Thrill Me – Reiz mich, so lautet der Titel des 90-minütigen Krimi-Musicals, das am 16. Oktober 2015 das vorerst letzte Mal im 82er Haus in Gablitz/Wien aufgeführt wurde. Das Zwei-Personen-Stück ist kein Jukebox-Feelgood-Musical, sondern beschäftigt sich mit der Frage „Wie weit würde man für seine Liebe gehen?“. Wir haben das Musical gesehen und verraten euch, ob es sich lohnt dafür in das Theater zu gehen:

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Das Musical beginnt 1958 im Joliet Prison, Illinois, wo Nathan Leopold die Gefängsniskommission bereits zum fünften Mal um Erlassung seiner Strafe anfleht. Doch die Kommission ist nicht zufrieden mit dem, was Nathan bisher zum „Verbrechen des Jahrhunderts“ erzählt und in seinem Buch veröffentlicht hat. So befragen sie ihn erneut nach allen Fakten und zum ersten Mal beschließt Nathan, nun wirklich alles zu erzählen.

Richard Loeb, Nathans bester Freund, war der wahre Antrieb hinter all den Verbrechen, die das Duo je begangen hat. Ob es Brandstiftung, Einbruch oder zuletzt Mord war, stets war Richard derjenige, der die Idee hatte – Nathan wurde nur zum Schmiere stehen gebraucht.  Obwohl Richard Nathan immer abwertend behandelt, ihm ins Gesicht sagt, dass er ihn eigentlich nicht braucht, liebt ihn Nathan bedingungslos. Und als Richard anfängt, von Nietzsche und dem Konzept der Übermenschen zu lesen, beschließt er, dass ihm einfache Verbrechen nicht genug sind. Die beiden unterzeichnen einen Vertag mit Blut, der besagt, dass Nathan Richard bei allem helfen und zur Seite stehen wird – und im Gegenzug fordern kann, was immer er begehrt. Was in Nathans Fall  körperliche Zuwendung von Richard ist. Bald schon kommt Richard auf die Idee, einen 14-jährigen Jungen zu entführen und zu ermorden und ihm das Gesicht mit Säure zu verätzen, sodass man ihn nicht mehr identifizieren kann. Es wäre wohl das perfekte Verbrechen gewesen – hätte nicht Nathan seine Brille am Tatort verloren. Nun nimmt das Stück eine unglaubliche Wendung und endet zum Schluss mit einer Enthüllung, auf die kein Zuschauer vorbereitet ist.

Bernhard Viktorin, der zuletzt bei „Besuch der alten Dame“ in Wien auf der Musical-Bühne stand, bringt den verliebten, fast schon abhängigen Nathan glaubhaft rüber. Man wird nicht nur von seiner Stimme in den Bann gezogen, sondern auch von seinem Schauspiel, das uns tief in die Seele des jungen Nathan blicken lässt.

Auch Oliver Arno besticht mit einer starken Bühnenpräsenz. Man kauft ihm den selbstverliebten, arroganten Richard von der ersten Sekunde ab und auch später, als Richard zunehmend verzweifelter wird, zeigt sich das auch gut in seiner Verkörperung der Rolle. Auch bei ihm passen sowohl Stimme als auch Schauspiel perfekt zum Charakter.

Unterstützt werden die beiden von der Pianistin Bettina Bogdany, die als Junge verkleidet am Flügel auf der Bühne sitzt und sicher und ruhig in das Chicago der 20er Jahre entführt.

Das Bühnenbild besteht nur aus zwei Leinwänden, auf die eine stilisierte Stadt gemalt ist, zwei asymetrischen Quadern und dem Flügel. Das klingt zwar schlicht, ist es auch, aber es reicht völlig aus. Das Auge des Zuschauers nimmt sowohl das Gefängnis, als auch den Wald sowie die brennende Fabrik war, auch wenn sie nicht gezeigt werden.

Kurzum lässt sich sagen, dass Thrill Me ein gelungenes Stück ist, mit einer groartigen Besetzung. Sollte das Stück wieder in Deutschland oder Österreich aufgeführt werden: unbedingt sehenswert!

Besuchte Vorstellung: 16. Oktober 2015 im Theater 82er Haus in Gablitz/Wien

(Bildquelle (c) OFFstage)

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