Zum Kinostart des ersten „Wicked“-Films konnten wir mit dem Komponisten Stephen Schwartz und Autorin Winnie Holzman über den Entstehungsprozess der Adaption des Musicals über die Hexen von Oz für die große Leinwand sprechen – lest hier unser exklusives Interview:

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Musicalzone: Ursprünglich wollte Universal Pictures das Buch „Wicked“ zum Film entwickeln, bevor ihr die Idee zum Musical hattet – wie ist es für euch, dass sich der Kreis nun schließt?

Winnie Holzman: Genau, es war damals Stephens Idee die Geschichte als Broadway Musical zu entwickeln und er hat Marc gebeten es nicht weiter als klassischen Film zu entwickeln – und ich bin sehr dankbar, dass das so passiert ist! Wir sind damals mit dem amerikanisches Klassiker „The Wizard of Oz“ aufgewachsen und wir konnten uns die Geschichte von Oz kaum ohne Gesang vorstellen…

Stephen Schwartz: Genau das war der entscheidende Gedanke. Wir wussten immer, dass wir einen Film daraus machen, wenn das Musical erfolgreich ist – jetzt ist es nach 20 Jahren Entwicklungszeit endlich soweit und wir haben zwei Kinofilme daraus gemacht. Ausschlaggebend dafür war unser Regisseur Jon M. Chu, der diese Ansätze unverhofft an uns herangetragen hat. Es ist wahnsinnig aufregend, da es sich immer noch anfühlt wie unsere Show, aber es ist größer als all unsere Vorstellungen.

WH: Diese Verfilmung ist genau das, was wir uns erhofft haben: Sie bleibt dem Musical treu, aber ist umfassender und geht noch mehr in die Tiefe als wir es auf der Bühne konnten…

MZ: Ihr erwähntet, dass ihr seit 20 Jahren über die Verfilmung nachgedacht habt – in der Zeit gab es einige Entwicklungen, auch gegenüber der Öffentlichkeit… Wie war der Prozess für euch?

WH: Wir beide haben all die Zeit eng zusammengearbeitet, anfangs vor allem viel gesprochen und nachgedacht – ganz ohne Druck… Erst als Regisseur Jon M. Chu an Bord kam, nahm das ganze Fahrt auf und es gab Deadlines, Sets wurden gebaut… Und dann ging die tägliche Arbeit richtig los!

SS: Die Zeit hat uns aber die Möglichkeit gegeben, einige kreative Erweiterungen zu erkunden wie neue Songs oder Szenen für den ersten Teil, die wir letztendlich gar nicht gebraucht haben… Das Ergebnis ist also keineswegs übereilt, sondern ganz bewusst ausgearbeitet – jede einzelne Entscheidung.

WH: Jon hat uns hier oft geholfen uns auf die Bühnenfassung zurückzubesinnen – so hatte ich beispielsweise für „Popular“ eine Montage ausgearbeitet und zahlreiche neue Intros für den Songs geschrieben, bevor wir uns mit Jon M. Chu für die ursprüngliche Fassung entschieden haben, die er sein eigen gemacht hat.

MZ: Es fühlt sich wirklich an wie im Musical. Eine der größten Entscheidungen war allerdings die Verfilmung in zwei Teilen: Der erste Film ist genauso lang wie beide Akte im Musical – wie habt ihr euch für den Mehrteiler entschieden und wie seid ihr bei der Ausweitung des Materials vorgegangen?

SS: Wir haben es uns nicht zur Aufgabe gemacht zwei Filme zu schreiben. Wir haben im Prozess mit Jon M. Chu allerdings gemerkt, dass wir bei einem, langen Film einige Elemente auslassen müssten… Der erste Film ist zwar genauso lang wie unser Musical, aber es fühlt sich nicht so an! Alles was wir ergänzt haben, brauchte es wirklich um die Geschichte zu erzählen und so wurden es zwei Filme.

MZ: Natürlich habt ihr für den Score auch viel Musik im Film ergänzt – dabei kamen mir die meisten Melodien bekannt vor, wenngleich sie für die Situation orchestriert wurden… Wie war dieser Prozess für euch?

SS: Ich hatte glücklicherweise einen Partner in John Powell mit dem ich bereits an „Prince of Egypt“ gearbeitet habe. John kann extrem gut unterschiedliche Stimmungen entstehen lassen und hat weite Teile des Scores erarbeitet, aber dabei wunderbar die bekannten Themen aufgegriffen. Wir hatten lange Diskussionen, was welches musikalische Thema bedeutet und welchen emotionalen Kern es besitzt. So konnte er diese sehr künstlerisch miteinarbeiten.

MZ: Cynthia Erivo, Ariana Grande & Co haben die ikonischen Songs für sich neu interpretiert und neue Riffs & Choices eingebaut, wie auch schauspielerisch die Charaktere für sich entwickelt – wie war die Zusammenarbeit?

WH: Die beiden haben die Show schon ganz jung für sich entdeckt – Ariana mit 10 Jahren und Cynthia im Studium… Daher hatten beide schon eine starke Verbindung zu den Figuren und kamen mit einer großen Liebe für das Musical in den Prozess, sodass sie die Charaktere nicht erst finden mussten. Diese persönliche Verbindung ist meiner Meinung nach ausschlaggebend für ihre bezaubernden Performances – es war nicht einfach nur ein Job für diese beiden großartigen Künstlerinnen, was man im Kino merkt.

SS: Im Bezug auf die Musik haben wir diese in Zusammenarbeit entwickelt wie auch das Drehbuch selbst. Wir haben einiges ausprobiert wie auch unterschiedlichste Riffs… An einem Punkt wollte mein Team „Popular“ etwas updaten und dann meinte Ariana, dass die Leute nicht sie als Glinda, sondern nur einfach Glinda hören sollen. Wie Winnie sagt: Beide hatten diese emotionale Verbindung von Anfang an und sind noch dazu unglaubliche Sängerinnen. Es ist ein Musical in dem die Darsteller wirklich singen können und nicht nur wegen ihres Namens gecasted wurden – und das gilt auch für Jeff Goldblum oder auch insbesondere Jonathan Bailey.

WH: Sie sind Musiker und verstehen ihr Handwerk, was sich im Film zeigt.

MZ: Das hört man auf jeden Fall! Während die Track List identisch mit dem ersten Akt des Musicals ist, folgen im zweiten Teil neue Songs – worauf können sich Fans freuen?

SS: Darüber können wir leider noch nicht sprechen… Es gibt aber auch im ersten Teil einige Änderungen innerhalb der Songs. Insbesondere bei „One Short Day“ wollten wir die Propaganda des Zauberers mit einer neuen Sequenz ausweiten und es gibt andere Erweiterungen wie auch bei „Dancing through life“… Wie erwähnt hatte ich mich an neuen Songs versucht, aber wir brauchten sie nicht – und wir haben immer nur das ergänzt, was nötig war. Im zweiten Teil wurde das stellenweise notwendig, also haben wir daran gearbeitet.

WH: Das war sehr aufregend!

MZ: Wir sind gespannt, freuen uns schon auf die Fortsetzung und dann nochmal ins Detail zu gehen – vielen Dank in der Zwischenzeit!

SS: Wir freuen uns auch schon dann nochmal zu sprechen.

WICKED: Der erste Film zum Musical startet am 12. Dezember 2024 in den deutschen Kinos – der zweite Teil folgt am 20. November 2025.

Vielen Dank an Stephen Schwartz und Winnie Holzman für die Beantwortung der Fragen und an Universal Pictures für die Interview-Möglichkeit zum ersten „Wicked“-Film!

(Bildquelle (c) _)

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