In der Spielzeit 2021/22 steht Anton Zetterholm als Staranwalt ‚Billy Flynn‘ in Gil Mehmerts „Chicago“-Inszenierung am Theater Bonn auf der Bühne. Wir haben ihn vor der Vorstellung getroffen und mit ihm im Interview über die Rolle, das Stück, das Wiedersehen mit Elisabeth Hübert und die ereignisreiche Zeit gesprochen. Lest hier unser Interview mit Anton Zetterholm und schaut es euch als Video an:

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Musicalzone.de: Hallo Anton, würdest du dich bitte unseren Lesern und Zuschauern einfach kurz vorstellen und ein paar Worte zu dir sagen.

Anton Zetterholm: Hallo ich bin Anton Zetterholm. Ich spiele zurzeit ‚Billy Flynn‘ hier in Bonn und ich freue mich riesig wieder auf der Bühne zu sein.

MZ: Du spielst hier in Bonn im Musical „Chicago“ den Staranwalt ‚Billy Flynn‘, der wegen Mordes angeklagte Frauen vertritt. Kannst du uns etwas mehr über deine Rolle in dem Stück erzählen?

AZ: Ja das ist eine Rolle, von der ich nicht dachte, dass ich sie jetzt in den Dreißigern spielen würde, aber Gil, der Regisseur, hat mich gebeten und ich konnte nicht Nein sagen. Wir machen das ein bisschen anders hier – sehr spannend und es macht einfach riesig Spaß. Das ist was ganz anderes als das was ich hier in Deutschland gespielt habe, also kein Prinz mehr, sondern einfach ein bisschen böse und das ist sehr schön. [lacht]

MZ: Was reizt dich an dieser Rolle besonders gerade im Vergleich zu den heldenhaften Rollen, die du sonst eher gespielt hast?

AZ: Also ich hab wirklich so ein Glück gehabt – ich hab tolle Rollen gespielt. Aber hier darf ich einfach eine andere Facette zeigen und das finde ich cool. Ich bin nicht so der „Sweetheart“ wie in den meisten Stücken hier in Deutschland und das ist auch ein richtiger Schritt. Ich bin jetzt Vater geworden und damit vielleicht ein bisschen älter geworden. [lacht]

MZ: Die Geschichte des Stücks entstand im Jahr 1926 und damit vor ca. 100 Jahren. Würdest du sagen, dass die Handlung dennoch einen Bezug zur aktuellen Zeit hat?

AZ: Also ich finde es schon aktuell vor allem wie es in Amerika aussieht, wie so ein Prozess zur Show wird. Also ich hab viel auf Trump geguckt. Darüber haben wir auch viel geredet bei den Proben. Dass man wirklich Politik von allem macht und man schreckliche Geschichten benutzt, um gut auszusehen oder für seinen Vorteil. Ich schreie auch am Ende der Show „Make America great again!“ und ja, das machen wir auch 100 Jahre später.

MZ: Was fasziniert dich an dem Musical „Chicago“ am meisten?

AZ: Also mich faszinieren vor allem die Frauen. Ich meine es geht ja wirklich um die Frauen und das finde ich super, so ein starkes Frauenstück und die Musik. Wir hatten ja vor zwei Wochen jetzt Premiere und es fängt an mit dieser Trompete, die jeder kennt [mimt die Anfangstöne des Stücks] und mit einem vollen Haus. Es war echt cool. Man hat es fast vergessen so nach eineinhalb Jahren. Ich hab fast einen Akt gebraucht, um ein bisschen runterzukommen und nicht nur so total geflasht auf der Bühne zu stehen. Die Musik ist natürlich ein Highlight. Aber für mich und für meine Karriere ist es natürlich diese großartige Geschichte und ich mache meine eigene kleine Show in der Gerichtsszene. Das ist cool und macht Spaß.

MZ: Du hast grad auch die Musik schon angesprochen, deshalb auch meine Frage: Hast du ein Lied, was dir besonders gut gefällt in „Chicago“?

AZ: Oh Gott es gibt so viele! Es sind ja wirklich Showstopper nach Showstopper vor allem im ersten Akt. Es fängt an mit „All that Jazz“ und dann kommt Mamma Mortons Song und dann kommt der Zellenblocktango. Also die drei sind sehr stark finde ich.

