David Jakobs spielt derzeit die Hauptrolle des ‚Quasimodo‘ in Disneys „Der Glöckner von Notre Dame“, was derzeit im Deutschen Theater München gastiert. Dort trafen wir ihn zum Interview, in welchem er über die Rolle, das Stück, die besondere Herausforderung und München spricht. Lest hier unser Interview oder schaut euch das Video dazu an:
Musicalzone.de: David, kannst du dich bitte unseren Lesern vorstellen?
David Jakobs: Hallo, mein Name ist David Jakobs und ich freue mich heute hier für euch bei diesem Interview zu sein!
MZ: Derzeit spielst du als ‚Quasimodo‘ die Hauptrolle in Disneys „Der Glöckner von Notre Dame“. Kannst du uns etwas über diese Rolle erzählen?
DJ: Die Rolle ist für einen Musicaldarsteller definitiv ein riesengroßes Geschenk, weil man so viel damit machen kann und immer wieder so viele neue Dinge entdeckt. Ich finde, dass er ein Mensch wie wir alle ist und das was ihn anders macht sieht man äußerlich, aber wir sind ja alle irgendwie anders und somit gleich – das ist immer so meine große Überschrift für alles.
MZ: Gibt es eine besondere Herausforderung an ‚Quasimodo‘?
DJ: Mehrere – Quasimodo ist in jeglicher Hinsicht eine Herausforderung! Zum einen ist da die körperliche Geschichte, weshalb man in Positionen steht, die für die eigene Physis nicht gerade förderlich sind und das andere ist natürlich die stimmliche Herausforderung. Damit meine ich gerade das sprechen, da er ja mit dieser etwas gebrochenen, taub-stummen Stimme spricht. Und diese Verformung… Als Darsteller braucht man eine große Kondition für die Rolle, weil das wirklich eine Herausforderung der speziellen Art ist – was die Emotionalität angeht auch. Diese Rolle ist in jeglicher Hinsicht ein wirklich großer Farbkasten!
MZ: Was ist für dich das Besondere am „Glöckner“ – gerade auch im Vergleich zu anderen Disney-Stücken?
DJ: Ich sage immer, dass „Der Glöckner von Notre Dame“ wie Disney für Erwachsene ist. So wirkt das auf mich, da man kein klassisches Happy End hat und es von der Inszenierung auch generell etwas düsterer ist. Bei der Thematik würde ich jetzt auch nicht sagen „Kommt ruhig mal mit euren vierjährigen Kindern rein!“. Das ist eher etwas für Leute ab zwölf, die besser differenzieren können, wenn sie sehen, dass Quasimodo ausgepeitscht wird. Außerdem sind wir keine Show mit großen Effekten, die wir in Elementen natürlich auch haben, aber die Produktion beschränkt sich auf eine gewisse Intimität und eine puristische Theaterform, in der die Darsteller viele Objekte und auch ganze Szenerien darstellen – das ist etwas sehr spezielles und sehr eigenes!
MZ: Und hast du eine Lieblingsszene?
DJ: Das ändert sich immer wieder! Ich mag am liebsten die Verwandlung in und auch wieder heraus aus Quasimodo – ich mag diesen Moment sehr gerne. „Fern von der Welt“ ist für mich auch eine wunderschöne, die auch so ans Herz geht, berührt und auch die Zuschauer immer trifft. Die Magie, die dann im Raum ist, spürt man auch selber und die mag ich sehr gerne. Wenn man eine Show aber so lange spielt, dann wechseln die Lieblingsszenen auch immer wieder, weil man ja immer etwas Neues entdeckt.
MZ: Im Stück geht es um Toleranz und das Motto ist „Mensch oder Scheusal – wer ist jemals wer?“. Wie wichtig findest du die Thematik in der heutigen Zeit?
