2016 kündigte das Theater St. Gallen das Musical „Matterhorn“, welches im letzten Monat nun mit einer hochkarätigen Besetzung Weltpremiere feierte. Wir haben uns das neue Musical angeschaut und berichten für euch:

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„Matterhorn“ (Buch: Michael Kunze) erzählt die Geschichte rund um den Wettkampf zwischen Italienern und Engländern über die Erstbesteigung des Bergs im Jahr 1865. Es geht um den Zeichner Edward Whymper, der vom Matterhorn fasziniert ist und trotz knapper Ressourcen acht Versuche tätigt, um den Gipfel zu erklimmen. Während seines Aufenthalts in Zermatt trifft er u.a. auf Olivia Buckingham, die Tochter des Seilfabrikanten. Sie teilt seine Leidenschaft fürs Bergsteigen und entwickelt Gefühle für ihn, obwohl sie bereits einem anderen versprochen ist. Deshalb ist sie nach einem Alptraum in Sorge um die Gruppe…

Albert Hammond („One moment in time“) schrieb das erste Mal die Musik für ein Musical. Dabei nutzte er eine große Bandbreite an Musikrichtungen, sodass es einige rockige Nummern, Folklore und Balladen gibt, aber auch Lieder, die gerappt werden oder Reggae-Einflüsse haben.  Die Vielfalt in der Musik sorgt jedoch (v.a. im 1. Akt) dafür, dass das Stück teilweise sehr gestückelt wirkt. Die zehn-köpfige Band, unter der Leitung von Bernd Steixner, sorgt für einen kräftigen Klang und spielt alle Richtungen problemlos.

Oedo Kuipers verkörpert den ambitionierten ‚Edward Whymper‘, der trotz seines Standes die verschiedensten Berge besteigt, was zu dieser Zeit eigentlich den Gentlemen vorbehalten ist. Kuipers stellt Whympers Ehrgeiz sowie seine unterschiedlichen Facetten authentisch dar und kann mit einer angenehmen Gesangsstimme überzeugen.

‚Olivia Buckingham‘ ist eine charmante, junge Frau, die von Lisa Antoni gespielt wird. Sie äußert ihre Meinung, steht zu ihren Gefühlen und warnt die Gruppe vor einem Absturz, den sie in einem Alptraum vorhergesehen hat. Mit ihrer kräftigen Stimme und einem ausdruckstarken Schauspiel, nimmt man ihr die Rolle problemlos ab.

Sabrina Weckerlin stellt den Berggeist ‚Orka‘ dar und wacht über das Matterhorn. Sie steckt ihr Revier stimmgewaltig ab und zieht den Zuschauer mit ihrer geheimnisvollen Ausstrahlung und starken Bühnenpräsenz in ihren Bann.

Der Bergführer ‚Jean-Antoine Carrel‘ – glaubhaft gespielt von Bejamin Oeser – ist ein Frauenheld und Opportunist. Er nimmt, trotz seines Versprechens der gemeinsamen Erstbesteigung an Whymper, ein rentablen Angebot der italienischen Regierung an und führt so hinter Whympers Rücken die italienische Gruppe.

In ‚Luc Meynet‘ sieht man anfangs nur einem Menschen mit Missbildung, doch der Countertenor Luigi Schifano schafft es mit seiner klaren Gesangsstimme beeindruckende hohe Töne zu treffen und stellt ihm im Laufe des Abends als herzensguten Menschen dar, der anderen hilft, wenn sie für ihn Partei ergriffen haben.

Die weiteren, kleineren Rollen werden von Darstellern aus dem Ensemble übernommen, die allesamt ihren Part gut ausfüllen. Insgesamt kann das Ensemble mit kräftigen Stimmen überzeugen und tanzt die showartigen Choreografien von Jonathan Huor auf den Punkt.

Regisseur Shekhar Kapur erzählt die Geschichte von verschiedensten Menschen sowie Schicksalen und nicht die eines Berges. Dies ist auch gelungen, aber stellt die oben erwähnte Stückelung ein Problem dar und auch ein paar Umbaupausen im Dunkeln sorgen dafür, dass es nicht immer kurzweilig wirkt. Auch schafft er einige eindrucksvolle Bilder, die von der Berglandschaft und der schrägen Bühne (Bühnenbild: Peter J. Davison) sowie dem stimmungsvollem Licht (Lichtdesign: Michael Grundner) unterstützt werden. Die Kostüme von Franz Blumauer sind zeitgemäß und passen gut zur Szenerie.

Bei „Matterhorn“ können vor allem die gutbesetzten Darsteller überzeugen und auch das Design stellt ein Highlight dar. Insgesamt sorgt das Stück für einen unterhaltsamen Abend, auch wenn das Stück nicht ganz rund wirkt.

Weitere Informationen und Tickets für „Matterhorn“ in St. Gallen erhaltet ihr hier.

Besuchte Vorstellung: 14. März 2018 im Theater St. Gallen

Vielen Dank an das Theater St. Gallen für die freundliche Bereitstellung der Karten!

(Bildquelle (c) Andreas J. Etter)

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