Das 1981 am Londoner West End uraufgeführte Musical „Cats“ mit der Musik von Andrew Lloyd Webber zählt zu den erfolgreichsten Musicals aller Zeiten. Nach 20 Jahren kehrt das Stück zurück in das Düsseldorfer Capitol Theater – erstmals in der englischsprachigen Originalproduktion. Im Anschluss schickt ATG Entertainment die bekannten Katzen auf Tournee durch Deutschland, Österreich und die Schweiz. Wir haben die Premiere von „Cats“ auf Tour in Düsseldorf besucht:
Das Musical „Cats“
Die Geschichte von „Cats“ ist schnell erzählt: Einmal im Jahr versammeln sich die Jellicle Katzen in einer besonderen Nacht zu einem Ball. Eine von ihnen wird von ihrem Anführer Old Deutoronomy erwählt, in den sphärischen Raum aufzusteigen und somit ein weiteres Leben zu leben. Hierfür stellen sie sich und ihre Besonderheiten nacheinander vor. Die Geschichte basiert auf den Gedichten von T.S. Eliot.
Die Musik von Andrew Lloyd Webber ist vor allem eins: atmosphärisch. In seinem durchkomponierten Stück verwendet er diverse Musikstile zur Verdeutlichung der Charakterzüge der einzelnen Katzen. Die Partitur ersetzt Dialoge teils gänzlich durch Musik. Dabei werden neben klassischen Musicalelementen, auch Rock-, Pop- sowie Jazzelemente verwendet. Die Live-Band wird an diesem Abend von Daniel McLaughlin dirigiert und setzt Webber’s Partitur mit sattem Sound um. Lediglich die Abmischung von Gesangs und der Musik ist bei der Premiere noch nicht optimal. Gesanglich werden die Darstellerinnen und Darsteller in „Cats“ jedoch eher wenig gefordert. Vielmehr wird ihnen ein hervorragendes Spiel und ein starker Ausdruck abverlangt.
Die Besetzung der Vorstellung
Da das Stück revueartig aufgebaut ist, lässt sich keine Rolle klar als Hauptrolle definieren. Jedoch treten einzelne Figuren durch die auffällige Inszenierung einzelner Darstellerinnen und Darsteller hervor.
Shem Omari James als selbstbewusster, eigensinniger Kater Rum Tum Tugger weiß gesanglich und vor allem schauspielerisch zu überzeugen. Er sorgt auch für die meisten Lacher des Publikums. So setzt er sich während eines Songs die Brille einer Dame aus der ersten Reihe auf die Nase und stolziert damit durch die Gänge des Theaters.
Den längsten Szenenapplaus erntet Lucy May Barker für den Allzeit-Klassiker „Memories“. Auch wenn es der sichtlich jungen Barker nicht gänzlich gelingt, die betagte Grizabella als solche darzustellen, zieht sie das Publikum mit ihrem verletzlichen Spiel in den Bann.
Der Chef-Kater Old Deutoronomy wird verkörpert von Michael Robert-Lowe, der die Rolle klassisch väterlich anlegt. Gesanglich überzeugt er mit „The Ad-Dressing of Cats“, bleibt ansonsten eher zurückhaltend.
Samuel Bateson als Mr. Mistoffelees sorgt am Ende des zweiten Aktes mit einer beeindruckenden tänzerischen Darbietung für einen echten Wow-Moment, auch wenn er in diesem Stück nicht selbst singt. Seine außergewöhnliche Leistung bleibt im Gedächtnis.
Das für eine Tour-Produktion große Ensemble fühlt sich auf der Bühne sichtlich wohl und zeigt enorme Spielfreude. Vor allem beim regelmäßigen Bespielen der Gänge zwischen den Publikumsreihen, wird durch Ausdruck und Spiel der Darstellerinnen und Darsteller deutlich, dass es sich während der Show keineswegs um Menschen, sondern tatsächlich um Katzen handelt.
Die Show auf Tour
Beim Bühnenbild wird auf das aus zahlreichen „Cats“-Produktionen bekannte Design von John Napier zurückgegriffen. Das Publikum blickt auf einen britischen Schrottplatz. Der aufgehende Vollmond scheint über ein zerbeultes Autoheck und einen ramponierten Backofen. Um die Illusion der singenden Katzen für das Publikum perfekt zu machen, sind sämtliche Gegenstände überdimensioniert.
John Napier steuert ebenfalls das bereits bekannte Kostümdesign bei, das insbesondere auf Tanzbarkeit und Ausdrucksstärke ausgelegt ist. Hautenge, elastische Anzüge mit diversen Mustern, einem Schwanz und zwei Ohren sorgen dafür, dass aus Menschen Katzen werden. Die Kostüme wirken dabei jedoch ein wenig aus der Zeit gefallen.
Der Inszenierung liegt die Regiearbeit, die bereits bei der Weltpremiere des Stückes im Jahr 1981 verwendet wurde, zu Grunde. Trevor Nunn schafft es durch seine Arbeit ein visuell überzeugendes Spektakel auf die Bühne zu bringen, welches die Sinnlichkeit des Schauspiels ebenfalls herausstellt – auch wenn dabei oft theatralische Überhöhungen zum Tragen kommen.
Herzstück der Show sind die ikonischen Choreographien der bereits verstorbenen Gillian Lynne, die nun von Chrissie Cartwright umgesetzt werden. Die Bewegungen der Darstellerinnen und Darsteller sind teils artistisch, teils sinnlich. Sie spiegeln faszinierend die katzenhafte Körperlichkeit wider und treiben die Geschichte auch ohne Worte voran.
Besonders schön anzusehen sind die aus dem Bühnenbild bis weit in den Saal hineinreichenden Lichterketten, die je nach Szene gekonnt eingesetzt werden. Das Lichtdesign von David Hersey setzt die Geschichte atmosphärisch gelungen in Szene. Vor allem bei der finalen „Journey to the Heaviside Layer“ schafft es insbesondere das Lichtdesign die eher kleine Bühne des Capitol Theaters „groß“ in Szene zu setzen.
Die englische Originalproduktion von ATG Entertainment erfüllt die Erwartungen des Publikums auf den Punkt: Eine simple Handlung trifft auf ein glänzend aufspielendes Ensemble in illusionierender Katzenmanier– genau das, was „Cats“-Fans seit über vier Jahrzehnten lieben.
In den kommenden Monaten tourt „Cats“ das Musical durch Deutschland, Österreich und die Schweiz. Tickets sind erhältlich ab 39,90€ hier erhältlich.
Besuchte Vorstellung: Premiere am 10. April 2025 – Capitol Theater Düsseldorf
Vielen Dank an ATG Entertainment für die freundliche Einladung zur Premiere von „Cats“ auf Tour 2025 in Düsseldorf!
(Bildquelle (c) Alessandro Pinna)
Tim ist 27 Jahre alt und seit Anfang 2025 Mitglied des Musicalzone.de-Teams. Seit seinem ersten Musicalbesuch im Alter von acht Jahren bei „Starlight-Express“ sind Musicals nicht mehr aus seinem Leben wegzudenken. Nach seinem Job im öffentlichen Dienst besucht er in seiner Freizeit gerne das Theater und fachsimpelt im Anschluss mit anderen Fans. Daneben hat er eine Leidenschaft für diverse Sportarten, Brettspiele und das Entdecken neuer Reiseziele – am besten solche, die sich mit einem Musicalbesuch verbinden lassen.