Erst im April 2019 hat das Musical „Tootsie“ am Broadway Premiere gefeiert und nun fand die Europapremiere der Filmadaption am Gärtnerplatztheater in München statt. Wir haben die zweite Produktion dort besucht:

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Das Musical „Tootsie“:

Das Buch von Robert Horn verlegt die Geschichte vom Filmset der 80er ins heutige Manhattan, wo Michael Dorsey als alternder Schauspieler kaum einen Bühnenjob finden kann. In seiner Verzweiflung bewirbt er sich als Frau verkleidet auf eine Rolle und bekommt diese. Als Dorothy Michaels verbessert er die abstruse Show stetig und lernt auf Augenhöhe einiges über Frauen sowie deren alltägliche Ungerechtigkeiten. Aber auch Co-Star Julie Nichols lernt er intensiv kennen und verliebt sich in diese, womit das Chaos perfekt ist…

Entsprechend dem Setting hat David Yazbek zahlreiche Nummern mit charakteristischem Broadway-Sound für das Stück (im Stück) komponiert, aber es finden sich auch Anklänge von Jazz und Bossa Nova wieder. Das Orchester unter der Leitung von Andreas Partilla spielt schwungvoll und ist so auch gerne lauter als manche Stimme.

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Die Besetzung der Show:

Armin Kahl ist als ‚Michael Dorsey‘ ein frustrierter Besserwisser, der sein Wesen als ‚Dorothy Michaels‘ charmanter verpackt und merklich empathischer agiert. Kahl wechselt nahtlos zwischen den beiden Persönlichkeiten und zeigt nie die Anstrengung, die diese Titelrolle wohl abverlangt. Mit zärtlicherer Stimme, präzisem Spiel und eben solchem komödiantischen Timing erschafft er auf der Bühne einen markanten Charakter, den man lieb gewinnen kann.

Bettina Mönch bringt als ‚Julie Nichols‘ die Missstände in der Schauspielbranche und ihre Bedürfnisse glaubhaft zum Ausdruck, bevor sie in der nächsten Szene wieder stimmstark in ihrer Rolle der ‚Julia‘ im Rampenlicht strahlt.

Als dümmlicher Reality-Star ‚Max Van Horn‘ macht Daniel Gutmann eine gute Figur und versteckt als ‚Craig‘ zunächst gekonnt sein Talent abseits des komödiantischen, bevor er mit vollem Bariton und seiner einzigartigen Liebeserklärung überrascht.

Alexander Franzen ist als ‚Ron Carlisle‘ der misogyne, aufbrausende Regisseur von „Julia und ihre wahre Flamme“ und als dieser, wie man sich ein solches Ekel vorstellt.

Michaels aufgedrehte Ex-Freundin ‚Sandy Lester‘ (eine aufgedrehte Julia Sturzlbaum) ist von Selbstzweifeln zerfressen und zeigt diese gedankliche Abwärtsspirale – zur Erheiterung des Publikum – in ihren verbalen Panikattacken.

Gunnar Frietsch ist dagegen als Mitbewohner und resignierter Autor ‚Jeff Slater‘ ein Ruhepol, der sich mit trockenem Humor und süffisanter Art gerne von außen über die Geschehnisse amüsiert.

Das ganze Ensemble strotzt vor Spielfreude und tanzt die ausdrucksstarken Choreografien von Adam Cooper mit viel Energie, wenn auch nicht immer gänzlich synchron.

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Die Inszenierung in München:

Gil Mehmert beweist mit dieser Inszenierung abermals, dass er weiß wie man unterhält: Er präsentiert ein klischeebeladenes Gag-Feuerwerk, wobei auch merklich langsamere, ernstere Szenen Raum für die Entwicklung der Charaktere lassen. Durch die wandelbare Drehbühne mit New Yorker Flair (Karl Fehringer & Judith Leikauf mit Licht von Michael Heidinger) verliert das Stück auch bei Szenenwechseln nicht an Tempo und ebenso die Übergänge zwischen alltäglichen Charakteren und opulenten Kostümen funktioniert mit den Designs von Alfred Mayerhofer problemlos.

„Tootsie“ ist pure Unterhaltung rund um ein ernstes Thema transportiert von einem starken Cast, dessen Spielfreude überspringt und für herzhafte Lacher im ganzen Publikum sorgt.

Weitere Informationen und Tickets für das Musical „Tootsie“ in München erhaltet ihr hier.

Besuchte Vorstellung: 9. Juli 2022 im Gärtnerplatztheater München

Vielen Dank an das Gärtnerplatztheater München für die freundliche Bereitstellung der Pressekarten für das Musical „Tootsie“!

(Bildquelle (c) Jean-Marc Turmes)

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