Es gibt Momente, in denen Theater das Unsichtbare sichtbar macht. Ghost – Nachricht von Sam zeigt dies eindrucksvoll: Eine Tourproduktion, die Technik, Emotion und starke Darsteller zu einem bewegenden Gesamterlebnis vereint.

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Der Kultstoff von Bruce Joel Rubin erzählt die Geschichte des jungen Paares Sam und Molly, deren Glück jäh endet, als Sam bei einem Überfall getötet wird. Als Geist bleibt er gefangen zwischen den Welten – unfähig, Molly loszulassen und gezwungen, sie vor weiterer Gefahr zu schützen. Unterstützung erhält er von der exzentrischen Oda Mae Brown, einem Medium wider Willen, das zur humorvollen Schlüsselfigur des Abends wird.

Musikalisch überzeugt das Werk von Dave Stewart und Glen Ballard mit Pop-, Soul- und Musicalelementen, die das emotionale Spektrum der Geschichte perfekt einfangen. Das Sounddesign verstärkt den räumlichen Eindruck – New York wird akustisch greifbar. Das Video- und Lichtdesign schaffen fließende Übergänge zwischen Realität und Jenseits.

Robin Reitsma wird den hohen Anforderungen seiner Rolle vollauf gerecht. Mit Charme und Witz spielt er den liebevollen Lebenspartner, flirtet mit Molly – und mit dem Publikum. Gesanglich und darstellerisch überzeugt Reitsma durchgehend. Da Sam nach seinem Tod nur noch mit den Geistern und Oda Mae Brown interagiert, trägt er viele Szenen quasi allein – und genau darin liegt seine Stärke. Er spielt mit großer innerer Präsenz, lässt Einsamkeit, Verzweiflung und Kampfgeist gleichermaßen spürbar werden. Das blaue Licht, in das er nach seinem Tod getaucht wird, trennt optisch die Welten und unterstreicht seine Isolation – ohne ihm seine Ausstrahlung zu nehmen.

Bianca Basler gestaltet Molly als moderne, verletzliche, aber kämpferische Frau. Sie vermeidet jede übertriebene Sentimentalität und schafft es, die Trauer um Sam mit einer stillen Stärke zu füllen. Ihre Stimme trägt die emotionalen Bögen mühelos – klar, warm und sicher. Besonders in den leisen Momenten berührt sie mit Echtheit, nicht mit Effekten.

Uzoh ist das komödiantische Herz des Abends. Mit natürlichem Charisma, Energie und einer großartigen Körperpräsenz bringt sie Oda Mae Brown auf die Bühne, ohne in Klischees zu verfallen. Ihre Mimik und ihr Timing sitzen perfekt, ihre Komik entsteht aus Wahrhaftigkeit, nicht aus Übertreibung – stimmlich kraftvoll, emotional ehrlich und mitreißend.

Lucas Baier gelingt als Carl Bruner eine vielschichtige Darstellung. Anfangs charismatisch und freundlich, offenbart sich seine dunkle Seite Stück für Stück. Baier spielt die moralische Ambivalenz seiner Figur mit beeindruckender Präzision – nie überzeichnet, sondern nachvollziehbar. Gegen Ende zeigt sich, dass auch Carl ein Gefangener seiner eigenen Entscheidungen ist, was den Moment der Vergebung zwischen Sam und ihm umso eindrucksvoller macht.

Regisseur Manuel Schmitt findet für diese Mischung aus Liebesgeschichte, Thriller und spiritueller Suche die richtige Tonlage: schnörkellos, emotional klar und stets auf die Wirkung im Moment bedacht. Die Balance zwischen Pathos und Bodenhaftung gelingt – keine überzogenen Gesten, sondern echte Emotion.

Das Bühnenbild von Sam Madwar arbeitet mit wirksamen Schiebe- und Fahr-Elementen: Verschiebbare Wände und Schiebetüren verbinden Wohnraum, U-Bahn, Büro und Brooklyn-Häuserschluchten zu einem fließenden Raum. Projektionen, Licht und Sound ergänzen die Bewegung sichtbar – so wird das Übersinnliche auf der Bühne fühlbar.

Diese Tourproduktion von Ghost – Nachricht von Sam beweist, dass großes Musiktheater auch auf Reisen funktionieren kann. Sie vereint starke Stimmen, fein abgestimmte Technik und eine berührende Geschichte zu einem Gesamterlebnis, das berührt und begeistert.

Robin Reitsma, Bianca Basler und Uzoh tragen den Abend mit glaubwürdiger Intensität, unterstützt von einem starken Ensemble und einer präzisen Inszenierung. Ein Musicalabend, der nicht laut schreit, sondern tief wirkt – und genau dadurch unter die Haut geht.

Weitere Informationen und Tickets zu „Ghost. Nachricht von Sam – Das Musical“ auf Tour erhaltet ihr hier.*

Besuchte Vorstellung: 30. November 2025, Wiener Stadthalle, Wien

Bildquelle (c) Nico Moser

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