MZ: Gemeinsam mit Elisabeth Hübert als Hauptrolle fing deine Musical-Karriere in Deutschland an. Wie ist es für dich wieder gemeinsam mit ihr auf der Bühne zu stehen?

AZ: Ja es ist echt schön. Sie bedeutet natürlich super viel für mich. Wir haben diese crazy journey zusammen gemacht – in der Fernsehshow und im Casting. Wir sind jetzt auch beide Eltern und unsere Kinder spielen jetzt zusammen hier draußen auf dem Spielplatz und das ist natürlich echt crazy. Aber wir haben wirklich diese Reise zusammen gemacht und das finde ich schön. Das ist eine geile Rolle für sie, also Roxie ist wirklich eine Traumrolle für Elisabeth. Sie macht das super und ich bin sehr stolz auf sie. Ich freue mich jetzt hinter Roxie zu stehen und nicht so wie es vielleicht bei Tarzan war, da kam Jane so ein bisschen in den Schatten. Aber hier ist es wirklich Elisabeths Show und ich freue mich sie zu supporten.

MZ: Letztes Jahr war ein ereignisreiches Jahr: Durch die Corona-Pandemie mussten zahlreiche Musicalshows pausieren bzw. verschoben werden. Aber es gab auch schöne Ereignisse, du bist zum Beispiel zum ersten Mal Vater geworden. Wie hast du denn diese Zeit empfunden?

AZ: Natürlich war das Timing ziemlich gut für uns. Ich hatte dann ein Jahr „Cirque du Soleil Paramour“ gespielt und wir hätten noch ein halbes Jahr gespielt. Aber das war okay fand ich. Also die Show war super, hat echt viel Spaß gemacht, aber manchmal, wenn man acht Shows die Woche spielt reicht ein Jahr [lacht]. Dann fing es an. Ich bin im ersten Teil nach England geflogen und dachte: „Okay, eine Woche Urlaub, schön.“ Aber dann nach zwei Wochen, nach zwei Monaten war es: „Okay, was passiert jetzt?“ Ich fand es schwierig. Ich glaube es war für viele Darsteller schwierig, dass man so eine starke Präsenz online machen muss. Das gibt so einen crazy Druck, dass man echt kreativ sein muss und was anderes kreieren muss und das war für viele Leute schwierig glaube ich. Insofern ist es natürlich super super schön, dass wir endlich für echte Zuschauer spielen dürfen. Wir haben ein paar Instagram-Konzerte gemacht für Disney mit 100.000 Zuschauern. Und ich meine das ist crazy: Man sitzt und guckt nur auf so ein kleines IPhone [lacht] – natürlich kriegst du das überhaupt nicht mit, dass dann 100.000 Leute das genießen. Aber jetzt hier live in Bonn zu stehen ist echt echt toll.

MZ: Das ist auch eine gute Überleitung zu meiner Abschlussfrage: Wie fühlt es sich für dich jetzt an nach dieser Zeit wieder auf der Bühne stehen zu können?

AZ: Ja, echt echt echt cool! Also wie gesagt die erste Show, wir hatten keine Previews, das heißt die Premiere war wirklich das erste Mal für ein richtiges Publikum. Ich war total geflasht. Ich hab wirklich fast die ganze Show gebraucht, um runterzukommen und mir selbst zu vertrauen: „Okay, ich kann das noch.“ [lacht] Dann die zweite Show war echt „magnifique“. Es macht so viel Spaß und vor allem neben den zwei starken, tollen Frauen Bettina und Elisabeth und das ganze Ensemble ist bombastisch. Also Gil schafft es immer vor allem die Leute zusammenzukriegen und das ist cool.

MZ: Vielen herzlichen Dank Anton für deine Zeit und das schöne Interview und viel Erfolg nachher als Billy Flynn!

AZ: Ja, danke.

Das Interview könnt ihr hier als Video anschauen:

Wer Anton Zetterholm in „Chicago” live erleben möchte, kann hier Tickets für das Musical am Theater Bonn bestellen.

Vielen Dank an Anton Zetterholm für die Beantwortung der Fragen und an das Theater Bonn für die Interview-Möglichkeit!

(Bildquelle (c) Thilo Beu)

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