Seit September 2014 ist die Original-Produktion von „Chicago“ wieder in Deutschland zu sehen. Nach Spielzeiten in Stuttgart und Berlin ist das Stück nun noch bis zum 10. April 2016 in München zu sehen. Wir haben uns das schlichte Broadway-Musical mit viel Jazz dort angeschaut:

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In „Chicago“ geht es um die berühmte Nachtclubtänzerin der 1920er Jahre, Velma Kelly (zielstrebig und intrigant gespielt von Caroline Frank), die ihre Schwester und ihren Mann umgebracht hat. Nun soll der Staranwalt Billy Flynn (schmierig und doch gefährlich gespielt von Nigel Casey) einen Freispruch für sie erreichen und sie über die Presse noch bekannter machen.
Als die Tänzerin Roxie Hart (überzeugend als naives Dummchen gespielt von Carien Keizer) aufgrund eines Mordes an ihrer Affäre eingesperrt wird, bekommt sie Priorität und die Eifersucht von Velma wächst. Flynn übernimmt Roxies Fall, nachdem ihr Mann Amos, als trotteliger, liebender Ja-Sager (liebenswert gespielt von Volker Metzger), die 5000 € für sie auftreibt.
Organisiert werden viele Möglichkeiten von der Knastmutter „Mama“ Morton (taff gespielt von Isabel Dörfler) und die Boulevard-Journalistin Mary Sunshine (reizend, naiv gespielt von M. Schäffner) sorgt mit für die Darstellung der Mörderinnen in der Presse.
Durch das Streben der beiden Tänzerinnen nach Bekanntheit spinnt sich nach und nach ein Netz aus Intrigen, das die Frage zwischen Schein und Sein aufwirft und auch die Medien und Justiz kritisch hinterleuchtet – diese Themen werden dabei oft satirisch behandelt.

Das Stück wird von Jazz-Musik untermalt, wobei die Lieder teils nur mit einem einleitenden Satz verknüpft sind und es etwas dauert bis man die Geschichte durchblickt.

Alle Darsteller können stimmlich vollkommen überzeugen und auch die anspruchsvollen Fosse-Choreographien mit vielen kleinen Details werden genau auf den Punkt umgesetzt. Auch schauspielerisch ist die Cast rollengerecht, wobei alle besonders mit ihrem komödiantischen Timing punkten können.
Ein kleines Manko ist der Akzent, der teilweise Ensembleparts schwer verständlich macht, aber sonst auch in das Setting passt.

Die Band, die auf der Bühne durchgehend zu sehen ist, wird von Jochen Kilian geleitet, der teilweise auch kleine Sprechparts übernimmt. Die Big Band spielt die Songs von John Kander energiereich und mit offensichtlicher Spielfreude. Die Musik hat stets einen vollen Klang hat und auch die Effekte werden perfekt getimt.

Die Bühne, die Kostüme und Requisiten sind alle samt sehr schlicht gehalten – meistens sind lediglich die Tribüne der Band und einige Stühle im Hintergrund. Es gibt keine aufwendigen Effekte – der Fokus liegt auf der Geschichte, den Darstellern und der Musik. Wer also eine Ausstattungsschlacht sucht, der ist hier falsch.

Mit „Chicago“ bekommt man ein klassisches Broadway-Musical, welches etwas zum Nachdenken anregt und mit einem begabten Ensemble punktet. Wer sich auf so ein – etwas anderes – Musical einlassen kann, der sollte dieses Stück nicht verpassen.

Tickets für „Chicago“ könnt ihr hier bestellen.

Besuchte Vorstellung: 23. März 2016 im Deutschen Theater, München

(Bildquelle (c) eventpress / Stage Entertainment)

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