In seiner neuesten, englischsprachigen Inszenierung präsentiert Semmel Concerts Entertainment seit Ende des vergangenen Jahres „Grease – das Hitmusical“ auf Tour. Das nunmehr über 50 Jahre alte Stück feierte zu Beginn der 1970er Jahre Premieren am New Yorker Broadway sowie am Londoner West End. Wenige Zeit später wurde das Musical mit John Travolta und Olivia Newton-John verfilmt und ist bis heute Kult. Wir haben die Show beim Tourstop in Oberhausen besucht:
Das Musical „Grease“
„Grease – das Hitmusical“ spielt in einer amerikanischen Kleinstadt in den 1950er Jahren. Es erzählt die Geschichte der Teenager Sandy Dumbrowski und Danny Zucko, die sich nach einem Sommerflirt in der Rydell-High wiedertreffen. Angekommen im Schulalltag merken die beiden schnell, dass sie charakterlich nicht unterschiedlicher sein könnten. Während der selbstbewusste Danny die rebellische Schülergang „Burger Palace Boys“ anführt, kämpft die brave Sandy an ihrer neuen Schule um Anerkennung und Anschluss bei den coolen „Pink Ladies“, an deren Spitze die launische Rizzo steht. Zwischen Sandy und Danny entwickelt sich eine turbulente Geschichte von Liebe und sozialem Druck.
Vorweg ist zu betonen, dass die Geschichte und ihre Wendungen ein Produkt ihrer Zeit sind: Die dargestellten Frauen unterliegen den gesellschaftlichen Zwängen der 1950er-Jahren während Männer durch ihre Unabhängigkeit und Stärke definiert werden. Vor allem die gänzliche Veränderung von Sandy, die für ein Happy-End der Geschichte unabdingbar erscheint, ist aus heutiger Sicht problematisch. Wichtige emotionale Wendepunkte verlieren in der Inszenierung leider durch eine schnelle Abhandlung der Szenen an Bedeutung, wodurch eine kritische Reflexion des zugrundeliegenden Buches gänzlich ausbleibt.
Die begleitende Musik aus der Feder von Warren Casey und Jim Jacobs, die ebenfalls Buch und Liedtexte im Original schrieben, ist stark durch Einflüsse des Rock’n’Rolls der 1950er-Jahre beeinflusst. Schnelle, tanzbare Songs wechseln sich mit langsamen, gefühlvollen Balladen ab. Bekannte Songs wie “Summer Nights“ und “You’re the One That I Want“ sind längst zeitlose Klassiker und haben sich in der Popkultur fest etabliert. Der Soundtrack wird von einer siebenköpfigen Live-Band unter der Leitung von Harry Haden-Brown kraftvoll und klar spielt. Die Abmischung von Musik und Gesang an diesem Abend ist hervorragend.
Die Besetzung der Vorstellung
Der charismatische Danny wird von Danny Nattrass gespielt, dessen gesangliche und schauspielerische Leistung überzeugend ist. Besonders bei seinen Solo-Parts auf der Bühne beeindruckt er mit starker Präsenz.
Lottie Power verkörpert die naive, innerlich zerrissene Sandy. Besonders in „Hopelessly Devoted to You“ zeigt sie ihre stimmliche Kraft, die auch in der Reprise von „Look at me, I’m Sandra Dee“ nachhaltig im Gedächtnis bleibt.
Die „Burger Palace Boys“ – Cal Plant (Kenickie), Charlie Barnard (Doody), Markus Sodergren (Sonny) und Lewis Starr (Roger) – bringen das Klischee der halbstarken High-School-Teenager authentisch zum Leben. In „Greased Lightnin’“ wird die gesangliche Stärke der Gruppe deutlich, wobei Plant besonders heraussticht.
Rio Maye gelingt es mit Leichtigkeit, die selbstbewusste, zynische Rolle der Rizzo überzeugend zu spielen. Auch gesanglich überzeugt sie auf ganzer Linie. Die „Pink Ladies“ – Emilia Muncey (Frenchy), Elsie Grace Ward (Marty) und Viola Maisey (Jan) – harmonieren sowohl im Gesang als auch im Schauspiel. Es ist ihnen zu verdanken, dass vor allem einige langatmige Szenen im ersten Akt durch humorvolle Einlagen und ein perfektes Timing aufgelockert werden.