DJ: Ich finde das Thema ist aktueller denn je! Viele Leute, mit denen ich nach der Show spreche, sprechen natürlich auch immer wieder das Thema Flüchtlinge an, was sehr viele damit in Verbindung bringen. Generell finde ich aber auch, dass das Thema zeitlos ist, weil Ausgrenzung von Randgruppen oder Menschen, die anders sind, immer ein Thema ist. Das kann mit Mobbing in der Schule starten und bis zu Politik reichen.
MZ: Wie kamst du damals zum Musical und was hat dich an diesem Genre so gefesselt?
DJ: Anfangs war es gar nicht so geplant, dass ich so direkt ins Musical gehe. Als Kind war ich Mitglied einer Theatergruppe und als ich zu alt dafür war fand ich einen Zeitungsartikel, wo ein Casting für „Les Misérables“ in Duisburg drinnen stand. Da habe ich mitgemacht, durfte dann ‚Gavroche‘ spielen und habe mich so vorgetastet. Das fand ich ganz toll – da habe ich das Musical bzw. Sprechtheater verbunden mit Gesang kennengelernt. Ich habe das dann lange Zeit aus den Augen verloren und habe das Genre dann wieder für mich entdeckt. Mein Plan war eigentlich immer Schauspieler und Sänger zu werden, was ich immer separiert habe. Ich wollte immer Konzerte geben und vor der Kamera stehen, was natürlich alles noch passieren kann, aber Musical hat sich für mich als ein Baby entwickelt. Das Genre hat manchmal einen recht eigenen Stempel – ich mag es manchmal gegen diesen Stempel zu gehen und nicht das, was die breite Masse denkt bzw. erwartet zu erfüllen.
MZ: Nach knapp sieben Monaten in Berlin gasiert der „Glöckner“ derzeit in München. Du hattest am Gärtnerplatztheater bereits einige Engagements – Was bedeutet es für dich, jetzt wieder hier in München zu spielen?
DJ: Ich mag München total gerne! Ich habe auch schon mal gesagt, dass München sowas wie eine kleine, zweite Heimat ist oder besser gesagt wie eine kleine Heimat ist. Als Musicaldarsteller hat man natürlich viele Heimaten, weil man so viel unterwegs ist – da zählt München auf jeden Fall dazu. Mittlerweile kenne ich es auch gut, sodass ich meine Cafés habe und weiß wo ich hingehe. Deswegen ist München und gerade der Gärtnerplatz ein besonderer Ort – dieses Theater gehört nun auch dazu.
MZ: Was sind deine Pläne für die kommende Zeit?
DJ: Ich darf leider noch nicht alles sagen… Im Sommer steht für mich auf jeden Fall „Les Misérables“ in Tecklenburg an – damit schließt sich für mich ein Kreis! Als Kind wollte ich – als ich das Stück selbst gespielt habe – immer ‚Enjolras‘ spielen und habe zu Martin Berger, der das damals war, immer aufgeblickt. Also Martin – wenn du das siehst: Du warst mein Held! Ich wollte immer diese Rolle verkörpern und tollerweise klappt das jetzt diesen Sommer. Ich freue mich auf Tecklenburg, das Team rund um Ulrich Wiggers, die Kollegen und dort etwas Schönes zaubern zu dürfen! Alles andere kann ich leider noch nicht sagen, es wird aber in den nächsten Wochen soweit sein.
MZ: Vielen Dank für deine Zeit und alles Gute für die Zukunft!
Die Video-Version (inklusiver einiger Szenen aus der Produktion) könnt ihr euch hier anschauen:
Wer David Jakobs und „Der Glöckner von Notre Dame“ live sehen möchte kann hier Tickets für das Münchner Gastspiel bestellen.
Vielen Dank an David Jakobs für die Beantwortung der Fragen und an das Deutsche Theater München und Stage Entertainment für die Interview-Möglichkeit!
(Bildquelle (c) Johan Persson)
Christoph ist 26 Jahre alt und hat Musicalzone.de 2015 ins Leben gerufen, um seine Begeisterung für Musicals mit Gleichgesinnten zu teilen. Seitdem hat er Marketing studiert und vermarketet nun Musicals mit Leidenschaft und Expertise, besonders im digitalen Raum.
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