Musicals sind seit langem ein fester Bestandteil im Spielplan des Münchner Gärtnerplatztheaters. In der Reithalle, einer der Ausweichstätten während der Renovierung des Stammhauses, feierte gestern  eine Produktion des Kultmusicals „Hair“ wieder eine Premiere in der bayrischen Landeshauptstadt. Wir waren dabei und sagen euch, für wen sich ein Besuch in der Stadt lohnt.

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Der junge Claude fährt in die Stadt, da er zum Militärdienst eingezogen werden soll. Dort trifft er auf den „Tribe“ unter der Leitung von Berger. Der Hippie-Stamm fasziniert ihn mit der Anti-Kriegs-Bewegung der Hippies faszinieren.
Nun steht er vor der Wahl und muss sich für eine Seite der Gesellschaft entscheiden.
Die Geschichte ist jedoch nicht der Hauptaspekt des Stückes, sondern das Musical soll die verschiedenen Aspekte des Hippielebens vermitteln.

„Hair“ ist ein Rockmusical. Alle, von Galt MacDermot komponierten, Lieder sind rockig. und Unterschiedliche gesellschaftliche Themen der 70er Jahre werden darin angesprochen, die die Bewegung bestens darstellen.
Die Musik spielt die Band unter der Leitung von Jeff Frohner voll Energie und fehlerfrei.
In der, teils überraschenden, wenn nicht sogar provokanten, Inszenierung von Gil Mehmert wird eine Mischung aus der ursprünglichen Rock-Revue und dem Film gezeigt. Die einzelnen Fokus-Punkte auf bestimmte Charaktere sind dabei an passenden Stellen eingewebt worden, sodass sie nie fehl am Platz oder langatmig wirken.
Die Choreographien von Melissa King bringen stets passend das Lebensgefühl durch die Körpersprache in den Bewegungen herüber.

Der Junge vom Land, Claude, wird von David Jakobs gespielt. Er ist innerlich zerrissen, ob er zum Militär gehen soll oder seinem Stamm treu bleiben soll.

Den verrückten Anführer Berger verkörpert Dominik Hees. Er unterstützt die Bewegung komplett und kann seine Enttäuschung über den Zwiespalt Claudes nicht verbergen.

Bettina Mönch spielt die Studentin Sheila. Sie steht mit ganzer Überzeugung für die Liebe ein – auch wenn es den anderen einmal nicht passt.

Hud wird von Victor Hugo Barreto dargestellt. Er entkommt in der Bewegung seinem echten Leben mitsamt seinen Vaterpflichten.

Der Drogendealer Woof (Lars Schmidt) entzieht sich mit seinem Stoff der Realität und Jeanie (Christina Patten) geht beinahe sorglos dem Mutter-Werden entgegen.

Alle Darsteller können komplett mit ihren Stimmen überzeugen und stellen die jeweiligen Einschnitte authentisch dar.

Das gesamte Ensemble ist eine energiegeladene Truppe. Im gesamten Stück werden die Lieder getanzt und das Ensemble singt mit starker Stimme – auch in einzelnen Soloparts der Ensemble-Mitglieder. Das Problem mit dieser Energie ist jedoch die Abmischung: Wenn einer der Hauptdarsteller solo singt und das Ensemble unterstützt, kann es vorkommen, dass der Solo-Gesang untergeht und der Song nur schwer verständlich ist.

Die, nach einem Festival anmutende, Bühne und die davor gegebene Spielfläche werden mit einzelnen Requisiten und teilweise Projektionen verändert. Dabei verwandeln sie die Bühne, dank passenden Lichtdesign, in die entsprechende Szenerie.

„Hair“ ist ein Musical, dass durch die Rockmusik gute Laune bereitet, aber durch den Inhalt und die Inszenierung zum Nachdenken anregt. Wer dazu bereit ist, der sollte in das Stück gehen. Durch die gesellschaftskritischen Aspekte kann man sich nicht einfach nur berieseln lassen. Außerdem wäre es von Vorteil, wenn man die englischen Songs – zumindest in der Kernaussage – versteht. Auch für ehemalige Anhänger der Bewegung wäre der Abend sicher eine schöne Zeitreise.

Tickets für das Musical könnt ihr hier bestellen.

Besuchte Vorstellung: 25. Februar 2016 (Premiere) in der Münchner Reithalle

(Bildquelle (c) Christian POGO Zach)

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