Komödiantische Akzente setzen vor allem Shona Masson (Patty), Kai Oxley (Eugene) und Catherine Morris (Mrs. Lynch). Gesanglich bleiben ihnen nennenswerte Solo-Auftritte jedoch verwehrt. Auch Will Jennings weiß mit expressiver Mimik und hervorragendem Gesang als Vince Fontaine zu überzeugen.
Die übrigen Rollen sind passend besetzt und tragen zur ganzheitlich starken Ensemble-Leistung bei.
Die Show auf Tour
Im Mittelpunkt des minimalistischen Bühnenbildes von Lucy Osborne steht passend eine an ein amerikanisches High-School-Football-Stadion angelehnte Tribüne. Durch in der Tribüne integrierte rückseitige Türen kann die Bühne sowohl in ein eingerichtetes Jugendzimmer als auch in einen zwielichtigen Hinterhof verwandelt werden. Wenige zusätzliche Requisiten ergänzen das Bühnenbild. Das Ensemble ist für die Veränderungen auf der Bühne zuständig.
Besonders hervorzuheben ist das Lichtdesign von Nick Richlings. Die sehr hohe Anzahl von Beleuchtungselementen ist auf die Darbietungen abgestimmt und trägt zu einer stimmungsvollen Umsetzung der Geschichte bei. Dabei wird das Niveau einer stationären En-Suite-Produktion ohne weiteres erreicht. Ergänzt wird die Beleuchtung durch das Videodesign von Leo Flint auf dem die Bühne dominierenden großen, halbdurchlässigen Bildschirm.
James Grieve inszeniert die Geschichte klassisch, ohne dabei eine tiefergehende Ebene zu tangieren. Zwar gelingt es Grieve innovative und traditionelle Elemente miteinander zu verknüpfen, jedoch findet keinerlei Einordnung der vorgenannten, buchbedingten Problematiken statt. Somit fehlt es der Inszenierung an einer gewissen Originalität, die sie von anderen Produktionen von “Grease” abhebt.
Aufwiegen können dies jedoch die präzisen, sehr anspruchsvollen Choreographien von Rebecca Howell. Das Ensemble bringt diese eindrucksvoll und mit enormer Energie auf die Bühne. Insbesondere die Leistung des Ensembles beim „Dance-Battle“ zu Beginn des zweiten Aktes („High-School Hop“) beeindruckt nachhaltig.
Die Kostüme von Chirstin Schemmel sind für die Produktion von „Grease – Das Hitmusical“ auf Tour ebenfalls klassisch angelegt: Schwarze Lederjacken treffen auf Rockabilly-inspirierte Kleider und Schleifen im Haar.
Der kultige Musicalklassiker „Grease“ von Semmel Concerts Entertainment brilliert durch ein gesanglich sowie schauspielerisch überzeugendes Ensemble und eine kraftvolle Live-Band. Die englischsprachige Aufführung übermittelt gelungen das Lebensgefühl der 1950er-Jahre und beeindruckt nachhaltig mit außergewöhnlichen Choreographien.
Noch bis Ende Mai 2025 tourt „Grease – Das Hitmusical“ durch Deutschland. Tickets sind hier erhältlich.
Besuchte Vorstellung: 26. März 2026 – Metronom Theater Oberhausen
Vielen Dank an Semmel Concerts Entertainment für die freundliche Bereitstellung der Pressekarten für „Grease – Das Hitmusical“ auf Tour!
(Bildquelle (c) Jochen Quast)
Tim ist 27 Jahre alt und seit Anfang 2025 Mitglied des Musicalzone.de-Teams. Seit seinem ersten Musicalbesuch im Alter von acht Jahren bei „Starlight-Express“ sind Musicals nicht mehr aus seinem Leben wegzudenken. Nach seinem Job im öffentlichen Dienst besucht er in seiner Freizeit gerne das Theater und fachsimpelt im Anschluss mit anderen Fans. Daneben hat er eine Leidenschaft für diverse Sportarten, Brettspiele und das Entdecken neuer Reiseziele – am besten solche, die sich mit einem Musicalbesuch verbinden lassen.