Nach 15 Monaten erfolgreicher Spielzeit im Theater des Westens Berlin ist das Musical „Ku’damm 56“ 2023/2024 auf Tour in München, Frankfurt und Berlin – wir haben die Premiere in München besucht und berichten euch in unserer Kritik:

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Das Musical „Ku’damm 56”:

Ku’damm 56 erzählt die Geschichte der Familie Schöllack und thematisiert im Kosmos ihrer konservativen Tanzschule die Emanzipation junger Frauen sowie weitere Themen des gesellschaftlichen Aufbruchs der Jugend in der Nachkriegszeit. Die veralteten Rollenbilder aus den 60ern sorgen heutzutage beim Publikum für überraschende Lacher, die die Stimmung zwischen den Schicksalsschlägen aufheitern. Diese folgen in der Bühnenfassung von Drehbuchautorin Annette Hess schnell hintereinander, die Geschichte der ZDF-Serie wird so mit hohem Tempo erzählt, wobei das Publikum dieser problemlos folgen kann.

Die Musik von Peter Plate & Ulf Leo Sommer unterstützt die Geschichte auf emotionaler Ebene. Von zeitgemäßen Rock’n’Roll-Songs über Operette bis zu poppigen Balladen sorgt eine Vielzahl an unterschiedlichen Stilen für den passenden Ausdruck der Charaktere in den unterschiedlichsten Situationen. Die „Mutter Brause“-Band unter der Leitung von Caspar Hachfeld sorgt direkt von der Bühne für einen mitreißenden Sound, der zur Premiere aber noch nicht ganz ausgereift war.

Die Besetzung der Premiere:

Sandra Leitner tritt in der Hauptrolle der Monika wie ein graues Mäuschen ohne Selbstwertgefühl auf, bevor sie in der Musik aufgeht. Leitner verleiht ihr eine starke Stimme und entwickelt im Laufe des Abends überzeugend eine starke Persönlichkeit, die zum Ausdruck bringt, was sie im Leben möchte.

Das mangelnde Selbstwertgefühl kommt durch die strenge Mutter Catharina Schöllack, die ihrer Enttäuschung über Monikas Fehltritte regelmäßig Ausdruck verleiht. Katja Uhlig strahlt die Strenge der Mutter von Beginn an konsequent aus und lässt nur selten, aber gekonnt die verletzliche Seite ihres Charakters durchscheinen.

Pamina Lenn kommt als älteste Tochter Helga ganz nach der konservativen Mutter und möchte die perfekte Hausfrau sein, wobei sie deutlich sanfter auftritt und nur selten, aber stimmstark die Geduld verliert. Isabel Waltsgott kokettiert dagegen als freche Eva und sorgt mit ihrem komödiantischen Timing für einige Lacher.

David Jakobs fungiert als rebellischer Musiker Freddy, der neben seiner Rolle als Monikas Freund, auch als Erzähler und ordnet so das Geschehen mit ironischen Unterton ein. Jakobs ist ein Vollblutmusiker, der die Rolle in München mit starker Bühnenpräsenz ausfüllt und nochmals pointierter kommentiert als in Berlin.

Joachim Frank hat als Sohn eines Waffenfabrikantens nach dem Tod seines Bruders viel Hass in sich, den David Nádvornik mit seinem intensiven Spiel und viel Verzweiflung in der Stimme zum Ausdruck bringt.

Auch Wolfgang (Patrik Cieslik) gibt sich als Helgas Ehemann schroff, bevor er seine Homosexualität in einem berührenden Solo eingesteht.

Auch im Ensemble sind viele Veteranen der Uraufführung zu sehen, die nun auch auf Tour etliche Rollen ausfüllen. Sie transportieren das Lebensgefühl Berlins mit starken Stimmen und Jonathan Huors energetischen Rock’n’Roll-Choreographien mitreißend.

Die Show auf Tour:

Regisseur Christoph Drewitz erzählt die Geschichte von „Ku’damm 56“ in einem hohen Tempo und trotz der schwierigen Themen mit hohem Unterhaltungswert. Mit gekonnter Personenregie folgt das Publikum den unperfekten Charakteren aus der Feder von Annette Hess und ihren Schicksalen aufmerksam. In den schlichten Ruinen Berlins  (Andrew D. Edwards) spielt die Geschichte vor den bröckelnden Wänden auf einem Gerüst mit mehreren Ebenen. Die Kostüme sind mit Petticoat, Lederjacke und einfacher Alltagskleidung ebenso zeitgemäß, während das aufwendige Licht von Tim Deiling in Kombination mit einem großen Spiegel an der Decke für ein paar eindrucksvolle Bilder sorgt und sonst das Geschehen gekonnt unterstützt.

Auch auf Tour schafft es „Ku’damm 56“ die gesellschaftlichen Fragen der Nachkriegszeit unterhaltsam aufzuarbeiten. Das Musical überzeugt mit eingängiger Musik sowie einer starken Besetzung in allen Rollen, die die vielschichtige Geschichte der ZDF-Serie mitreißend auf die Bühne bringt.

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Besuchte Vorstellung zur Kritik: 30. November 2023 (Tour-Premiere von „Ku’damm 56 – das Musical“) im Deutschen Theater München.

Vielen Dank an das Deutsche Theater München & BB Promotion für die freundliche Einladung zum Musical „Ku’damm 56“!

(Bildquelle (c) Jörn Hartmann / Dominic Ernst)

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