkennt man in ihr eine besorgte Mutter. Stimmlich hat Wedekind eine strenge  Stimme, die sie aber auch sanft wirken lassen kann.

Thomas Hohler spielt den älteren Rudolf, nachdem die Kinderrolle zwei kleine Auftritte hatte. Er hat zwar nur wenige Lieder zu singen, jedoch befinden sich darunter zwei echte Highlights: Mit „Wenn ich dein Spiegel wär“ hat er nach der Rock-Nummer „Die Schatten werden länger (Reprise)“ eine gefühlvolle Ballade zu singen – in beiden Bereichen kann er überzeugen.

Die Eltern der Elisabeth werden von Dennis Kozeluh und Caroline Sommer gespielt,  wobei sie neben Ludovica auch die Besitzerin des Wolf’schen Etablissements singt. Beide haben nur ein Lied für sich selbst: Das Duett der jungen Elisabeth mit ihrem Vater „Wie Du“ ist gefühlvoll, während Caroline Sommer im „Wolf’schen Etablissement“ eher die derberen Töne singen darf.

Unterstützt werden die Hauptdarsteller von einem starken Ensemble, welches die ruckartigen Choreographien präzise ausführt und durchweg starke Stimmen hat (jeder hat einen kleinen Solo-Part),  welche gut harmonieren.

Eine wichtige Rolle spielt natürlich auch das Orchester unter der Leitung von Paul Christ. Alle Stücke wurden einwandfrei gespielt und man darf einen vollen Klang genießen.

Die Bühne besteht neben der integrierten Feile, über welche einige Auf- und Abgänge erfolgen, zum Großteil aus unterschiedlichen Videoprojektionen im Hintergrund, welche teils den Titel „Kitsch“ verdienen, allerdings gut sind, da sonst die Bühne all zu kahl wirken würde. Neben den beiden großen Elementen, werden zeitweise die LED-Wände im Hintergrund hochgefahren um Platz für andere Elemente zu machen oder damit über die zwei Drehbühnen Gegenstände oder Personen bewegt werden können. Natürlich ist die Ausstattung nicht die größte, aber für eine Tour-Produktion ist der technische Aufwand durchaus im oberen Bereich anzusiedeln.

Zusammenfassend kann man sagen, dass auch die Tour-Produktion dieses Dramas sehr gelungen ist und vor allem durch die Musik und Darsteller sehenswert ist – nur bei der Technik muss man kleine Abstriche in Kauf nehmen.

 

Die Tour macht noch in vielen Städten halt – Tickets könnt ihr hier bestellen!

Besuchte Vorstellungen: diverse im „Deutschen Theater“ in München

(Bildquelle (c) Juliane Bischoff)

Teile das mit deinen Freunden via: